„Notre Ville est fort belle“: New Orleans als Modell kolonial-urbaner Ordnung

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„Notre Ville est fort belle“: New Orleans als Modell kolonial-urbaner Ordnung. / Hübner, Andreas.
In: Zeitschrift für Weltgeschichte, Vol. 20, No. 1, 2020, p. 105-124.

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title = "„Notre Ville est fort belle“: New Orleans als Modell kolonial-urbaner Ordnung",
abstract = "Der 11. September 1722 h{\"a}tte f{\"u}r den k{\"o}niglichen Ingenieur von New Orleans, Pierre Le Blond de La Tour, kaum unheilvoller beginnen k{\"o}nnen: Um neun Uhr morgens war die Stadt am Mississippi v{\"o}llig unerwartet von starken Winden heimgesucht und nur eine Stunde sp{\"a}ter von einem verheerenden Hurrikan {\"u}berzogen worden.1 Dessen St{\"a}rke hatte erst gegen vier Uhr in der Fr{\"u}he des Folgetages nachgelassen. Zusammenfassend hielt Le Blond de La Tour in seiner Korrespondenz mit dem franz{\"o}sischen Marineministerium am 13. September trocken fest: ,,[Der Sturm] hat mindestens zwei Drittel der hiesigen Geb{\"a}ude zerst{\"o}rt und jene, die noch stehen, befinden sich in einem solch schlechten Zustand, dass man sie wohl niederrei{\ss}en muss. Die Kirche, das Presbyt{\`e}re, die Krankenstation und ein Kasernenbau, der eine Reihe von Arbeitern beherbergt, geh{\"o}ren zu den Geb{\"a}uden, die zerst{\"o}rt wurden, ohne dass, dank sei dem Herrn, irgendjemand get{\"o}tet wurde.“2 Dem Herrn dankte Le Blond de La Tour vermutlich nicht nur ob der verschonten Menschenleben. Auch die Zerst{\"o}rungen des Sturmes kamen dem Planer der k{\"u}rzlich zum Kolonialsitz ernannten Stadt nicht ungelegen: ,,All diese Geb{\"a}ude waren alt und behelfsm{\"a}{\ss}ig errichtet, kein einziges befand sich in der Ausrichtung der neuen Stadt. Sie alle h{\"a}tten so oder so abgerissen werden m{\"u}ssen.“3 Die Zerst{\"o}rungen des Sturmes hatten also eine Vielzahl von Abrissarbeiten vorweggenommen, die aufgrund der Neuanlage von New Orleans ohnedem notwendig gewesen w{\"a}ren.4",
keywords = "Nordamerikastudien, Geschichtswissenschaft",
author = "Andreas H{\"u}bner",
year = "2020",
doi = "10.3726/ZWG0120198",
language = "Deutsch",
volume = "20",
pages = "105--124",
journal = "Zeitschrift f{\"u}r Weltgeschichte",
issn = "1615-2581",
publisher = "Peter Lang Verlag",
number = "1",

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RIS

TY - JOUR

T1 - „Notre Ville est fort belle“: New Orleans als Modell kolonial-urbaner Ordnung

AU - Hübner, Andreas

PY - 2020

Y1 - 2020

N2 - Der 11. September 1722 hätte für den königlichen Ingenieur von New Orleans, Pierre Le Blond de La Tour, kaum unheilvoller beginnen können: Um neun Uhr morgens war die Stadt am Mississippi völlig unerwartet von starken Winden heimgesucht und nur eine Stunde später von einem verheerenden Hurrikan überzogen worden.1 Dessen Stärke hatte erst gegen vier Uhr in der Frühe des Folgetages nachgelassen. Zusammenfassend hielt Le Blond de La Tour in seiner Korrespondenz mit dem französischen Marineministerium am 13. September trocken fest: ,,[Der Sturm] hat mindestens zwei Drittel der hiesigen Gebäude zerstört und jene, die noch stehen, befinden sich in einem solch schlechten Zustand, dass man sie wohl niederreißen muss. Die Kirche, das Presbytère, die Krankenstation und ein Kasernenbau, der eine Reihe von Arbeitern beherbergt, gehören zu den Gebäuden, die zerstört wurden, ohne dass, dank sei dem Herrn, irgendjemand getötet wurde.“2 Dem Herrn dankte Le Blond de La Tour vermutlich nicht nur ob der verschonten Menschenleben. Auch die Zerstörungen des Sturmes kamen dem Planer der kürzlich zum Kolonialsitz ernannten Stadt nicht ungelegen: ,,All diese Gebäude waren alt und behelfsmäßig errichtet, kein einziges befand sich in der Ausrichtung der neuen Stadt. Sie alle hätten so oder so abgerissen werden müssen.“3 Die Zerstörungen des Sturmes hatten also eine Vielzahl von Abrissarbeiten vorweggenommen, die aufgrund der Neuanlage von New Orleans ohnedem notwendig gewesen wären.4

AB - Der 11. September 1722 hätte für den königlichen Ingenieur von New Orleans, Pierre Le Blond de La Tour, kaum unheilvoller beginnen können: Um neun Uhr morgens war die Stadt am Mississippi völlig unerwartet von starken Winden heimgesucht und nur eine Stunde später von einem verheerenden Hurrikan überzogen worden.1 Dessen Stärke hatte erst gegen vier Uhr in der Frühe des Folgetages nachgelassen. Zusammenfassend hielt Le Blond de La Tour in seiner Korrespondenz mit dem französischen Marineministerium am 13. September trocken fest: ,,[Der Sturm] hat mindestens zwei Drittel der hiesigen Gebäude zerstört und jene, die noch stehen, befinden sich in einem solch schlechten Zustand, dass man sie wohl niederreißen muss. Die Kirche, das Presbytère, die Krankenstation und ein Kasernenbau, der eine Reihe von Arbeitern beherbergt, gehören zu den Gebäuden, die zerstört wurden, ohne dass, dank sei dem Herrn, irgendjemand getötet wurde.“2 Dem Herrn dankte Le Blond de La Tour vermutlich nicht nur ob der verschonten Menschenleben. Auch die Zerstörungen des Sturmes kamen dem Planer der kürzlich zum Kolonialsitz ernannten Stadt nicht ungelegen: ,,All diese Gebäude waren alt und behelfsmäßig errichtet, kein einziges befand sich in der Ausrichtung der neuen Stadt. Sie alle hätten so oder so abgerissen werden müssen.“3 Die Zerstörungen des Sturmes hatten also eine Vielzahl von Abrissarbeiten vorweggenommen, die aufgrund der Neuanlage von New Orleans ohnedem notwendig gewesen wären.4

KW - Nordamerikastudien

KW - Geschichtswissenschaft

U2 - 10.3726/ZWG0120198

DO - 10.3726/ZWG0120198

M3 - Zeitschriftenaufsätze

VL - 20

SP - 105

EP - 124

JO - Zeitschrift für Weltgeschichte

JF - Zeitschrift für Weltgeschichte

SN - 1615-2581

IS - 1

ER -

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