Krankheitskosten von bipolaren Störungen - eine systematische Literaturübersicht

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Einleitung und Fragestellung: Bipolare Störungen verursachen weltweit hohe Kosten, sowohl bei den Leistungsträgern der Gesundheitsversorgung als auch auf volkswirtschaftlicher Ebene. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Identifizierung, Analyse und Bewertung von Krankheitskostenstudien, die sich mit diesem Krankheitsbild auseinandersetzen.

Methodik: Es wurde eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken von Pubmed, Psycinfo und Psyndex mit den Schlagwörtern „bipolar disorder*“, „mania“, „manic“, „economic“, „cost-of-illness“, burden-of-illness“ und „economic burden“ durchgeführt, um relevante Krankheitskostenstudien ab dem Jahr 2000 zu identifizieren. Die Suchergebnisse wurden zunächst im Hinblick auf Titel und Abstract von drei Gutachtern beurteilt und die als relevant erachteten Studien schließlich im Volltext analysiert. In einem weiteren Schritt wurden die Studien im Hinblick auf methodische Aspekte untersucht. Anschließend wurden die ausgewiesenen Krankheitskosten mithilfe von länderspezifischen Inflationsraten auf das Jahr 2009 inflationiert und in US-Kaufkraftparitäten (PPP-US-$) umgerechnet, um die Kosten miteinander vergleichen zu können.

Ergebnisse: Es konnten 19 relevante Studien identifiziert werden. 13 Studien stammten aus den USA, sechs aus Europa. Eine Studie schätzte die Lebenszeitkosten von Bipolaren Störungen alle anderen Studien errechneten Kosten, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums anfielen. Die Mehrzahl der Studien nutzte Abrechnungsdaten von Leistungsträgern, um die Kosten zu schätzen auch spezifische Fragebögen oder aggregierte Daten wurden herangezogen. 13 Studien errechneten ausschließlich direkte Krankheitskosten, eine Studie beschäftigte sich nur mit den indirekten Kosten und fünf Studien analysierten sowohl direkte als auch indirekte Kosten. Während die Mehrzahl der Studien durchschnittliche Kosten pro Person („Pro-Kopf-Studien“) auswies, errechneten vier Studien die Kosten auf nationaler Ebene und drei Studien nutzten beide Ansätze. Drei der 15 Pro-Kopf-Studien errechneten ausschließlich Krankheitskosten, die aufgrund einer bipolaren Störung anfielen sechs Studien gaben die Höhe der gesamten angefallenen Behandlungskosten von Personen mit bipolaren Störungen an und sechs Studien betrachteten beide Kostenansätze. Direkte indikationsspezifische Krankheitskosten beliefen sich auf 660 bis 4.166 US--PPP pro Person und Jahr indikationsspezifische indirekte Kosten wurden von keiner Studie errechnet. Gesamtbehandlungskosten wurden mit einer Spannweite von 1.012 bis 13.886 US--PPP pro Person und Jahr ausgewiesen. Die indirekten Kosten beliefen sich auf 2.224 bis 4.094 US--PPP pro Person und Jahr. Die Studien, welche sich mit den Kosten bipolarer Störungen auf nationaler Ebene eines spezifischen Landes beschäftigten, wiesen direkte Kosten in Höhe von 183 Mio. US--PPP (Deutschland) bis zu 1.015 Mio. US--PPP (England) aus und indirekte Kosten von 1.641 Mio. US--PPP (Niederlande) bis zu 7.562 Mio. US--PPP. Die Lebenszeitkosten von Personen mit bipolaren Störungen wurden auf insgesamt 516.193 US--PPP geschätzt, wobei 64% auf indirekte Kosten zurückzuführen sind.

Diskussion: Das methodische Vorgehen der einzelnen Studien war sehr heterogen, insbesondere die Auswahl der Untersuchungspopulation oder die Definition der relevanten Kostenkategorien. Dies führte dazu, dass die Ergebnisse stark voneinander abweichen und ein Kostenvergleich schwierig ist. Die Evidenz zu den Krankheitskosten bipolarer Störungen ist damit begrenzt und muss in weiteren, möglichst standardisierten Krankheitskostenstudien untersucht werden. Insgesamt ist jedoch festzustellen, dass bipolare Störungen immense volkswirtschaftliche Kosten verursachen.
Original languageGerman
JournalGesundheitswesen
Volume74
Issue number08/09
Pages (from-to)A55
Number of pages1
ISSN0941-3790
DOIs
Publication statusPublished - 01.08.2012
Event48. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention - DGSMP 2012 : Gesundheitsökonomie versus Sozialmedizin – wie viel Ökonomisierung verträgt ein solidarisches Gesundheitssystem? - Universität Duisburg-Essen, Essen, Germany
Duration: 12.09.201214.09.2012
Conference number: 48
https://www.dgsmp.de/jahrestagungen/essen-2012/

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