Zeit- und Einkommensarmut – Eine Mikroanalyse mit der deutschen Zeitbudgeterhebung 2001/2002 des Statistischen Bundesamtes

Projekt: Dissertationsprojekt

Projektbeteiligte

Beschreibung

In modernen Gesellschaften wie der Bundesrepublik Deutschland nimmt das Tempo des sozialen Lebens zu, bei den Menschen entsteht zunehmend das Gefühl von Zeitstress. So haben heute Waren und Dienstleistungen „Konjunktur“, die eine Zeitersparnis versprechen. Convenience-Produkte,
internetfähige Handys oder Bücher über das „Sparen von Zeit“ in den Bestsellerlisten zeugen von dieser Entwicklung. Die Kosten für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sind entsprechend immer häufiger nicht nur in Euro und Cent sondern auch in Stunden und Minuten zu zahlen. Die Zeitressource gewinnt damit gegenüber der Einkommensressource an Bedeutung. Entsprechend sind
Armuts- oder generell Wohlfahrtsanalysen, die ausschließlich das monetäre Einkommen der Menschen betrachten, unpassend. Eine zunehmende Zahl von Armutsforschern erkennt, dass Armut ein multidimensionales Phänomen ist und daher nur durch ein multidimensionales Armutskonzept wirklichkeitsnah erfasst werden kann. Mit der zusätzlichen Betrachtung der Zeit (und später weiteren
Dimensionen) soll auch im Rahmen des Dissertationsvorhabens ein erster Schritt hin zu einer umfassenderen Betrachtung von Armut gelingen.
Vor dem Hintergrund der dargestellten Entwicklung werden drei zentrale Fragen empirisch aufgearbeitet:
• Wer hat verhältnismäßig wenig Zeit zur Verfügung und kann daher als zeitarm bezeichnet
werden?
• Wer hat verhältnismäßig wenig Geld zur Verfügung und kann daher als einkommensarm
bezeichnet werden?
• Wie können diese Dimensionen im Rahmen eines interdependenten multidimensionalen
Armutskonzeptes zusammengeführt werden?
Die Ergebnisse der zeit- und multidimensionalen Armutsanalysen stellen ein Novum dar. Sie können Ansatzpunkte für staatliche Maßnahmen zur Verringerung von Armut und des sozialen Tempos („Entschleunigung“) liefern. Durch das Aufzeigen einer neuen, multidimensionalen Perspektive bereichern die gewonnenen Erkenntnisse der Dissertation die Armutsforschung und Diskussion um die arbeitenden Armen („working poor“) in Deutschland. Mit der Verknüpfung von Zeit und Einkommen kann die Lebenssituation dieser zeit- und einkommensarmen Menschen wirklichkeitsnäher wiedergegeben werden. Die Ergebnisse unterstützen die zielgenaue Abstimmung sozialpolitischer Maßnahmen auf bedürftige Menschen und sind damit ein Beitrag für mehr Gerechtigkeit
StatusAbgeschlossen
Zeitraum01.01.0801.10.11

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