Europäische Energie- und Klimapolitik braucht ambitionierte Ziele für 2030

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Die Europäische Kommission hat im Januar 2014 einen Rahmen für die Klima- und Energiepolitik bis 2030 vorgeschlagen. Er enthält Ziele zur Reduktion von Treibhausgasen und zur Nutzung erneuerbarer Energien, aber kein konkretes Ziel für die Steigerung der Energieeffizienz. Die Treibhausgasemissionen sollen bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden. Ergänzend wurde eine Marktstabilitätsreserve für den europäischen Emissionshandel vorgeschlagen. Diese würde ihre Wirkung jedoch erst spät und zu schwach entfalten. In Hinblick auf die Nutzung erneuerbarer Energien hat die Kommission das Ziel eines europaweiten Anteils von 27 Prozent am Brutto-Endenergieverbrauch formuliert. Dies erscheint vor dem Hintergrund der bisherigen Entwicklungen als unambitioniert. Zudem erfolgt keine verbindliche Aufteilung auf einzelne Mitgliedsstaaten. Die Berechnungen der Kommission beruhen im Stromsektor auf unplausiblen technisch-ökonomischen Annahmen. So werden für die Atomkraft zu niedrige Kosten angenommen, und es wird langfristig vom aus heutiger Sicht unwahrscheinlichen Durchbruch der Technologien zur CO2-Abscheidung ausgegangen. Dagegen werden im Bereich der erneuerbaren Energien nach wie vor zu hohe und veraltete Kostenannahmen getroffen. Angesichts der bisherigen Erfahrungen werden auch für das Jahr 2030 ambitionierte Ziele auf drei Ebenen benötigt: Treibhausgasreduktion, erneuerbare Energien, Energieeffizienz. Der quantitativen Folgenabschätzung der Kommission zufolge würden auch bei ambitionierteren Zielen die Energiesystemkosten nur wenig steigen. Zudem wären unter entsprechenden Rahmenbedingungen positive Investitions-, Außenhandels- und Beschäftigungsentwicklungen möglich. Die deutsche Bundesregierung sollte sich für eine weiterhin ambitionierte europäische Politik zur Verminderung der Treibhausgasemissionen, zur stärkeren Nutzung erneuerbarer Energien und zur Steigerung der Energieeffizienz einsetzen. -- -- In January 2014, the European Commission proposed a framework for its climate and energy policy up to 2030. It includes targets for reducing greenhouse gases and using renewable energies, but no specific targets for increasing energy efficiency. By 2030, greenhouse gas emissions are to be reduced by 40 percent over 1990 figures. Another element of the proposal is the introduction of a market stability reserve for the European Emissions Trading Scheme. However, its impact would be too late and too weak. In regard to renewable energy use, the Commission has proposed a goal to achieve a share of 27 percent of gross final energy consumption throughout Europe. This appears unambitious against the background of developments to date. In addition, there is no mandatory division of these goals among the individual member states. The Commission's calculations are based on implausible technical and economic assumptions in the power sector. The estimated costs for nuclear power are too low, and it is assumed there will be a breakthrough in carbon capture technologies that seems unlikely from today's perspective. In contrast, cost assumptions in the field of renewable energies remain too high and outdated. In light of previous experience, specific goals for 2030 are required on three levels: greenhouse gas emissions reductions, renewable energies, and energy efficiency. According to the Commission's impact assessment, energy system costs would hardly increase even with more ambitious objectives. In addition, creating an appropriate framework would also enable positive developments in investment, exports, and employment. The German federal government should continue its commitment to an ambitious European policy to reduce greenhouse gas emissions, to increase the use of renewable energies, and to boost energy efficiency.
OriginalspracheDeutsch
ZeitschriftDIW Wochenbericht
Jahrgang81
Ausgabenummer10
Seiten (von - bis)175-185
Anzahl der Seiten11
ISSN0012-1304
PublikationsstatusErschienen - 2014
Extern publiziertJa

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