Potentiale und Herausforderungen einer empirischen Subjektivierungsforschung
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Subjektivierung ist ein strukturelles Merkmal moderner Gesellschaften und ein zentraler Prozess gesellschaftlicher Ein- und Ausschlüsse: Von Individuen wird erwartet, dass sie sich gegenüber sich selbst und anderen als handlungsfähige und verantwortliche Subjekte darstellen können. Der Begriff der Subjektivierung beschreibt dabei Normen des Subjektseins einerseits und den Prozess der Subjektwerdung andererseits. Die dominanten Subjektivierungsanforderungen und Entitäten, die als Subjekte angerufen werden, sind dabei historisch variabel und treffen auf ungleich verteilte Subjektdarstellungskompetenzen sowie Deutungs- und Handlungsmuster.
Die Subjektivierungsforschung hat in den letzten zehn Jahren in der soziologischen Wissenschaftslandschaft zunehmend an Bedeutung gewonnen: Eine zunehmende Anzahl von Qualifikationsarbeiten, Forschungsprojekten, Aufsätzen und Handbuchbeiträgen sowie ein Graduiertenkolleg zeigen dies an. Eine empirische Vertiefung erfuhr dieser Ansatz zuletzt durch die Verbindung von subjektorientierten mit strukturtheoretisch orientierten Erhebungs- und Analysemethoden. Unterschiedlichen Aneignungsweisen lebender, verkörperter und sich verhaltender Akteure, die mit Ordnungen und Normen konfrontiert werden und in ihnen (Selbst-)Deutungsangebote vorfinden stehen im Mittelpunkt dieser Forschungen. Dabei wird die Frage gestellt, welche Ressourcen mobilisiert werden können, um widerständig, kreativ oder affirmativ auf Subjektivierungsanforderungen zu reagieren, und wann es dabei zu Überforderungen und Ausschlüssen kommt.
Die Subjektivierungsforschung ist kein einheitliches Feld: wissenssoziologische, praxeologische, poststrukturalistische, sozialpsychologische, philosophisch- anthropologische sowie ungleichheitstheoretisch interessierte Ansätze stehen nur teilweise im Dialog miteinander. Sie teilen das grundlegende Anliegen, die Stabilisierung und Transformation sozialer, kultureller und technologischer Ordnungen durch von ihnen angeregte oder sich ihnen entziehende Praktiken der Selbst- und Fremdthematisierung zu beschreiben. Insbesondere die Schließung und Öffnung von Zugängen zu gesellschaftlicher Partizipation in Bildung, Arbeit und Wissensproduktion stehen dabei im Mittelpunkt vieler Arbeiten.
Eine Möglichkeit, dieses multiperspektivische Forschungsfeld zu verstetigen besteht darin, unterschiedliche methodische und begriffliche Strategien zu explizieren, mit denen die Spielarten der Subjektivierungsforschung ihre Gegenstände darstellen. Wir sehen dabei drei Aspekte, die für eine Weiterentwicklung des Forschungsfeldes klarer bestimmt werden sollten:
Welche symbolische und materielle Gestalt haben Subjektivierungsanforderungen und wie lassen sich diese beobachten?
Wie treten Subjektivierungsleistungen in Erscheinung, als Kommunikation, Handlung, Ereignis, Krise?
Welche Dynamiken – des Ein- und Ausschließens, der Relationierung – entstehen durch Passungen und Nicht-Passungen zwischen Subjektivierungsanforderungen und Subjektivierungsleistungen?
Diese Fragen führen die Diskussion zu einem Kernthema gegenwärtiger Theorie- und Methodenentwicklung: dem Verhältnis zwischen Handlung und Objektivationen. Jeder Subjektivierungsprozess bringt kommunikative und dingliche Objektivationen hervor, die dann selbst zur historisch variablen Gestalt von normativ grundierten Subjektivierungsanforderungen beitragen. Mit welchen begrifflichen und methodischen Strategien kann das Selbstverständnis gegenwärtiger Gesellschaften beschrieben werden, ohne solche Normen schlichtweg zu setzen, sondern sie aus der Strukturanalyse ihrer Konstitutionsbedingungen zu gewinnen?
