Illness, Dying and Death in Life and Writing of European Writers, vol 1, The 18th and 19th Centuries, vol 2, The 20th and 21st Centuries

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title = "Illness, Dying and Death in Life and Writing of European Writers, vol 1, The 18th and 19th Centuries, vol 2, The 20th and 21st Centuries",
abstract = "Krankheit, Sterben und Tod – auf diesem gef{\"a}hrlichen Terrain befinden wir uns, im Leben wie im Schreiben, immer im Bereich von Grenzverletzungen und Indiskretionen. Sie drohen durch die mit allen drei Begriffen verbundene Schwellenkonstellation, die zu janusk{\"o}pfiger Vorsicht und zugleich R{\"u}cksicht mahnt. Als Uwe Johnson etwa ein Jahr vor seinem Tod im Rahmen der NDR-Reihe „Das liebste Gedicht“ um Lesung und Interpretation seines Favoriten gebeten wurde, lehnte er einen entsprechenden Kommentar ab. In einem tr{\"o}stenden Brief an die Freundin Sonja Richter, deren Mann gerade gestorben war, offenbarte er jedoch kurz darauf seine Liebe zu Theodor Fontanes Todesgedicht „Leben“ und die Beweggr{\"u}nde f{\"u}r die Wahl, verbunden mit dem unzweideutigen Hinweis an die Adressatin: „for your eyes only“. Offensichtlich hat sich die – systembedingt – auf Publikation, also „Offensichtlichmachung“, angewiesene Literaturgeschichtsschreibung im Falle Johnsons einmal mehr nicht an diese klare Vorgabe gehalten, denn der Brief ist im Nachlass einzusehen, die Korrespondenz bekannt. Auch die drei Herausgeber des hier zu rezensierenden zweib{\"a}ndigen Kompendiums erw{\"a}hnen sie zu Beginn ihres Vorworts, allerdings nur, um Johnson die Interpretation des Fontane- Gedichts abzunehmen und einer unwiderlegbaren Deutung zuzuf{\"u}hren: „Leben ist untrennbar vom Sterben.“ Nun ja, so basal diese Aussage erscheint, beim Leser, der die mehr als sechshundert Seiten umfassenden B{\"a}nde in Angriff nimmt, steigt die Spannung, wie hier nun die Gratwanderung zwischen den beiden Abgr{\"u}nden der Enttabuisierung und der Indiskretion gemeistert wird. ",
keywords = "Literature studies",
author = "Ulrike Steierwald",
year = "2019",
doi = "10.37307/j.1866-5381.2019.01.17",
language = "English",
volume = "171",
pages = "160--164",
journal = "Archiv fur das Studium der Neueren Sprachen und Literaturen",
issn = "0003-8970",
publisher = "Erich Schmidt Verlag",
number = "1",

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RIS

TY - JOUR

T1 - Illness, Dying and Death in Life and Writing of European Writers, vol 1, The 18th and 19th Centuries, vol 2, The 20th and 21st Centuries

AU - Steierwald, Ulrike

PY - 2019

Y1 - 2019

N2 - Krankheit, Sterben und Tod – auf diesem gefährlichen Terrain befinden wir uns, im Leben wie im Schreiben, immer im Bereich von Grenzverletzungen und Indiskretionen. Sie drohen durch die mit allen drei Begriffen verbundene Schwellenkonstellation, die zu janusköpfiger Vorsicht und zugleich Rücksicht mahnt. Als Uwe Johnson etwa ein Jahr vor seinem Tod im Rahmen der NDR-Reihe „Das liebste Gedicht“ um Lesung und Interpretation seines Favoriten gebeten wurde, lehnte er einen entsprechenden Kommentar ab. In einem tröstenden Brief an die Freundin Sonja Richter, deren Mann gerade gestorben war, offenbarte er jedoch kurz darauf seine Liebe zu Theodor Fontanes Todesgedicht „Leben“ und die Beweggründe für die Wahl, verbunden mit dem unzweideutigen Hinweis an die Adressatin: „for your eyes only“. Offensichtlich hat sich die – systembedingt – auf Publikation, also „Offensichtlichmachung“, angewiesene Literaturgeschichtsschreibung im Falle Johnsons einmal mehr nicht an diese klare Vorgabe gehalten, denn der Brief ist im Nachlass einzusehen, die Korrespondenz bekannt. Auch die drei Herausgeber des hier zu rezensierenden zweibändigen Kompendiums erwähnen sie zu Beginn ihres Vorworts, allerdings nur, um Johnson die Interpretation des Fontane- Gedichts abzunehmen und einer unwiderlegbaren Deutung zuzuführen: „Leben ist untrennbar vom Sterben.“ Nun ja, so basal diese Aussage erscheint, beim Leser, der die mehr als sechshundert Seiten umfassenden Bände in Angriff nimmt, steigt die Spannung, wie hier nun die Gratwanderung zwischen den beiden Abgründen der Enttabuisierung und der Indiskretion gemeistert wird.

AB - Krankheit, Sterben und Tod – auf diesem gefährlichen Terrain befinden wir uns, im Leben wie im Schreiben, immer im Bereich von Grenzverletzungen und Indiskretionen. Sie drohen durch die mit allen drei Begriffen verbundene Schwellenkonstellation, die zu janusköpfiger Vorsicht und zugleich Rücksicht mahnt. Als Uwe Johnson etwa ein Jahr vor seinem Tod im Rahmen der NDR-Reihe „Das liebste Gedicht“ um Lesung und Interpretation seines Favoriten gebeten wurde, lehnte er einen entsprechenden Kommentar ab. In einem tröstenden Brief an die Freundin Sonja Richter, deren Mann gerade gestorben war, offenbarte er jedoch kurz darauf seine Liebe zu Theodor Fontanes Todesgedicht „Leben“ und die Beweggründe für die Wahl, verbunden mit dem unzweideutigen Hinweis an die Adressatin: „for your eyes only“. Offensichtlich hat sich die – systembedingt – auf Publikation, also „Offensichtlichmachung“, angewiesene Literaturgeschichtsschreibung im Falle Johnsons einmal mehr nicht an diese klare Vorgabe gehalten, denn der Brief ist im Nachlass einzusehen, die Korrespondenz bekannt. Auch die drei Herausgeber des hier zu rezensierenden zweibändigen Kompendiums erwähnen sie zu Beginn ihres Vorworts, allerdings nur, um Johnson die Interpretation des Fontane- Gedichts abzunehmen und einer unwiderlegbaren Deutung zuzuführen: „Leben ist untrennbar vom Sterben.“ Nun ja, so basal diese Aussage erscheint, beim Leser, der die mehr als sechshundert Seiten umfassenden Bände in Angriff nimmt, steigt die Spannung, wie hier nun die Gratwanderung zwischen den beiden Abgründen der Enttabuisierung und der Indiskretion gemeistert wird.

KW - Literature studies

UR - https://www.mendeley.com/catalogue/f56bd234-27b9-386b-b504-31d9b48d8ab0/

U2 - 10.37307/j.1866-5381.2019.01.17

DO - 10.37307/j.1866-5381.2019.01.17

M3 - Critical reviews

VL - 171

SP - 160

EP - 164

JO - Archiv fur das Studium der Neueren Sprachen und Literaturen

JF - Archiv fur das Studium der Neueren Sprachen und Literaturen

SN - 0003-8970

IS - 1

ER -