Selbstthematisierungen (in) der Kommunikationsgesellschaft

Publikation: Beiträge in SammelwerkenAufsätze in KonferenzbändenForschung

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Die Wissenschaft ist nicht mehr allein mit ihren Objekten. Wissenschaft, Bildungssystem, Literatur und Journalismus scheinen zur Zeit ihre im 18. und 19. Jahrhundert erworbenen Alleinzuständigkeiten für Wissensproduktion zu verlieren. Wissenschaftlich, bildend, literarisch und berichtend kommunizieren auch Laien, Amateure, Aktivisten, Patienten, partizipierende Bürger, Protestierende, Behinderte. Die Zunahme von Gelegenheiten zur Kommunikation und die Senkung der Zugangsschwelle zu technischen Kommunikationsmedien ist ein strukturelles Merkmal von Gegenwartsgesellschaften. Die genannten vormals subalternen Akteure melden Deutungs- und Handlungsbedarfe an, mit denen Menschen, Tiere und Dinge zum Sprechen gebracht werden – einschließlich ihrer selbst und oft im Rekurs auf persönliche Erfahrungen. Oft werden dabei neue normative Vorgaben artikuliert. Auf diesen Umstand der verstärkten Vermachtung bei gleichzeitiger kommunikativer Diskursivierung reagiert der Kommunikative Konstruktivismus und in der begrifflichen Fassung dieser neuen Lage kann er seine Aufgabe finden. Ich werde in meinem Beitrag umreissen, wie sich dieser konzeptuelle Ansatz zur Ausweitung der Entitäten verhalten kann, die sich 'zu Wort' melden (z.B. Natur, Klima, 'ganz andere' Menschen), einschließlich unmenschlicher und gewalttätiger Akteure.
Eine theoretische Heuristik ist hilfreich, um diesen Strukturwandel im Rahmen eines kommunikativen Konstruktivismus zu fassen: Die Konstruktion von Wirklichkeiten ist bedingt durch a) die materiell-medialen-institutionellen Darstellungsmöglichkeiten dessen, was wirklich ist oder sein könnte, b) kommunikative Thematisierungen des Wirklichen durch Entitäten, die als Akteure gelten und c) die Reaktionen und Erwiderungen der (dinghaften, tierischen, menschlichen usw.) Gegenüber. Dieses triadische Verhältnis wird dynamisiert durch die Veränderung der Wirklichkeitsdarstellungsmöglichkeiten sowie durch sich wandelnde Relationen zwischen Deutungsmacht und den Objekten dieser Macht, die sich solchen feststellenden Deutungen entziehen können. Zur Illustration dieser Überlegungen sollen Ergebnisse einer Studie herangezogen werden, in der mediatisierte Praktiken der Selbstthematisierung neuartige normative Vorgaben hervorbringen.
OriginalspracheDeutsch
TitelGeschlossene Gesellschaften : Verhandlungen des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
HerausgeberStefan Lessenich
Anzahl der Seiten6
Band38
VerlagDeutsche Gesellschaft für Soziologie
Erscheinungsdatum2017
PublikationsstatusErschienen - 2017
Veranstaltung38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie: Geschlossene Gesellschaften - Universität Bamberg, Bamberg, Deutschland
Dauer: 26.09.201630.09.2016
Konferenznummer: 38
https://kongress2016.soziologie.de
https://kongress2016.soziologie.de/aktuelles/

    Fachgebiete

  • Soziologie - Wissen, Kommunikation, Kommunikativer Konstruktivismus, Sozialtheorie

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