Nachhaltiges Ressourcen- und Stoffstrommanagement: Zwischen Gigatonnen und Mikrogramm

Publikation: Beiträge in ZeitschriftenZeitschriftenaufsätzeForschungbegutachtet

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Nachhaltiges Ressourcen- und Stoffstrommanagement: Zwischen Gigatonnen und Mikrogramm. / Bringezu, Stefan; Kümmerer, Klaus.
in: GAIA, Jahrgang 21, Nr. 1, 03.2012, S. 69–72.

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abstract = "Wie lassen sich Rohstoffe aus der Landwirtschaft, W{\"a}ldern und geologischenVorkommen m{\"o}glichst produktiv gewinnen? Wie k{\"o}nnen sch{\"a}digende Nebenwirkungen des Abbaus m{\"o}glichst klein gehalten werden? Dies sind nur einige Fragen, mit denen sich nachhaltiges Ressourcenmanagementbefasst. Relevant ist das relativ junge Forschungsfeld allemal, da derMaterial- und Energieeinsatz in Produktion und Konsum ein Niveau erreicht hat, das eine nachhaltige Versorgung auf globaler Ebene unm{\"o}glich macht. Insgesamt wurden 2010 weltweit rund 60 Milliarden Tonnen Rohstoffe abgebaut und geerntet – der Hauptteil davon aus nicht erneuerbarenQuellen. Setzt sich der steigende Rohstoffbedarf fort, werden im Jahr 2030100 Milliarden Tonnen fossiler Energietr{\"a}ger, Erze, Mineralien und Biomasse ben{\"o}tigt (Giljum et al. 2009). Hinzu kommen die zwei- bis dreifache Menge nicht nutzbarer Ressourcen (Bergbauabf{\"a}lle), Bodenverluste durch Erosion bewirtschafteter Fl{\"a}chen, Infrastrukturma{\ss}nahmen so wie andere Eingriffe, die zu einem erh{\"o}hten Ausma{\ss} an tiefgreifenden Landschaftsver{\"a}nderungen f{\"u}hren (Bringezu und Bleischwitz 2009). Zus{\"a}tzlich gilt es nicht nur die Produktion ins Visier zu nehmen, sondern auch den Verbleib der Produkte, sobald sie nicht mehr genutzt werden. Nachhaltiges Ressourcenmanagementhat den Anspruch, Produktion und Reproduktion zusammenzudenken (Held et al. 2000) und dabei die Stoffstr{\"o}me hinsichtlich ihrer raum-zeitlichen Variabilit{\"a}t und Reichweite zu untersuchen.Gleichwohl wird ein vollst{\"a}ndiger Stoffkreislauf in Produktion und Reproduktion nie m{\"o}glich sein, da Gewinnung und Verarbeitung der Rohstoffe sowie Nutzung der Produkte inklusive Verwertung zu entropischen Verlusten f{\"u}hren. Auszugleichen ist der Stoffverlust nur durch verringerte Stoffstr{\"o}me, also Einsparungen, oder durch neueRohstoffe, was wiederum die Umwelt belastet oder sch{\"a}digt. Effizientere Prozesse k{\"o}nnen das Problem nicht l{\"o}sen, da effizienter produzierte G{\"u}ter verst{\"a}rkt nachgefragt werden, so dass Einspareffekte zumindest teilweise kompensiert werden (Reboundeffekt). Da -her gen{\"u}gt es nicht, nur die technische Effizienz zu steigern, um wirklich einen umweltentlastenden Effekt zu erzielen, sondern es muss die Ressourcenproduktivit{\"a}t der gesamten Wirtschaft erh{\"o}ht werden.Letztlich entscheidend sind Quantit{\"a}t und Qualit{\"a}t aller Stoff- und Warenstr{\"o}me einschlie{\ss}lich der nicht intendierten Folgen: Je gr{\"o}{\ss}er der Stofffluss (Umsatz pro Zeit) in Form von Massenmaterialien oder toxi -schen Substanzen ist, desto weiter sind wir vom thermodynamischen Gleichgewicht entfernt, desto h{\"o}her ist die Entropieproduktion und desto weniger effizient ist der Stoffumsatz.",
keywords = "Energieforschung, Renewables, Socio-industrial metabolism, Chemie, Dematerialisation, Detoxification",
author = "Stefan Bringezu and Klaus K{\"u}mmerer",
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RIS

