Interpassives Spielen

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Wenn es wahr ist, dass „playability“ (Spielbarkeit) zu den unverzichtbaren Konstitutiva eines Computerspiels gehört (Lindley 2004) (Salen & Zimmerman 2004), dann muss man sich wundern, wie Spielinteressierte Interesse daran finden können, anderen Spielern beim Spielen zuzusehen, während sie selbst nicht spielen. Robert Pfaller beschreibt Verhalten dieser Art als „Interpassivität“ (Pfaller 2000) und beruft sich dabei auf Ideen Slavoj Žižeks zum interpassiven Subjekt. (Žižek 1999) Pfaller erklärt interpassives Verhalten, zu dem man auch das Betrachten eines Let’s Play Videos zählen muss, als „delegiertes Geniessen“. Psychologisch geht es dabei um die Übertragungsfähigkeit von libidinösen Erfahrungen (Lacan 1987), kulturtheoretisch geht es um die Kompetenz in einer Kulturtechnik, die es uns ermöglicht, Nichtaktivität als Aktivität erleben zu können - oder zumindest „halb daran zu glauben“, dass jene eine solche sein kann (Pfaller 2000) (Fuchs 2010). Bekannt und belächelt ist delegiertes Geniessen bei fussballsehenden Fernsehzuschauern, denen nichts ferner läge, als in persona einem Lederball nachzulaufen oder im Zusammenhang mit Kunstinstallationen, die das Publikum in Betrachtung aktionsgeladener Prozesse einfrieren (Fuchs, in Pfaller 2000) Im Falle des Let’s Play-Video Phänomenes stellen sich folgende Fragen: - Wie verhält sich die Betrachtung eines Computerspieles zur Durchführung eines Computerspieles? - Welche Übertragungsmechanismen sind auf psychologischer Ebene beobachtbar? - Kann man ein Computerspiel delegiert geniessen ohne es zu spielen, oder ist die Betrachtung aus der Ferne eine Vorstufe, Verzögerung oder gar Verschiebung eines interaktiven Erlebnisses? - Wie muss unser Verständnis von Spiel erweitert werden, wenn wir Let’s Play Videos als „extended play“ (Tremmell 2014) verstehen wollen? Der Beitrag versteht sich als eine kritische Fortentwicklung der Ideen zur Interpassivität, die für spielferne Bereiche von Pfaller (2000), Mannoni (1985) Mladen Dolar (2000), Žižek (1999) u.a. vorformuliert wurden.
Translated title of the contributionInterpassive Play
Original languageGerman
Title of host publicationPhänomen Let´s Play-Video : Entstehung, Ästhetik, Aneignung und Faszination aufgezeichneten Computerspielhandelns
EditorsJudith Ackermann
Number of pages11
PublisherSpringer
Publication date20.09.2016
Pages31-41
Article number2
ISBN (print)978-3-658-12935-4
ISBN (electronic)978-3-658-12936-1
DOIs
Publication statusPublished - 20.09.2016

    Research areas

  • Cultural studies - Computer Games, Interpassivity, Game Studies, Gaming Cultures