Ganztagsbeschulung und soziale Beziehungen Jugendlicher: Eine netzwerkanalytische Studie

Publikation: Bücher und AnthologienMonografienForschung

Authors

Der Prozess des Ausbaus von Ganztagsschulen (GTS) schreitet fort. Hieraus stellen sich Fragen nach der Auswirkung bildungspolitischer Maßnahmen auf die Lebenswelt und die Entwicklung der Heranwachsenden, verändert der Wandel der zeitlichen und räumlichen Lebensbedingungen der Jugendlichen in der Ganztagsschule doch die Gelegenheitsräume für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Peer-Beziehungen, die ihrerseits als Kontext der primären Sozialisation in direkter Beziehung zur Entwicklung der Jugendlichen stehen.

Über die spezifischen Vorteile, aber auch über die evtl. Schwierigkeiten und Probleme von Ganztagsschülern liegen derzeit kaum empirisch abgesicherte Erkenntnisse vor. Unbekannt ist u. a., ob der verlängerte Schultag Einfluss auf die Quantität und Qualität der Peer-Netzwerken und Freundschaften von Jugendlichen nimmt. Diese Forschungslücke sucht die Studie zu schließen. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht die subjektive Sicht der Jugendlichen.

Die Querschnittsstudie untersuchte eine Stichprobe (N=114) von Gymnasiasten im Alter zwischen 11 und 17 Jahren, wobei Halbtagsschüler mit Ganztagsschülern und Internatsschülern verglichen wurden, die alle die gleiche Schule besuchten.
Als Forschungsmethode wurde die Netzwerkanalyse gewählt.

Rimma Kanevski stellt ein standardisiertes Instrument zur Erfassung des persönlichen sozialen Unterstützungsnetzwerks der einzelnen Kinder und Jugendlichen inklusive seiner strukturellen, funktionalen und interaktionalen Merkmale. Das Netzwerkinterview (LüNIK) besteht aus einem Netzwerkgenerator und einem Netzwerkinterpretator und kann im Klassenverband angewendet werden.

Die Dauer des Schultages erwies sich als bedeutsam für die Zusammensetzung der persönlichen Unterstützungsnetzwerke Jugendlicher. Denn beim Vergleich der sozialen Netzwerke von Halbtags-, Ganztags- und Internatsschülern beiderlei Geschlechts, wurden einige Merkmale identifiziert, die einen Hinweis auf die Beeinträchtigung der Gleichaltrigen-Beziehungen der Ganztagsschüler geben. GanztagsschülerInnen berichteten nämlich im Vergleich zu ihren Alters- und Geschlechtsgenossen, die die Halbtagsschule besuchten u.a. über

- eine geringere Anzahl von reziproken Freundschaften
- eine weniger umfassende soziale Unterstützung in Freundschaften (in einer geringeren Anzahl von inhaltlichen Kontexten)
- eine stärkere Orientierung an den Eltern als Quellen der sozialen Unterstützung.

Angesichts der Bedeutung, die Peer- und Freundschaftsbeziehungen im Jugendalter annehmen, ist das ein alarmierendes Signal. Eine ausreichend große Peergruppe stellt die Grundvoraussetzung gelingender sozialer und emotionaler Entwicklung von Jugendlichen dar. Sie ist entscheidend, damit sich Beziehungen auf der Ebene von Freundschaften entwickeln und sich zu multiplexen und reziproken Beziehungen (Freundschaften) ausweiten können.
OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortHamburg
VerlagVerlag Dr. Kovač
Anzahl der Seiten334
ISBN (Print)978-3-8300-3695-1
PublikationsstatusErschienen - 2008

Bibliographische Notiz

Zugl.: Lüneburg, Univ., Diss., 2007

Zuletzt angesehen

Publikationen

  1. Schlafstörungen
  2. Jahreslosung 2003
  3. § 292 Haftung bei Herausgabepflicht
  4. Self-initiated expatriates and their career success
  5. The Legal Framework Governing Negotiated Settlements/Plea Agreements in Cartel Cases in the United States
  6. Analyse von geschlossenen Immobilienfonds mit stochastischer Simulation
  7. Kiew, Kyiv oder Kyjiw? Positionierung durch Begriffsverwendung in der schweizerischen, bundesdeutschen und österreichischen Berichterstattung zum Ukrainekrieg
  8. Einkommensanalysen mit Steuerdaten
  9. Billig-standardisiert und hochwertig spezialisiert
  10. Tourist Trend Research by Trend Screening
  11. "Das Fenster in die Welt". Fernsehen in den fünfziger Jahren
  12. § 289 Zinseszinsverbot
  13. Chancen erkennen und nutzen
  14. Ablehnungskultur
  15. Tierschutz in der Verfassung und was nun?
  16. Kombinatorisches Zählen
  17. Unternehmerische Motivation und Wiedergründungsbereitschaft
  18. Education in residential care and in school
  19. The Meaning of Work for Post-retirement Employment Decisions
  20. Multiple Glacial Refuges of Unwinged Ground Beetles in Europe
  21. Montage braucht Erfahrung
  22. Mediale Heldennarrative im Ukraine-Krieg-Diskurs
  23. Fridays for Future aus nachhaltigkeitswissenschaftlicher Perspektive
  24. Making transdisciplinarity happen
  25. Kommentierung der Art. 16: Ermöglichende Tätigkeiten
  26. Ökonomische Chancen durch nachhaltige Unternehmensführung
  27. Comparison of biomechanical and clinical assessment of postural stability in Parkinson`s disease
  28. Scholtz, Christopher P.: Alltag mit künstlichen Lebewesen, Göttingen 2008
  29. Ausgewählte Suchtpräventionsprojekte für Kinder und Jugendliche in Deutschland seit 1985
  30. Direktvertrieb von Fremdkapitaltiteln
  31. Private Equity und Venture Capital
  32. "Denken an den Übergängen"
  33. Quo vadis ErzieherInnenausbildung? Akademische Studiengänge in der Elementarpädagogik
  34. Rechnungslegung nach dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG)
  35. Health literacy and mental health of school principals. Results from a German cross-sectional survey
  36. Interessenpolitisches Umweltmanagement
  37. Psychological distance and imitation
  38. In Krisen aus Krisen lernen
  39. Wiesing, Lambert: Das Mich der Wahrnehmung. Eine Autopsie, Suhrkamp Verlag 2009
  40. Mobilitätswende in Wuppertal
  41. Scenario-based scales measuring cultural orientations of business owners
  42. Tourismuspolitik
  43. Jane Addams und Mary Parker Follett