TY - JOUR

T1 - Nachhaltiges Ressourcen- und Stoffstrommanagement

T2 - Zwischen Gigatonnen und Mikrogramm

AU - Bringezu, Stefan

AU - Kümmerer, Klaus

PY - 2012/3

Y1 - 2012/3

N2 - Wie lassen sich Rohstoffe aus der Landwirtschaft, Wäldern und geologischenVorkommen möglichst produktiv gewinnen? Wie können schädigende Nebenwirkungen des Abbaus möglichst klein gehalten werden? Dies sind nur einige Fragen, mit denen sich nachhaltiges Ressourcenmanagementbefasst. Relevant ist das relativ junge Forschungsfeld allemal, da derMaterial- und Energieeinsatz in Produktion und Konsum ein Niveau erreicht hat, das eine nachhaltige Versorgung auf globaler Ebene unmöglich macht. Insgesamt wurden 2010 weltweit rund 60 Milliarden Tonnen Rohstoffe abgebaut und geerntet – der Hauptteil davon aus nicht erneuerbarenQuellen. Setzt sich der steigende Rohstoffbedarf fort, werden im Jahr 2030100 Milliarden Tonnen fossiler Energieträger, Erze, Mineralien und Biomasse benötigt (Giljum et al. 2009). Hinzu kommen die zwei- bis dreifache Menge nicht nutzbarer Ressourcen (Bergbauabfälle), Bodenverluste durch Erosion bewirtschafteter Flächen, Infrastrukturmaßnahmen so wie andere Eingriffe, die zu einem erhöhten Ausmaß an tiefgreifenden Landschaftsveränderungen führen (Bringezu und Bleischwitz 2009). Zusätzlich gilt es nicht nur die Produktion ins Visier zu nehmen, sondern auch den Verbleib der Produkte, sobald sie nicht mehr genutzt werden. Nachhaltiges Ressourcenmanagementhat den Anspruch, Produktion und Reproduktion zusammenzudenken (Held et al. 2000) und dabei die Stoffströme hinsichtlich ihrer raum-zeitlichen Variabilität und Reichweite zu untersuchen.Gleichwohl wird ein vollständiger Stoffkreislauf in Produktion und Reproduktion nie möglich sein, da Gewinnung und Verarbeitung der Rohstoffe sowie Nutzung der Produkte inklusive Verwertung zu entropischen Verlusten führen. Auszugleichen ist der Stoffverlust nur durch verringerte Stoffströme, also Einsparungen, oder durch neueRohstoffe, was wiederum die Umwelt belastet oder schädigt. Effizientere Prozesse können das Problem nicht lösen, da effizienter produzierte Güter verstärkt nachgefragt werden, so dass Einspareffekte zumindest teilweise kompensiert werden (Reboundeffekt). Da -her genügt es nicht, nur die technische Effizienz zu steigern, um wirklich einen umweltentlastenden Effekt zu erzielen, sondern es muss die Ressourcenproduktivität der gesamten Wirtschaft erhöht werden.Letztlich entscheidend sind Quantität und Qualität aller Stoff- und Warenströme einschließlich der nicht intendierten Folgen: Je größer der Stofffluss (Umsatz pro Zeit) in Form von Massenmaterialien oder toxi -schen Substanzen ist, desto weiter sind wir vom thermodynamischen Gleichgewicht entfernt, desto höher ist die Entropieproduktion und desto weniger effizient ist der Stoffumsatz.

AB - Wie lassen sich Rohstoffe aus der Landwirtschaft, Wäldern und geologischenVorkommen möglichst produktiv gewinnen? Wie können schädigende Nebenwirkungen des Abbaus möglichst klein gehalten werden? Dies sind nur einige Fragen, mit denen sich nachhaltiges Ressourcenmanagementbefasst. Relevant ist das relativ junge Forschungsfeld allemal, da derMaterial- und Energieeinsatz in Produktion und Konsum ein Niveau erreicht hat, das eine nachhaltige Versorgung auf globaler Ebene unmöglich macht. Insgesamt wurden 2010 weltweit rund 60 Milliarden Tonnen Rohstoffe abgebaut und geerntet – der Hauptteil davon aus nicht erneuerbarenQuellen. Setzt sich der steigende Rohstoffbedarf fort, werden im Jahr 2030100 Milliarden Tonnen fossiler Energieträger, Erze, Mineralien und Biomasse benötigt (Giljum et al. 2009). Hinzu kommen die zwei- bis dreifache Menge nicht nutzbarer Ressourcen (Bergbauabfälle), Bodenverluste durch Erosion bewirtschafteter Flächen, Infrastrukturmaßnahmen so wie andere Eingriffe, die zu einem erhöhten Ausmaß an tiefgreifenden Landschaftsveränderungen führen (Bringezu und Bleischwitz 2009). Zusätzlich gilt es nicht nur die Produktion ins Visier zu nehmen, sondern auch den Verbleib der Produkte, sobald sie nicht mehr genutzt werden. Nachhaltiges Ressourcenmanagementhat den Anspruch, Produktion und Reproduktion zusammenzudenken (Held et al. 2000) und dabei die Stoffströme hinsichtlich ihrer raum-zeitlichen Variabilität und Reichweite zu untersuchen.Gleichwohl wird ein vollständiger Stoffkreislauf in Produktion und Reproduktion nie möglich sein, da Gewinnung und Verarbeitung der Rohstoffe sowie Nutzung der Produkte inklusive Verwertung zu entropischen Verlusten führen. Auszugleichen ist der Stoffverlust nur durch verringerte Stoffströme, also Einsparungen, oder durch neueRohstoffe, was wiederum die Umwelt belastet oder schädigt. Effizientere Prozesse können das Problem nicht lösen, da effizienter produzierte Güter verstärkt nachgefragt werden, so dass Einspareffekte zumindest teilweise kompensiert werden (Reboundeffekt). Da -her genügt es nicht, nur die technische Effizienz zu steigern, um wirklich einen umweltentlastenden Effekt zu erzielen, sondern es muss die Ressourcenproduktivität der gesamten Wirtschaft erhöht werden.Letztlich entscheidend sind Quantität und Qualität aller Stoff- und Warenströme einschließlich der nicht intendierten Folgen: Je größer der Stofffluss (Umsatz pro Zeit) in Form von Massenmaterialien oder toxi -schen Substanzen ist, desto weiter sind wir vom thermodynamischen Gleichgewicht entfernt, desto höher ist die Entropieproduktion und desto weniger effizient ist der Stoffumsatz.

KW - Energieforschung

KW - Renewables

KW - Socio-industrial metabolism

KW - Chemie

KW - Dematerialisation

KW - Detoxification

UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=84859396279&partnerID=8YFLogxK

U2 - 10.14512/gaia.21.1.18

DO - 10.14512/gaia.21.1.18

M3 - Zeitschriftenaufsätze

VL - 21

SP - 69

EP - 72

JO - GAIA

JF - GAIA

SN - 0940-5550

IS - 1

ER -

DOI