Bildungswachstum und Nationalsozialismus

Publikation: Beiträge in ZeitschriftenZeitschriftenaufsätzeForschungbegutachtet

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Aus der Sicht der historischen Bildungsforschung liegt eine neue Deutung des Nationalsozialismus als Sackgasse nahe, in die die überforderten Bildungsschichten und breiten Volksmassen sich selbst manövriert haben. Die beiden seit der Aufklärung in Wechselwirkung verbundenen Bildungskreisläufe (höhere Bildung und volkstümliche Bildung) sind eigendynamisch derart gewachsen, dass es um 1930 durch Verwertungskrisen in beiden Bereichen („Arbeitslosigkeit“) zum Konflikt zwischen den Eliten und den breiten Volksmassen kam. Der Nationalsozialismus lässt sich als widersprüchliche Einheit im Rahmen dieses eigendynamischen Zusammenhangs auffassen. Im Bezugsrahmen einer „biologischen Politik“ wurden die Unterschiede zwischen der Auslese der Arten in der Natur und der Bildungsselektion in der Kultur allmählich eingeebnet und verwischt. Das scharfe Selektionsklima machte viele Zeitgenossen bereit, sich auf das nationalsozialistische Abenteuer einzulassen. Die Bildungsselektion, im Rahmen von Rassenwahn instrumentalisiert, führte zur Tötung von Staats wegen und zum Völkermord. Seit dem zweiten Wachstumssprung des Bildungssystems (1960–1980) entwickelt sich auch in Deutschland eine international orientierte und selbstorganisierte „Kultur von unten“, die auf einer Vermischung von „Elite“ und „Masse“ beruht.
Titel in ÜbersetzungEducational expansion and National Socialism
OriginalspracheDeutsch
ZeitschriftZeitschrift für Erziehungswissenschaft
Jahrgang4
Ausgabenummer3
Seiten (von - bis)415-436
Anzahl der Seiten22
ISSN1434-663X
DOIs
PublikationsstatusErschienen - 01.09.2001

Bibliographische Notiz

Literaturverz. S. 434 - 436

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