Effekte eines VR-Trainings zur Kompetenzentwicklung und Reflexion im Rahmen von Elterngesprächen

Aktivität: Vorträge und GastvorlesungenPräsentationen (Poster ua.)Forschung

Friederike Knabbe - Sprecher*in

Yannik A. Escher - Ko-Autor*in

Hannes Petrowsky - Ko-Autor*in

David Loschelder - Ko-Autor*in

Poldi Kuhl - Ko-Autor*in

Theoretischer Hintergrund

Die Aufgaben von angehenden Lehrkräften sind mit zahlreichen Herausforderungen verknüpft, wovon die Kommunikation mit Eltern ein wichtiger Aspekt ist. Das Führen von Elterngesprächen fordert spezifische Beratungskompetenzen von Lehrkräften. Obwohl die Beratung im Rahmen von Elterngesprächen zu den alltäglichen Kernaufgaben von Lehrkräften gehört (Hertel, 2009; KMK, 2022), findet im universitären Kontext über die theoretische Auseinandersetzung hinaus kaum eine Vorbereitung darauf statt. Neuere technologische Entwicklungen, insbesondere die virtuelle Realität (VR), bieten Lehramtsstudierenden eine innovative, realistische und aktive Übungsmöglichkeit für die Erprobung von Elterngesprächen. Bislang wurde jedoch noch nicht untersucht, inwieweit VR für das Üben solcher Situationen im Rahmen der Lehrerausbildung geeignet ist. Auch mögliche vermittelnde Faktoren wie Ängste, Selbstwirksamkeitserwartungen oder motivationale Aspekte sind bisher nicht untersucht worden.

In einer kürzlich durchgeführten Pilotstudie mit N = 15 Lehramtsstudenten wurde herausgefunden, dass die Teilnehmenden hoch motiviert waren, VR als Übungsmöglichkeit zu nutzen, an Beratungskompetenz gewannen und eine Abnahme der aufgabenbezogenen Angst im Verlauf des VR-Trainings stattfand (Knabbe et al., 2024).

Um die bisherige Forschung zu erweitern und ein Verständnis für die Prozesse zu entwickeln, die VR-basierten Trainings zugrunde liegen, wurde die Hauptstudie durchgeführt. In der das „Cognitive Affective Model of Immersive Learning“ (CAMIL; Makransky & Petersen, 2021) empirisch getestet und erweitert wird. Dieses theoretische Modell besagt, dass Präsenz und Handlungsfähigkeit die allgemeinen psychologischen Voraussetzungen des Lernens in VR sind (Makransky & Petersen, 2021). Das Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, die Effektivität eines hoch immersiven VR-Trainings für Elterngespräche mit einem chat-basierten Trainingsprogramm zu vergleichen und zu evaluieren. Erstens durch die Konstruktion eines theoretischen Modells der Entwicklung sozialer Fähigkeiten in der immersiven Umgebungen, d.h. durch die Erweiterung des CAMIL-Modells, zweitens aber auch durch die Prüfung des Modells und den Vergleich der Lerneffekte mit einer starken Kontrollbedingung. Nach vier Monaten wird eine Nachbefragung durchgeführt, um die Langzeitwirkung des Trainings zu untersuchen.

Die Studie folgt einem Prä-Post-Interventionsdesign und untersucht die selbst eingeschätzten Effekte eines neu entwickelten VR-Trainings für Elterngespräche auf die Selbstwirksamkeitserwartung bezüglich schulischer Beratungsgesprächen und die Angst vor Elterngesprächen.

Methode

Derzeit wird die Hauptstudie durchgeführt und eine Gesamtstichprobe von N = 100 angestrebt. Bei den Teilnehmenden handelt es sich um Lehramtsstudierende der Bachelor- und Masterstudiengänge der Leuphana Universität Lüneburg. Die meisten Teilnehmenden haben noch keine Erfahrung mit VR, und nur wenige haben bereits Erfahrungen mit Elterngesprächen sammeln können.

Zur Vorbereitung erhielten die Studierenden eine Fallvignette mit Informationen über das zu führende Elterngespräch. Sie wurden randomisiert entweder (1) einem virtuellen 3D-Klassenraum mit 180°-Blickwinkel und VR-Brille oder (2) der Kontrollbedingung mit Chat zugewiesen. In beiden Bedingungen mussten die Teilnehmenden ein problemorientiertes Gespräch mit einem Elternteil führen. Die Versuchsbedingung in VR war videobasiert, und die virtuelle Elternfigur, die von einer professionellen Schauspielerin dargestellt wurde, wurde von der Trainingsleitung durch Auswahl des entsprechenden Videos gesteuert. Die Kontrollbedingung basierte auf einer Chat-Nutzeroberfläche für die Teilnehmenden, die auf einem Laptop vor ihnen platziert wurde. Die Teilnehmenden erhielten Chat-Nachrichten von dem Elternteil und antworteten schriftlich. Die Fragen des Elternteils waren identisch mit denen der VR-Bedingung formuliert. Zur Beantwortung der Forschungsfrage nach den Auswirkungen des Trainings wurde eine Pre- und Postbefragung der Studierenden durchgeführt. In beiden Fragebögen wurden die Selbsteinschätzungen erhoben, unter anderem zu Selbstwirksamkeitsüberzeugungen (De Coninck et al., 2020) und Ängsten (McCarthy und Goffin, 2004).

Ergebnisse und Diskussion

Die Studie wird seit dem Wintersemester 2023/24 mit einer angestrebten Anzahl von N = 100 Teilnehmern durchgeführt. In der Präsentation werden die Ergebnisse der Hauptstudie vorgestellt und die Auswirkungen des VR-Trainings auf die Selbstwirksamkeitsüberzeugungen und die Ängstlichkeit der Teilnehmenden berichtet. Auf der Grundlage der vorangegangenen Pilotstudie erwarten wir, dass die Selbstwirksamkeit zunimmt und die Ängstlichkeit abnimmt. Abschließend werden die Implikationen für den Einsatz von VR im Rahmen der Lehrkräfteausbildung diskutiert.
27.01.2025

Veranstaltung

12. Jahrestagung der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung - GEBF 2025: Bildung als Schlüssel für gesellschaftliche Herausforderungen

27.01.2529.01.25

Mannheim, Baden-Württemberg, Deutschland

Veranstaltung: Konferenz

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