Die an die Schüler/-innen gerichtete Sprache (SgS) – Studien zur Veränderung der Lehrer/-innensprache von der Grundschule bis zur Oberstufe
Projekt: Dissertationsprojekt
Projektbeteiligte
- Kleinschmidt-Schinke, Katrin (Wissenschaftliche Projektleitung)
Beschreibung
Im Zentrum des abgeschlossenen Dissertationsprojekts stand unter Rückgriff auf input- und interaktionsfokussierte Konzepte aus der Erst- und Zweitspracherwerbsforschung einerseits die Frage nach der Veränderung der seitens der Lehrpersonen an die Schüler/-innen gerichteten Sprache (SgS) von der Grundschule über die Unterstufe und Mittelstufe bis zur Oberstufe des Gymnasiums, andererseits die Frage nach lehrerseitigen mikro- und makrointeraktionalen Stützmechanismen (wie Reformulierungen oder Scaffolding) und der Veränderung ihres Einsatzes über die Jahrgangsstufen. Übergreifende Perspektive beider Zielsetzungen war die Hypothese des gestützten Erwerbs konzeptioneller Schriftlichkeit im schulischen Unterricht.
Die Untersuchung erfolgte vergleichend in den Unterrichtsfächern Biologie (resp. Sachunterricht) und Deutsch. Methodisch zentral war dabei jeweils die Konstanthaltung des Faktors Lehrperson pro Fach über die gymnasialen Jahrgangsstufen, so dass im Sinne von Fallstudien ein intraindividueller Vergleich des sprachlichen Handelns der jeweiligen Lehrperson möglich wurde. Vergleichend wurde außerdem das sprachliche Handeln von Grundschullehrer/-innen in dritten Jahrgangsstufen einbezogen, um die Perspektive auch auf niedrigere Jahrgangsstufen zu weiten. Als Bezugsgröße der SgS wurde zudem die Schülersprache in den jeweiligen Klassen analysiert.
Da es starke Kritik an der fehlenden Operationalisierung des Modells der konzeptionellen Mündlichkeit/Schriftlichkeit nach Koch und Oesterreicher (1986) gibt, wurde für diese Studie eine Operationalisierung konzeptioneller Schriftlichkeit mit den vier Operationalisierungsdimensionen (OpD) Integration, Komplexität, Differenziertheit und Planung erarbeitet, in denen Analysekategorien auf verschiedenen sprachlichen Analyseebenen (Morphologie, Lexik, Syntax, Text/Diskurs) gewonnen wurden.
Die Analyse der Unterrichtstranskripte mit Hilfe der Analysekategorien zeigt, dass die Sprache der Lehrpersonen sich von der Grundschule über die Unterstufe und Mittelstufe bis zur Oberstufe des Gymnasiums in allen OpD in beiden Fächern in Richtung konzeptioneller Schriftlichkeit verändert. Beispielsweise zeigt sich in der OpD Differenziertheit, dass mit steigender Jahrgangsstufe immer mehr unterschiedliche nominale Wortbildungssuffixe eingesetzt werden. Auf textuell-diskursiver Ebene ist in der OpD Komplexität z. B. eine Erhöhung der Wortanzahl pro turn erkennbar. Insbesondere in der OpD Komplexität sind aber auch Unterschiede zwischen der Lehrersprache in den beiden Fächern festzustellen (v. a. im Bereich der Komplexität der verwendeten Nomen). Hinsichtlich der mikrointeraktionalen Stützmechanismen (miS) (wie beispielsweise lehrerseitige Reformulierungen von Schülerbeiträgen) kann gezeigt werden, dass ihre Nutzung über die Jahrgangsstufen in beiden Fächern abnimmt, dass sich das Verhältnis der einzelnen Formen untereinander verändert (in Richtung stärkerer sprachlicher Distanz zum schülerseitigen Bezugsausdruck) und dass diese miS zur (impliziten) Förderung konzeptioneller Schriftlichkeit eingesetzt werden können. Die Analyse der makrointeraktionalen Stützmechanismen (maS) zeigt, dass es von der Grundschule bis zur Oberstufe zu tiefgreifenden Veränderungen der Struktur des gesamten Unterrichtsdiskurses in dem Sinne kommt, dass die in den unteren Jahrgangsstufen noch häufig genutzten unterrichtsdiskursiven Stützmechanismen schrittweise abgebaut werden (beispielsweise nimmt die Anzahl der lehrerseitig mündlich gestellten Aufgabenstellungen bis zur Oberstufe deutlich ab, während aber der prozentuale Anteil der offenen Aufgabenstellungen über die Jahrgangsstufen zunimmt).
