Philoktet, Odysseus, Neoptolemos, Ajax: Anmerkungen zu politischer Rationalität, Terror und Empfindsamkeit bei Heiner Müller
Publikation: Beiträge in Zeitschriften › Zeitschriftenaufsätze › Forschung
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in: German Life and Letters, Jahrgang 58, Nr. 1, 01.01.2005, S. 22-40.
Publikation: Beiträge in Zeitschriften › Zeitschriftenaufsätze › Forschung
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TY - JOUR
T1 - Philoktet, Odysseus, Neoptolemos, Ajax
T2 - Anmerkungen zu politischer Rationalität, Terror und Empfindsamkeit bei Heiner Müller
AU - Gratzke, Michael
PY - 2005/1/1
Y1 - 2005/1/1
N2 - Ausgehend von Müllers Lehrstück Philoktet beleuchtet dieser Artikel Müllers Umgang mit Figuren der griechischen Mythologie. Odysseus steht für den Übergang von ‘archaischer’ zu ‘historischer Zeit’. Er ist der erste, der gesellschaftliche Entfremdung zu spüren bekommt. Er wählt aus Einsicht eine Strategie des politischen Realismus, um unter den Bedingungen der Entfremdung das Notwendige zu erreichen. Die anderen Figuren des Stückes sind Philoktet und Neoptolemos. Sie stehen für bürgerliche Strategien des Umgangs mit der Entfremdungserfahrung. Philoktet zieht sich empfindsam in den Solipsismus zurück, während sich Neoptolemos im Sinne der Aufklärung von Mitgefühl und Moral leiten lässt. Dieser Artikel arbeitet bei Müller drei Charakteristika heraus: die Rede von der rationalen Notwendigkeit des Terrors, die Ablehnung des narzisstischen Subjektes und Ansätze einer dialektischen Subjektivität. Bei der Lektüre von Müllers Werken, insbesondere auch seiner Gedichte, schält sich ein eigener empfindsamer Zug heraus. Hier kommt der betrogene Held Ajax ins Spiel, der im Spätwerk Müllers zu einer Identifikationsfigur wird. Sein Leiden korrespondiert mit den Leiden des Körpers, die in ihrer Darstellung von der Krebserkrankung Müllers beeinflusst wurden. Der Körper erscheint als ein Austragungsort für Utopiegewinnung und Utopieverlust.
AB - Ausgehend von Müllers Lehrstück Philoktet beleuchtet dieser Artikel Müllers Umgang mit Figuren der griechischen Mythologie. Odysseus steht für den Übergang von ‘archaischer’ zu ‘historischer Zeit’. Er ist der erste, der gesellschaftliche Entfremdung zu spüren bekommt. Er wählt aus Einsicht eine Strategie des politischen Realismus, um unter den Bedingungen der Entfremdung das Notwendige zu erreichen. Die anderen Figuren des Stückes sind Philoktet und Neoptolemos. Sie stehen für bürgerliche Strategien des Umgangs mit der Entfremdungserfahrung. Philoktet zieht sich empfindsam in den Solipsismus zurück, während sich Neoptolemos im Sinne der Aufklärung von Mitgefühl und Moral leiten lässt. Dieser Artikel arbeitet bei Müller drei Charakteristika heraus: die Rede von der rationalen Notwendigkeit des Terrors, die Ablehnung des narzisstischen Subjektes und Ansätze einer dialektischen Subjektivität. Bei der Lektüre von Müllers Werken, insbesondere auch seiner Gedichte, schält sich ein eigener empfindsamer Zug heraus. Hier kommt der betrogene Held Ajax ins Spiel, der im Spätwerk Müllers zu einer Identifikationsfigur wird. Sein Leiden korrespondiert mit den Leiden des Körpers, die in ihrer Darstellung von der Krebserkrankung Müllers beeinflusst wurden. Der Körper erscheint als ein Austragungsort für Utopiegewinnung und Utopieverlust.
KW - Literaturwissenschaft
UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=61249482380&partnerID=8YFLogxK
U2 - 10.1111/j.0016-8777.2005.00302.x
DO - 10.1111/j.0016-8777.2005.00302.x
M3 - Zeitschriftenaufsätze
VL - 58
SP - 22
EP - 40
JO - German Life and Letters
JF - German Life and Letters
SN - 0016-8777
IS - 1
ER -