Der Körper auf Tauchstation: Zu einer Wissensgeschichte der Immersion

Projekt: Dissertationsprojekt

Projektbeteiligte

Beschreibung

I. 1. Ausgangspunkt der Arbeit ist eine fragwürdige Polarität, die sich immer noch im Verhältnis von Körpern und digitalen Medien abzeichnet: Zum einen zwischen einem fühlbaren Körper, der sich anhand seiner Interaktion mit digitalen Medien neu materialisiert und damit nicht zuletzt in einer neuen Ästhetik hybridisert. Auf der anderen Seite ein rein funktional-technozentrischer Zugriff auf den Körper, der die Nutzung digitaler Techniken klar einem bestimmten Ziel unterstellt und damit den Körper als kritische Variable in diesem System mitführen muss (Man-in-the-loop). Damit wird entlang der Frage nach Körpern und digitalen Medien eine technik- und kulturwissenschaftliche Trennlinie reproduziert.

2. Gerade das Konzept der Immersion – als Kulturtechnik des Eintauchens von Körpern in fremde Umwelten – liefert hierzu in mehrfacher Hinsicht Aufschluss – sowohl über die künstliche Grenze kultur- und technikwissenschaftlicher Zugriffe auf den Körper als auch über die artifizielle Grenze eines Körpers und (s)einer Umwelt. Immersion ist damit – so die These – ein von der Moderne über die Postmoderne und ihre Virtual Reality-Welten hinaus reichendes Phänomen, an dem sich der Mensch als Protagonist dieser Körper-Umwelt-Grenze rekonstituiert.

II. Bisher litt eine Theoretisierung der Immersion aber einmal unter einer anthropo- und okularzentrischen Betrachtung von Medien, ein andermal unter der Nutzung des Begriffes als Gradmesser für das intensive Erlebnis holistisch anmutender Medienwelten (Dome, CAVE, Oculus Rift). Dabei ist die Anwendung sog. immersive Virtual Environments (oder der preiswerteren Motion-Capture-Verfahren) längst im neuro- und kognitionswissenschaftlichen, therapeutischen, maschinen- oder medizinwissenschaftlichen Alltag angekommen.

Mehr noch – parallel zum Diskurs einer zunehmenden Ubiquität technischer Umwelten wird in diesen Wissenschaften eine Episteme rund um den virtuell immersierten Körper produziert, die Antworten darauf geben, wo der Körper sich fühlen kann oder nicht, wie sich der Körper (s)einem Ich zuschreibt und nicht zuletzt, wie sich anhand von digitalen Menschmodellen ganze Bewegungsabläufe antizipieren lassen. Immersion ist damit nicht mehr das Siegel für eine hochgerüstete Technik, die ein somatisch-involvierendes Medienerlebnis verbürgt, sondern das Verschieben der genuin philosophischen Frage nach den Grenzen von Körper-Umwelt und Ich in die Virtualität.
StatusAbgeschlossen
Zeitraum01.05.1301.12.16

Verknüpfte Publikationen

Zuletzt angesehen

Aktivitäten

  1. Die demokratische Verfasstheit der Europäischen Union nach Lissabon
  2. Civic invocations: Contemporary codes of conduct in liberal democracy
  3. Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft e.V. (Externe Organisation)
  4. Annual Convention of the International Studies Association - ISA 2016
  5. 13. Internationalen Kongress zur Erforschung des 18. Jahrhunderts (2011)
  6. Die Konstruktion der Kernfamilie im novellierten Personenstandsrecht
  7. Media Practices in “Red Algeria” and its Heritage in Contemporary Arts
  8. Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft e.V. (Externe Organisation)
  9. Warum ist Deutschland ein Rechtsstaat und weshalb ist das so wichtig?
  10. Submission UK Government Consultation on the UK Outer Space Act 1986
  11. Modern micropolitics of antipopulism: Rethinking discourse and empathy
  12. 16th International Conference on Human Computer Interaction - HCI 2014
  13. Bacillus pseudofirmus AL-89: A source for industrial relevant proteases
  14. 41st West European Fish Technologists Association Meeting - WEFTA 2011
  15. Guy Hocquenghem - historische Sexualwissenschaft und queerer Marxismus
  16. "Rechtsphilosophische Grundlegung der Patientenautonomie im Strafrecht"
  17. Fürsorge oder Selbstbestimmung? Von Patientenrechten und Arztpflichten.
  18. Loukakis, Andreas: Liability for Damage from Satellite Signals in Space
  19. Enforcing European Competition Law – Public versus Private Enforcement?
  20. IRS, Princeton University Conference "Monopsony in the labor market" 2008
  21. 27th Association for Psychological Science Annual Convention - APS 2015
  22. (Unbedingtes) Grundeinkommen - eine Perspektive auf "wie man es finanziert".