Literatur:
Koch, Peter/Oesterreicher, Wulf (1986): Sprache der Nähe – Sprache der Distanz. Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Spannungsfeld von Sprachtheorie und Sprachgeschichte. In: Romanistisches Jahrbuch 1985. Jg. 36. S. 15–43.
Die Untersuchung erfolgte vergleichend in den Unterrichtsfächern Biologie (resp. Sachunterricht) und Deutsch. Methodisch zentral war dabei jeweils die Konstanthaltung des Faktors Lehrperson pro Fach über die gymnasialen Jahrgangsstufen, so dass im Sinne von Fallstudien ein intraindividueller Vergleich des sprachlichen Handelns der jeweiligen Lehrperson möglich wurde. Vergleichend wurde außerdem das sprachliche Handeln von Grundschullehrer/-innen in dritten Jahrgangsstufen einbezogen, um die Perspektive auch auf niedrigere Jahrgangsstufen zu weiten. Als Bezugsgröße der SgS wurde zudem die Schülersprache in den jeweiligen Klassen analysiert.
Da es starke Kritik an der fehlenden Operationalisierung des Modells der konzeptionellen Mündlichkeit/Schriftlichkeit nach Koch und Oesterreicher (1986) gibt, wurde für diese Studie eine Operationalisierung konzeptioneller Schriftlichkeit mit den vier Operationalisierungsdimensionen (OpD) Integration, Komplexität, Differenziertheit und Planung erarbeitet, in denen Analysekategorien auf verschiedenen sprachlichen Analyseebenen (Morphologie, Lexik, Syntax, Text/Diskurs) gewonnen wurden.
Die Analyse der Unterrichtstranskripte mit Hilfe der Analysekategorien zeigt, dass die Sprache der Lehrpersonen sich von der Grundschule über die Unterstufe und Mittelstufe bis zur Oberstufe des Gymnasiums in allen OpD in beiden Fächern in Richtung konzeptioneller Schriftlichkeit verändert. Beispielsweise zeigt sich in der OpD Differenziertheit, dass mit steigender Jahrgangsstufe immer mehr unterschiedliche nominale Wortbildungssuffixe eingesetzt werden. Auf textuell-diskursiver Ebene ist in der OpD Komplexität z. B. eine Erhöhung der Wortanzahl pro turn erkennbar. Insbesondere in der OpD Komplexität sind aber auch Unterschiede zwischen der Lehrersprache in den beiden Fächern festzustellen (v. a. im Bereich der Komplexität der verwendeten Nomen). Hinsichtlich der mikrointeraktionalen Stützmechanismen (miS) (wie beispielsweise lehrerseitige Reformulierungen von Schülerbeiträgen) kann gezeigt werden, dass ihre Nutzung über die Jahrgangsstufen in beiden Fächern abnimmt, dass sich das Verhältnis der einzelnen Formen untereinander verändert (in Richtung stärkerer sprachlicher Distanz zum schülerseitigen Bezugsausdruck) und dass diese miS zur (impliziten) Förderung konzeptioneller Schriftlichkeit eingesetzt werden können. Die Analyse der makrointeraktionalen Stützmechanismen (maS) zeigt, dass es von der Grundschule bis zur Oberstufe zu tiefgreifenden Veränderungen der Struktur des gesamten Unterrichtsdiskurses in dem Sinne kommt, dass die in den unteren Jahrgangsstufen noch häufig genutzten unterrichtsdiskursiven Stützmechanismen schrittweise abgebaut werden (beispielsweise nimmt die Anzahl der lehrerseitig mündlich gestellten Aufgabenstellungen bis zur Oberstufe deutlich ab, während aber der prozentuale Anteil der offenen Aufgabenstellungen über die Jahrgangsstufen zunimmt).
Literatur:
Koch, Peter/Oesterreicher, Wulf (1986): Sprache der Nähe – Sprache der Distanz. Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Spannungsfeld von Sprachtheorie und Sprachgeschichte. In: Romanistisches Jahrbuch 1985. Jg. 36. S. 15–43.
Akronym | SgS |
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Status | Abgeschlossen |
Zeitraum | 31.12.10 → 21.12.16 |
Links | http://www.schuelergerichtete-sprache.de/ |