Nachhaltiges Ressourcen- und Stoffstrommanagement: Zwischen Gigatonnen und Mikrogramm

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Wie lassen sich Rohstoffe aus der Landwirtschaft, Wäldern und geologischen
Vorkommen möglichst produktiv gewinnen? Wie können schädigende Nebenwirkungen des Abbaus möglichst klein gehalten werden? Dies sind nur einige Fragen, mit denen sich nachhaltiges Ressourcenmanagement
befasst. Relevant ist das relativ junge Forschungsfeld allemal, da der
Material- und Energieeinsatz in Produktion und Konsum ein Niveau erreicht hat, das eine nachhaltige Versorgung auf globaler Ebene unmöglich macht. Insgesamt wurden 2010 weltweit rund 60 Milliarden Tonnen Rohstoffe abgebaut und geerntet – der Hauptteil davon aus nicht erneuerbaren
Quellen. Setzt sich der steigende Rohstoffbedarf fort, werden im Jahr 2030
100 Milliarden Tonnen fossiler Energieträger, Erze, Mineralien und Biomasse benötigt (Giljum et al. 2009). Hinzu kommen die zwei- bis dreifache Menge nicht nutzbarer Ressourcen (Bergbauabfälle), Bodenverluste durch Erosion bewirtschafteter Flächen, Infrastrukturmaßnahmen so wie andere Eingriffe, die zu einem erhöhten Ausmaß an tiefgreifenden Landschaftsveränderungen führen (Bringezu und Bleischwitz 2009). Zusätzlich gilt es nicht nur die Produktion ins Visier zu nehmen, sondern auch den Verbleib der Produkte, sobald sie nicht mehr genutzt werden. Nachhaltiges Ressourcenmanagement
hat den Anspruch, Produktion und Reproduktion zusammenzudenken (Held et al. 2000) und dabei die Stoffströme hinsichtlich ihrer raum-zeitlichen Variabilität und Reichweite zu untersuchen.
Gleichwohl wird ein vollständiger Stoffkreislauf in Produktion und Reproduktion nie möglich sein, da Gewinnung und Verarbeitung der Rohstoffe sowie Nutzung der Produkte inklusive Verwertung zu entropischen Verlusten führen. Auszugleichen ist der Stoffverlust nur durch verringerte Stoffströme, also Einsparungen, oder durch neueRohstoffe, was wiederum die Umwelt belastet oder schädigt. Effizientere Prozesse können das Problem nicht lösen, da effizienter produzierte Güter verstärkt nachgefragt werden, so dass Einspareffekte zumindest teilweise kompensiert werden (Reboundeffekt). Da -
her genügt es nicht, nur die technische Effizienz zu steigern, um wirklich einen umweltentlastenden Effekt zu erzielen, sondern es muss die Ressourcenproduktivität der gesamten Wirtschaft erhöht werden.
Letztlich entscheidend sind Quantität und Qualität aller Stoff- und Warenströme einschließlich der nicht intendierten Folgen: Je größer der Stofffluss (Umsatz pro Zeit) in Form von Massenmaterialien oder toxi -
schen Substanzen ist, desto weiter sind wir vom thermodynamischen Gleichgewicht entfernt, desto höher ist die Entropieproduktion und desto weniger effizient ist der Stoffumsatz.
Titel in ÜbersetzungSustainable resource and material flow management. of gigatons and micrograms
OriginalspracheDeutsch
ZeitschriftGAIA
Jahrgang21
Ausgabenummer1
Seiten (von - bis)69–72
Anzahl der Seiten4
ISSN0940-5550
DOIs
PublikationsstatusErschienen - 03.2012

    Fachgebiete

  • Energieforschung - Renewables, Socio-industrial metabolism
  • Chemie - Dematerialisation, Detoxification

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