Das M/Other Projekt: Kreativität zwischen künstlerischer Schöpfung und biologischer Reproduktion in der zeitgenössischen Kunst (Freigeist Fellowship)

Projekt: Forschung

Projektbeteiligte

Beschreibung

Seit den frühen 2000er Jahren hat sich Mutterschaft zu einem drängenden Thema in der zeitgenössischen Kultur entwickelt. Künstler* innen-von denen viele zum ersten Mal in der modernen Geschichte selbst Mütter sind- haben begonnen, die Unterscheidung zwischen künstlerischer Schöpfung und biologischer Reproduktion in Frage zu stellen. Mit diversen Strategien-vom Archaischen bis zur künstlichen Intelligenz hinterfragen diese Kunstwerke die dominante Narrative von Mutterschaft als Kehrseite des innovativen, zukunftsorientierten Subjekts des kreativen Imperativs der westlichen Gesellschaft (Donath 2015, Rose 2019).

Mütterlichkeit wird vermehrt als kritisches Gegenmodell begriffen, das alternative Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens entwirft. In solchen Arbeiten wird die Mutter zu einer Grenzfigur, welche Binaritäten in Sprache (Linguistik, Literatur und Psychoanalyse), Wissen (Philosophie und Soziologie) und Repräsentation (Kunst- und Kulturwissenschaften) und damit die westlichen Dualismen von Selbst und Anderem in Frage stellen.

An der Schnittstelle dieser Disziplinen angesiedelt, versucht das Forschungsprojekt diese grenzüberschreitende Figur in einem vergleichenden Blick auf zeitgenössische Kunst in Europa, den USA und Lateinamerika zu erfassen. Welche Implikationen hat der "maternal turn* für normative Definitionen des Kreativitätsbegriffs sowie für Alterität als grundlegendes Dilemma von Repräsentation selbst? Ist diese neue Vorstellung von Kreativität, welche auf Materialien und Themen zurückgreift, die in der westlichen Kultur lange Zeit an den Rand gedrängt wurden, ein Paradigmenwechsel? Oder ist sie einfach ein Zurückweichen im Zuge eines erstarkenden Neonationalismus und Neopaternalismus? Sehen wir unterschiedliche Epistemologien von Mutterschaft in westlichen und nicht-westlichen Kulturen oder gibt es einen dominanten Repräsentationsansatz, der diese Unterschiede einebnet?

Durch die Rekonstruktion einer Genealogie der mütterlichen Schöpfung möchte ich zeigen, wie solche Kunstwerke das Tabu der Darstellung der Mutter als Quelle intellektueller Kreativität durchbrechen. Ich untersuche diese Hypothese durch Analysen von visuellen und textuellen Objekten, im Dialog mit zeitgenössischen Künstler* innen und Kurator*innen sowie durch Archivrecherchen. Ich untersuche auch, wie diese Arbeiten auf Parallelmodelle von Mütterlichkeit reagieren, von den protestierenden Müttern der Black Lives Matter Bewegung bis zu dem neuen Fokus auf „Care" in der Wissenschaft und zum Kind als Leitfigur des Klimaschutzes. Es wird argumentiert, dass solche Phänomene Mutterschaft sowohl als kreativen Wunsch als auch als sozial-reproduktiven Konstrukt neu interpretieren, mit weitreichenden Auswirkungen darauf, was es bedeutet, „kreativ" zu sein.

Das Projekt wird mit Mitteln der VolkswagenStiftung durch ein Freigeist Fellowship gefördert.
KurztitelDas M/Other Projekt
StatusLaufend
Zeitraum01.04.2330.04.28

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