Flexibilisierung, Prekarisierung und das Individuum: Vernachlässigt die Prekarisierungsdebatte hochqualifizierte Arbeitnehmer?

Research output: Contributions to collected editions/worksContributions to collected editions/anthologiesResearch

Authors

Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass sich auf den Agenden von Politik, Wirtschaft und Medien in der Bundesrepublik das Thema Erwerbsarbeit auftaucht. Aktuell sind es die Kontroversen über Wandlungstendenzen zu einer zunehmenden Flexibilisierung. Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt werden sowohl von Krisen der Wirtschafts- und Finanzwelt als auch von politischen Reformprogrammen, der Globalisierung und verschiedenen weiteren Ereignissen und Gegebenheiten beeinflusst. Mit einer Flexibilisierung soll sich der Arbeitsmarkt an veränderte Bedürfnisse, wie Konjunkturschwankungen aber auch zunehmender Konkurrenz aus dem Ausland, schneller anpassen können (u. a. Büchtemann 1990; Dragendorf et al. 1988; Flecker und Schienstock 1991; Keller/Seifert 1998; Semlinger 1991). Zudem soll eine Lockerung gesetzlicher und tarifvertraglicher Regelungen einen Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindern und bestehende Arbeitslosigkeit verringern (OECD 1994). Die Flexibilisierung beeinflusst jedoch soziale Sicherheiten, die bislang eng mit der Erwerbsarbeit verknüpft waren. Neben einem Schwinden sozialer Sicherheiten auf der Mikroebene wird eine Erosion des wohlfahrtsstaatlichen Systems auf der Makroebene befürchtet (u. a. Bourdieu/Accardo 1997; Bourdieu 1998, 2000, 2001; Castel 2000). Soziale Sicherung - sowohl in Bezug auf Individuen als auch auf den Wohlfahrtsstaat - basiert auf standardisierten Normalarbeitsverhältnissen. Mit der Flexibilisierung verringert sich jedoch der Anteil dieser Beschäftigungsformen zu Gunsten prekärer Beschäftigungsverhältnisse, beispielsweise in Form von Teilzeitarbeit, befristeten Verträgen und Leih-arbeitsverhältnissen. Trotz einer bislang vorherrschenden Dominanz des Normalarbeitsverhältnisses ist eine zunehmende Durchdringung von prekären Beschäftigungsformen erkennbar. Diese Beschäftigungsformen sind mit einem Abbau von sozialen Rechten verbunden, die letztlich zu Einschränkungen der Teilhabemöglichkeiten an wohlfahrtstaatlichen Leistungen führen können. Dörre spricht von einer „Wiederkehr der sozialen Unsicherheit“ (2009, S. 19), mit Potential zur sozialen Desintegration.
Original languageGerman
Title of host publicationSoziologie des Privaten
EditorsKornelia Hahn, Cornelia Koppetsch
Number of pages21
Place of PublicationWiesbaden
PublisherVS Verlag für Sozialwissenschaften
Publication date2011
Pages147-167
ISBN (print)978-3531177519
ISBN (electronic)978-3-531-93460-0
DOIs
Publication statusPublished - 2011

Recently viewed

Publications

  1. Teachers’ Conversational Style and Children’s Language Development in German Childcare Centers
  2. On Multifaceted Commonality : Theories of Social Pedagogy in Germany
  3. Firm survival and gender of firm owner in times of COVID-19
  4. Mandelic acid derived ionic liquids
  5. Corporate Governance after the Death of the King
  6. DialoKG
  7. Das zweite Buch der Könige
  8. Social assessment and management of conflict minerals
  9. The communicative constitution of academic fields in the digital age
  10. Do Serious Breaches Give Rise to Any Specific Obligations of the Responsible State?
  11. Konstanz im Wandel?
  12. Communicative Constitution Model of Organizations
  13. Einführung – Die fragile Autorität der Judikative
  14. Deficits in Emotion-Regulation Skills Predict Alcohol Use During and After Cognitive Behavioral Therapy for Alcohol Dependence
  15. A systematic review of the impact of mindfulness on the well-being of healthcare professionals
  16. Zur Einführung in den Themenschwerpunkt
  17. On the determinants of mandatory works councils in Germany
  18. Just Leave Us Alone
  19. Moving up and over redistribution of plants in alpine, Arctic, and Antarctic ecosystems under global change
  20. Effects of cooperative games on enjoyment in physical education - How to increase positive experiences in students?
  21. Using the three horizons approach to explore pathways towards positive futures for agricultural landscapes with rich biodiversity
  22. Situative bewegungssimulation des zweibeinigen, parallelkinematischen schreitroboters centaurob
  23. From ruins and rubble: promised and suspended futures in Kenya (and beyond)
  24. 2D Simulations of the NS-Laser Shock Peening
  25. Distant regions underpin interregional flows of cultural ecosystem services provided by birds and mammals
  26. Der Human-Potential-Index (HPI)
  27. Governance for achieving the Sustainable Development Goals
  28. Islam and Patriarchy
  29. Umweltmanagement in deutschen Unternehmen
  30. Competence-Building in Sustainability
  31. Callings in career
  32. Country-Compatible Incentive Design