Wahlfreiheit am Lernort Hochschule – Die KOMFOR-Studie: Zum Wahlverhalten in fachübergreifenden Studienangeboten.

Aktivität: Vorträge und GastvorlesungenGastvorträge und -vorlesungenForschung

Andreas Seifert - Gastredner*in

    Zunehmend werden an bundesdeutschen Universitäten fachübergreifende Studienprogramme angeboten, um die durch die Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge oftmals verlorengegangenen Freiheitsgrade traditioneller deutscher Studiengänge in neuer Form wiederherzustellen.
    Als eine der Konsequenzen des strukturellen Wandels des Bologna-Prozesses (vgl. Butte u.a. 2012) ist die Einführung der sogenannten General Studies an zahlreichen deutschen Hochschulen zu beobachten. Die General Studies ergänzen die fachwissenschaftliche Ausbildung in der Regel primär durch berufsqualifizierende Angebote und Themen. An der Leuphana Universität Lüneburg wird dieses Modell dahingehend erweitert, das die Studierenden ab dem zweiten Semester neben ihren Major- und Minor-Studiengängen das Komplementärstudium belegen. Dieses gliedert sich in sechs Perspektiven („Verstehen & Verändern“, „Kunst & Ästhetik“, „Projekte & Praxis“, „Natur & Technik“, „Sprache & Kultur“, „Methoden & Modelle“), die zum Teil berufsqualifizierende Inhalte und Lernziele verfolgen und darüber hinaus den Studierenden die Gelegenheit bieten, sich interdisziplinär und überfachlich auszubilden. Das Komplementärstudium steht im Zentrum der hochschuleigenen Bildungsidee, bei der die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung, Handlungsbefähigung und sozialer Verantwortung der Studierenden als ein Kernziel der universitären Ausbildung angesehen wird.
    Eine zentrale Frage für Hochschulentwickler/innen und thematischer Schwerpunkt der KOMFOR-Studie ist, wie diese Angebote von den Studierenden genutzt werden: komplementär (also ergänzend bzw. affin zum studierten Fach) oder divergent (also „über den Tellerrand schauend“ bzw. „neue Horizonte öffnend“). In der KOMFOR-Studie wird beispielhaft das Wahlverhalten Studierender unterschiedlicher Fachrichtungen (Major) im Komplementärstudium an der Leuphana Universität Lüneburg verglichen, und zwar auf Ebene der sechs Perspektiven, zudem soll dieser Vergleich nach einer qualitativen Analyse der Inhalte und Ziele von angebotenen Lehrveranstaltungen auch auf Veranstaltungsebene vorgenommen werden.
    In einer ersten Analyse sind folgende Fragestellungen zielführend:
    - Welchen Einfluss haben Haupt- und Nebenfach auf die Seminarauswahl bzw. auf die Auswahl der angewählten Perspektive?
    - Entscheiden sich die Studierenden eher für eine hauptfachnahe Wahl oder „riskieren“ die Studierenden einen wirklichen Perspektivenwechsel?
    - Welche Rolle spielen bei der Auswahl der Seminare weitere Variablen, wie z.B. das Geschlecht, die Reputation des Lehrenden oder auch der Wochentag des Seminarangebots?
    Die KOMFOR-Studie verfolgt eine mehrdimensionale Betrachtungsweise: In die quantitative Analyse werden die Daten von Studierenden (N = 5.570) und das (Aus-)Wahlverhalten anhand verschiedener Kriterien untersucht (Haupt- und Nebenfach, Semesteranzahl, Geschlecht) sowie die entsprechenden Veranstaltungen seit dem Sommersemester 2008). Das Seminarangebot wird im Rahmen einer qualitativen, inhaltsanalytischen Auswertung aufbereitet. Die Ergebnisse werden in einer Art Rating-Konferenz gemeinsam mit Studierenden, Lehrenden und Hochschulverwaltung.
    Erste Ergebnisse der KOMFOR-Studie werden auf der 43. Tagung der der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd) präsentiert werden.
    Literatur
    Butte, J., Haseloff, L. & Häuser, K.: Veränderungen der universitären Lehr- und Lernkultur durch die Hochschulentwicklung. In: Der pädagogische Blick 4/2012, S. 206-219
    17.03.201419.03.2014

    Veranstaltung

    43. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik - DGHD 2014: „Leitkonzepte der Hochschuldidaktik: Theorie – Praxis – Empirie“

    17.03.1419.03.14

    TU Braunschweig, Deutschland

    Veranstaltung: Konferenz

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