Klassenwiederholen in PISA-I-Plus: Was lernen Sitzenbleiber in Mathematik dazu?
Research output: Journal contributions › Journal articles › Research › peer-review
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In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Vol. 11, No. 3, 10.2008, p. 368-387.
Research output: Journal contributions › Journal articles › Research › peer-review
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TY - JOUR
T1 - Klassenwiederholen in PISA-I-Plus
T2 - Was lernen Sitzenbleiber in Mathematik dazu?
AU - Ehmke, Timo
AU - Drechsel, Barabara
AU - Carstensen, C.H.
PY - 2008/10
Y1 - 2008/10
N2 - Diese Studie analysiert die Effekte von Klassenwiederholungen auf die Entwicklung der Mathematikkompetenz bei Schülerinnen und Schülern in der neunten Klassenstufe. Folgende Forschungsfragen werden untersucht: Wie hoch sind die Anteile von Klassenwiederholern in den Schularten? Wie unterscheiden sich Klassenwiederholer von regulär versetzten Schülerinnen und Schülern in Leistungs- und Herkunftsmerkmalen? Wie viel lernen Klassenwiederholer im Verlaufe eines Schuljahres in Mathematik dazu? Welche Unterschiede gibt es dabei zwischen den Schularten? Können speziell Jugendliche mit mangelhaften Mathematiknoten von einer Klassenwiederholung profitieren? – Die Stichprobe ist eine Teilstichprobe der Studie PISA-I-Plus und umfasst N = 360 Neuntklässler. Die Gesamtstichprobe von PISA-I-Plus ist repräsentativ für alle Neunt-/Zehntklässler aus unterschiedlichen Schularten in Deutschland. Die Datenerhebungen erfolgten in der neunten Klassenstufe und ein Jahr nach der Klassenwiederholung. Die Befunde belegen Unterschiede in der Höhe der Klassenwiederholungsquoten zwischen den Schularten. Die Klassenwiederholer erzielen im Vergleich zu den regulär versetzten Jugendlichen weniger gute Schulnoten in Mathematik (d = 1.02) und Deutsch (d = 1.14), geringere mathematische Kompetenzwerte (d = 0.51) und niedrigere Testwerte hinsichtlich der kognitiven Grundfähigkeiten (d = 0.32). Im Hinblick auf die Entwicklung der mathematischen Kompetenz können sich die Klassenwiederholer durchschnittlich um 23 Punkte (d = 0.27) auf der PISA-Mathematikskala verbessern. Die Ergebnisse weisen allerdings einen mit 38 Prozent hohen Anteil von Klassenwiederholern aus, die keinen bedeutsamen Lernzuwachs in Mathematik haben oder sich sogar verschlechtern. Eine Differenzierung nach Schularten zeigt, dass insbesondere die Klassenwiederholer an den Integrierten Gesamtschulen und an den Schulen mit mehreren Bildungsgängen sich im Durchschnitt nicht nennenswert in ihrer mathematischen Kompetenz verbessern können. Die Analyse nach den Schulnoten in Mathematik ergibt, dass Klassenwiederholer mit mangelhaften Mathematiknoten nicht stärker von der Wiederholung eines Schuljahres profitieren als Jugendliche, deren Mathematikleistungen noch mit „ausreichend“ oder besser bewertet wurden. Der Tendenz nach erzielen sie sogar geringere Kompetenzzuwächse. Der Artikel schließt mit einer Diskussion möglicher Konsequenzen zum veränderten Umgang mit Klassenwiederholungen.
AB - Diese Studie analysiert die Effekte von Klassenwiederholungen auf die Entwicklung der Mathematikkompetenz bei Schülerinnen und Schülern in der neunten Klassenstufe. Folgende Forschungsfragen werden untersucht: Wie hoch sind die Anteile von Klassenwiederholern in den Schularten? Wie unterscheiden sich Klassenwiederholer von regulär versetzten Schülerinnen und Schülern in Leistungs- und Herkunftsmerkmalen? Wie viel lernen Klassenwiederholer im Verlaufe eines Schuljahres in Mathematik dazu? Welche Unterschiede gibt es dabei zwischen den Schularten? Können speziell Jugendliche mit mangelhaften Mathematiknoten von einer Klassenwiederholung profitieren? – Die Stichprobe ist eine Teilstichprobe der Studie PISA-I-Plus und umfasst N = 360 Neuntklässler. Die Gesamtstichprobe von PISA-I-Plus ist repräsentativ für alle Neunt-/Zehntklässler aus unterschiedlichen Schularten in Deutschland. Die Datenerhebungen erfolgten in der neunten Klassenstufe und ein Jahr nach der Klassenwiederholung. Die Befunde belegen Unterschiede in der Höhe der Klassenwiederholungsquoten zwischen den Schularten. Die Klassenwiederholer erzielen im Vergleich zu den regulär versetzten Jugendlichen weniger gute Schulnoten in Mathematik (d = 1.02) und Deutsch (d = 1.14), geringere mathematische Kompetenzwerte (d = 0.51) und niedrigere Testwerte hinsichtlich der kognitiven Grundfähigkeiten (d = 0.32). Im Hinblick auf die Entwicklung der mathematischen Kompetenz können sich die Klassenwiederholer durchschnittlich um 23 Punkte (d = 0.27) auf der PISA-Mathematikskala verbessern. Die Ergebnisse weisen allerdings einen mit 38 Prozent hohen Anteil von Klassenwiederholern aus, die keinen bedeutsamen Lernzuwachs in Mathematik haben oder sich sogar verschlechtern. Eine Differenzierung nach Schularten zeigt, dass insbesondere die Klassenwiederholer an den Integrierten Gesamtschulen und an den Schulen mit mehreren Bildungsgängen sich im Durchschnitt nicht nennenswert in ihrer mathematischen Kompetenz verbessern können. Die Analyse nach den Schulnoten in Mathematik ergibt, dass Klassenwiederholer mit mangelhaften Mathematiknoten nicht stärker von der Wiederholung eines Schuljahres profitieren als Jugendliche, deren Mathematikleistungen noch mit „ausreichend“ oder besser bewertet wurden. Der Tendenz nach erzielen sie sogar geringere Kompetenzzuwächse. Der Artikel schließt mit einer Diskussion möglicher Konsequenzen zum veränderten Umgang mit Klassenwiederholungen.
KW - Erziehungswissenschaften
KW - Klassenwiederholen
KW - Mathematische Kompetenz
KW - Sekundarstufe
KW - grade repetition
KW - mathematical competence
KW - secondary school
UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=77249106589&partnerID=8YFLogxK
U2 - 10.1007/s11618-008-0033-3
DO - 10.1007/s11618-008-0033-3
M3 - Zeitschriftenaufsätze
VL - 11
SP - 368
EP - 387
JO - Zeitschrift für Erziehungswissenschaft
JF - Zeitschrift für Erziehungswissenschaft
SN - 1434-663X
IS - 3
ER -