"DA wurd ich Auch ganz blöde angeguckt": Das moralische Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichem Anspruch und individueller Integrität in einer Selbsthilfegruppe zum Thema Übergewicht

Research output: Journal contributionsJournal articlesResearchpeer-review

Standard

Harvard

APA

Vancouver

Bibtex

@article{bbd8fc228e2a4f2d9b4d3949509cd0e8,
title = "{"}DA wurd ich Auch ganz bl{\"o}de angeguckt{"}: Das moralische Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichem Anspruch und individueller Integrit{\"a}t in einer Selbsthilfegruppe zum Thema {\"U}bergewicht",
abstract = "Selbsthilfegruppen sind Orte, an welchen Personen mit Ausgrenzungserfahrungen einander gezielt suchen. Das erlebte individuelle Abweichen von gesellschaftlich gesetzten Normalit{\"a}tserwartungen wird dabei oftmals in Begriffen von Moralit{\"a}t verhandelt. Moralisierende Narrative werden eingesetzt, um das Erleben des eigenen Abweichens zu beschreiben, um den Umgang anderer Personen mit diesem Abweichen zu er{\"o}rtern, aber auch um {\"u}ber das Abweichen anderer Personen zu sprechen. An transkribierten Tonaufnahmen einer Gruppensitzung einer Selbsthilfegruppe f{\"u}r Personen mit starkem {\"U}bergewicht wird anhand konversationsanalytischer Methoden gezeigt, dass die hierf{\"u}r herangezogenen Wertesysteme nicht homogen und stabil erscheinen. Gesellschaftliche Normen in Bezug auf K{\"o}rperformen und lokale Normen von Gesichtswahrung und Empathie er{\"o}ffnen ein Spannungsfeld von Erwartungshaltungen, das die Gespr{\"a}chsbeteiligten in paradoxe Positionen versetzt. Vor diesem Spannungsfeld stellt sich die moralische Integration der Gruppe und Aufrechterhaltung der dortigen Solidarit{\"a}t als stetige und komplexe Arbeitsleistung dar. Eine Strategie hierf{\"u}r ist spezifische Vagheit in Erz{\"a}hlungen, die affektive Affiliation bef{\"o}rdert und inhaltliche Kritik vermeidet.",
keywords = "Soziologie, Moralisierung, Konversationsanalyse, Selbsthilfegruppen, Normalit{\"a}tserwartungen, {\"U}bergewicht",
author = "Sarah Hitzler",
note = "Titel d. Ausgabe: Moralisieren im Alltag",
year = "2020",
month = dec,
day = "1",
doi = "10.30820/0942-2285-2020-2-124",
language = "Deutsch",
volume = "28",
pages = "124--146",
journal = "Journal f{\"u}r Psychologie",
issn = "0942-2285",
publisher = "Psychosozial-Verlag",
number = "2",

}

RIS

TY - JOUR

T1 - "DA wurd ich Auch ganz blöde angeguckt"

T2 - Das moralische Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichem Anspruch und individueller Integrität in einer Selbsthilfegruppe zum Thema Übergewicht

AU - Hitzler, Sarah

N1 - Titel d. Ausgabe: Moralisieren im Alltag

PY - 2020/12/1

Y1 - 2020/12/1

N2 - Selbsthilfegruppen sind Orte, an welchen Personen mit Ausgrenzungserfahrungen einander gezielt suchen. Das erlebte individuelle Abweichen von gesellschaftlich gesetzten Normalitätserwartungen wird dabei oftmals in Begriffen von Moralität verhandelt. Moralisierende Narrative werden eingesetzt, um das Erleben des eigenen Abweichens zu beschreiben, um den Umgang anderer Personen mit diesem Abweichen zu erörtern, aber auch um über das Abweichen anderer Personen zu sprechen. An transkribierten Tonaufnahmen einer Gruppensitzung einer Selbsthilfegruppe für Personen mit starkem Übergewicht wird anhand konversationsanalytischer Methoden gezeigt, dass die hierfür herangezogenen Wertesysteme nicht homogen und stabil erscheinen. Gesellschaftliche Normen in Bezug auf Körperformen und lokale Normen von Gesichtswahrung und Empathie eröffnen ein Spannungsfeld von Erwartungshaltungen, das die Gesprächsbeteiligten in paradoxe Positionen versetzt. Vor diesem Spannungsfeld stellt sich die moralische Integration der Gruppe und Aufrechterhaltung der dortigen Solidarität als stetige und komplexe Arbeitsleistung dar. Eine Strategie hierfür ist spezifische Vagheit in Erzählungen, die affektive Affiliation befördert und inhaltliche Kritik vermeidet.

AB - Selbsthilfegruppen sind Orte, an welchen Personen mit Ausgrenzungserfahrungen einander gezielt suchen. Das erlebte individuelle Abweichen von gesellschaftlich gesetzten Normalitätserwartungen wird dabei oftmals in Begriffen von Moralität verhandelt. Moralisierende Narrative werden eingesetzt, um das Erleben des eigenen Abweichens zu beschreiben, um den Umgang anderer Personen mit diesem Abweichen zu erörtern, aber auch um über das Abweichen anderer Personen zu sprechen. An transkribierten Tonaufnahmen einer Gruppensitzung einer Selbsthilfegruppe für Personen mit starkem Übergewicht wird anhand konversationsanalytischer Methoden gezeigt, dass die hierfür herangezogenen Wertesysteme nicht homogen und stabil erscheinen. Gesellschaftliche Normen in Bezug auf Körperformen und lokale Normen von Gesichtswahrung und Empathie eröffnen ein Spannungsfeld von Erwartungshaltungen, das die Gesprächsbeteiligten in paradoxe Positionen versetzt. Vor diesem Spannungsfeld stellt sich die moralische Integration der Gruppe und Aufrechterhaltung der dortigen Solidarität als stetige und komplexe Arbeitsleistung dar. Eine Strategie hierfür ist spezifische Vagheit in Erzählungen, die affektive Affiliation befördert und inhaltliche Kritik vermeidet.

KW - Soziologie

KW - Moralisierung

KW - Konversationsanalyse

KW - Selbsthilfegruppen

KW - Normalitätserwartungen

KW - Übergewicht

UR - https://www.mendeley.com/catalogue/8ca5a877-91e1-3030-ae89-2a90efd7ca04/

U2 - 10.30820/0942-2285-2020-2-124

DO - 10.30820/0942-2285-2020-2-124

M3 - Zeitschriftenaufsätze

VL - 28

SP - 124

EP - 146

JO - Journal für Psychologie

JF - Journal für Psychologie

SN - 0942-2285

IS - 2

ER -