Bildungswachstum und Nationalsozialismus

Publikation: Beiträge in ZeitschriftenZeitschriftenaufsätzeForschungbegutachtet

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Bildungswachstum und Nationalsozialismus. / Titze, Hartmut.

in: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Jahrgang 4, Nr. 3, 01.09.2001, S. 415-436.

Publikation: Beiträge in ZeitschriftenZeitschriftenaufsätzeForschungbegutachtet

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Titze H. Bildungswachstum und Nationalsozialismus. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft. 2001 Sep 1;4(3):415-436. doi: 10.1007/s11618-001-0045-8

Bibtex

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title = "Bildungswachstum und Nationalsozialismus",
abstract = "Aus der Sicht der historischen Bildungsforschung liegt eine neue Deutung des Nationalsozialismus als Sackgasse nahe, in die die {\"u}berforderten Bildungsschichten und breiten Volksmassen sich selbst man{\"o}vriert haben. Die beiden seit der Aufkl{\"a}rung in Wechselwirkung verbundenen Bildungskreisl{\"a}ufe (h{\"o}here Bildung und volkst{\"u}mliche Bildung) sind eigendynamisch derart gewachsen, dass es um 1930 durch Verwertungskrisen in beiden Bereichen („Arbeitslosigkeit“) zum Konflikt zwischen den Eliten und den breiten Volksmassen kam. Der Nationalsozialismus l{\"a}sst sich als widerspr{\"u}chliche Einheit im Rahmen dieses eigendynamischen Zusammenhangs auffassen. Im Bezugsrahmen einer „biologischen Politik“ wurden die Unterschiede zwischen der Auslese der Arten in der Natur und der Bildungsselektion in der Kultur allm{\"a}hlich eingeebnet und verwischt. Das scharfe Selektionsklima machte viele Zeitgenossen bereit, sich auf das nationalsozialistische Abenteuer einzulassen. Die Bildungsselektion, im Rahmen von Rassenwahn instrumentalisiert, f{\"u}hrte zur T{\"o}tung von Staats wegen und zum V{\"o}lkermord. Seit dem zweiten Wachstumssprung des Bildungssystems (1960–1980) entwickelt sich auch in Deutschland eine international orientierte und selbstorganisierte „Kultur von unten“, die auf einer Vermischung von „Elite“ und „Masse“ beruht.",
keywords = "Erziehungswissenschaften, Historische Bildungsforschung , Nationalsozialismus , Bildungssystem ",
author = "Hartmut Titze",
note = "Literaturverz. S. 434 - 436",
year = "2001",
month = sep,
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doi = "10.1007/s11618-001-0045-8",
language = "Deutsch",
volume = "4",
pages = "415--436",
journal = "Zeitschrift f{\"u}r Erziehungswissenschaft",
issn = "1434-663X",
publisher = "VS Verlag f{\"u}r Sozialwissenschaften",
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RIS

TY - JOUR

T1 - Bildungswachstum und Nationalsozialismus

AU - Titze, Hartmut

N1 - Literaturverz. S. 434 - 436

PY - 2001/9/1

Y1 - 2001/9/1

N2 - Aus der Sicht der historischen Bildungsforschung liegt eine neue Deutung des Nationalsozialismus als Sackgasse nahe, in die die überforderten Bildungsschichten und breiten Volksmassen sich selbst manövriert haben. Die beiden seit der Aufklärung in Wechselwirkung verbundenen Bildungskreisläufe (höhere Bildung und volkstümliche Bildung) sind eigendynamisch derart gewachsen, dass es um 1930 durch Verwertungskrisen in beiden Bereichen („Arbeitslosigkeit“) zum Konflikt zwischen den Eliten und den breiten Volksmassen kam. Der Nationalsozialismus lässt sich als widersprüchliche Einheit im Rahmen dieses eigendynamischen Zusammenhangs auffassen. Im Bezugsrahmen einer „biologischen Politik“ wurden die Unterschiede zwischen der Auslese der Arten in der Natur und der Bildungsselektion in der Kultur allmählich eingeebnet und verwischt. Das scharfe Selektionsklima machte viele Zeitgenossen bereit, sich auf das nationalsozialistische Abenteuer einzulassen. Die Bildungsselektion, im Rahmen von Rassenwahn instrumentalisiert, führte zur Tötung von Staats wegen und zum Völkermord. Seit dem zweiten Wachstumssprung des Bildungssystems (1960–1980) entwickelt sich auch in Deutschland eine international orientierte und selbstorganisierte „Kultur von unten“, die auf einer Vermischung von „Elite“ und „Masse“ beruht.

AB - Aus der Sicht der historischen Bildungsforschung liegt eine neue Deutung des Nationalsozialismus als Sackgasse nahe, in die die überforderten Bildungsschichten und breiten Volksmassen sich selbst manövriert haben. Die beiden seit der Aufklärung in Wechselwirkung verbundenen Bildungskreisläufe (höhere Bildung und volkstümliche Bildung) sind eigendynamisch derart gewachsen, dass es um 1930 durch Verwertungskrisen in beiden Bereichen („Arbeitslosigkeit“) zum Konflikt zwischen den Eliten und den breiten Volksmassen kam. Der Nationalsozialismus lässt sich als widersprüchliche Einheit im Rahmen dieses eigendynamischen Zusammenhangs auffassen. Im Bezugsrahmen einer „biologischen Politik“ wurden die Unterschiede zwischen der Auslese der Arten in der Natur und der Bildungsselektion in der Kultur allmählich eingeebnet und verwischt. Das scharfe Selektionsklima machte viele Zeitgenossen bereit, sich auf das nationalsozialistische Abenteuer einzulassen. Die Bildungsselektion, im Rahmen von Rassenwahn instrumentalisiert, führte zur Tötung von Staats wegen und zum Völkermord. Seit dem zweiten Wachstumssprung des Bildungssystems (1960–1980) entwickelt sich auch in Deutschland eine international orientierte und selbstorganisierte „Kultur von unten“, die auf einer Vermischung von „Elite“ und „Masse“ beruht.

KW - Erziehungswissenschaften

KW - Historische Bildungsforschung

KW - Nationalsozialismus

KW - Bildungssystem

UR - https://www.mendeley.com/catalogue/05a8ae93-3bdf-33e5-af3f-af1d27ccbf9e/

U2 - 10.1007/s11618-001-0045-8

DO - 10.1007/s11618-001-0045-8

M3 - Zeitschriftenaufsätze

VL - 4

SP - 415

EP - 436

JO - Zeitschrift für Erziehungswissenschaft

JF - Zeitschrift für Erziehungswissenschaft

SN - 1434-663X

IS - 3

ER -

DOI