Die Subjektivierungsforschung hat in den letzten zehn Jahren in der soziologischen Wissenschaftslandschaft zunehmend an Bedeutung gewonnen: Eine zunehmende Anzahl von Qualifikationsarbeiten, Forschungsprojekten, Aufsätzen und Handbuchbeiträgen sowie ein Graduiertenkolleg zeigen dies an. Eine empirische Vertiefung erfuhr dieser Ansatz zuletzt durch die Verbindung von subjektorientierten mit strukturtheoretisch orientierten Erhebungs- und Analysemethoden. Unterschiedlichen Aneignungsweisen lebender, verkörperter und sich verhaltender Akteure, die mit Ordnungen und Normen konfrontiert werden und in ihnen (Selbst-)Deutungsangebote vorfinden stehen im Mittelpunkt dieser Forschungen. Dabei wird die Frage gestellt, welche Ressourcen mobilisiert werden können, um widerständig, kreativ oder affirmativ auf Subjektivierungsanforderungen zu reagieren, und wann es dabei zu Überforderungen und Ausschlüssen kommt.
Die Subjektivierungsforschung ist kein einheitliches Feld: wissenssoziologische, praxeologische, poststrukturalistische, sozialpsychologische, philosophisch- anthropologische sowie ungleichheitstheoretisch interessierte Ansätze stehen nur teilweise im Dialog miteinander. Sie teilen das grundlegende Anliegen, die Stabilisierung und Transformation sozialer, kultureller und technologischer Ordnungen durch von ihnen angeregte oder sich ihnen entziehende Praktiken der Selbst- und Fremdthematisierung zu beschreiben. Insbesondere die Schließung und Öffnung von Zugängen zu gesellschaftlicher Partizipation in Bildung, Arbeit und Wissensproduktion stehen dabei im Mittelpunkt vieler Arbeiten.
Eine Möglichkeit, dieses multiperspektivische Forschungsfeld zu verstetigen besteht darin, unterschiedliche methodische und begriffliche Strategien zu explizieren, mit denen die Spielarten der Subjektivierungsforschung ihre Gegenstände darstellen. Wir sehen dabei drei Aspekte, die für eine Weiterentwicklung des Forschungsfeldes klarer bestimmt werden sollten:
Welche symbolische und materielle Gestalt haben Subjektivierungsanforderungen und wie lassen sich diese beobachten?
Wie treten Subjektivierungsleistungen in Erscheinung, als Kommunikation, Handlung, Ereignis, Krise?
Welche Dynamiken – des Ein- und Ausschließens, der Relationierung – entstehen durch Passungen und Nicht-Passungen zwischen Subjektivierungsanforderungen und Subjektivierungsleistungen?
Diese Fragen führen die Diskussion zu einem Kernthema gegenwärtiger Theorie- und Methodenentwicklung: dem Verhältnis zwischen Handlung und Objektivationen. Jeder Subjektivierungsprozess bringt kommunikative und dingliche Objektivationen hervor, die dann selbst zur historisch variablen Gestalt von normativ grundierten Subjektivierungsanforderungen beitragen. Mit welchen begrifflichen und methodischen Strategien kann das Selbstverständnis gegenwärtiger Gesellschaften beschrieben werden, ohne solche Normen schlichtweg zu setzen, sondern sie aus der Strukturanalyse ihrer Konstitutionsbedingungen zu gewinnen?
Originalsprache | Deutsch |
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Titel | Geschlossene Gesellschaften : Verhandlungen des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie |
Herausgeber | Stefan Lessenich |
Anzahl der Seiten | 5 |
Verlag | VS Verlag für Sozialwissenschaften |
Erscheinungsdatum | 2017 |
Publikationsstatus | Erschienen - 2017 |
Veranstaltung | 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie: Geschlossene Gesellschaften - Universität Bamberg, Bamberg, Deutschland Dauer: 26.09.2016 → 30.09.2016 Konferenznummer: 38 https://kongress2016.soziologie.de https://kongress2016.soziologie.de/aktuelles/ |
- Soziologie - Subjektivierungsanalyse, Subjektivierung, Subjektivierungsforschung, qualitative Methoden, Wissenssoziologie, Diskursanalyse, Gouvernementalitätsforschung