Religiöse Praxis in der Grundschule: eine Standortbestimmung im Rahmen der Debatte zum performativen Ansatz

Research output: Journal contributionsJournal articlesResearch

Authors

„Religion [ist] eine Praxis, also mehr als ein kognitiver oder mentaler Gehalt, der durch einen verbalsprachlichen Ausdruck zu erfassen wäre.“1 Religionsunterricht muss daher mehr sein als ein „Reden über Religion“.2 Diese Einsicht hat im Moment in der religionspädagogischen Diskussion Konjunktur. Sie firmiert unter dem Begriff einer „performativen Religionsdidaktik“, die ihrerseits unterschiedliche Facetten zeigt. Die Debatte um einen performativen Ansatz in der Religionsdidaktik wird dabei im Blick auf die Sekundarstufen I und II geführt. Der Religionsunterricht an den Grundschulen taucht kaum auf. Ein erster Überblicksartikel zum Thema „Performativer Religionsunterricht?!“ erschien bezeichnenderweise in der Reihe „Religionsunterricht an höheren Schulen“3. Wie kommt es zu dieser Konzentration auf die Mittel- und Oberstufe?

Performative Ansätze verfolgen das Ziel, „Religion als Praxis (gelebten Glaubens) [zu erschließen] und Religionsunterricht didaktisch so aufzubereiten, dass er sich nicht in ‚grauer Theorie’ verzettelt.“4 Nun konnte es sich der Religionsunterricht an der Grundschule noch nie „leisten“, das fotokopierte DIN A-4-Blatt „als die am häufigsten begegnende methodische Spielform im real existierenden Religionsunterricht“5 einzusetzen – schon weil die Lese- und Schreibfähigkeit der Kinder – gerade in den unteren Grundschulklassen – noch stark eingeschränkt ist. So urteilen G. Büttner und V.-J. Dieterich über einen „performativen Religionsunterricht“: „Beim genaueren Hinsehen geht es dort darum, in welcher Weise grundschulorientierte Arbeitsweisen auch mit Jugendlichen praktiziert werden können.“6 Aber die Vertreterinnen und Vertreter einer performativen Didaktik fühlen sich missverstanden, „wenn sie als methodisch-didaktisches Prinzip (‚Handlungsorientierung’) gilt, durch das Lernprozesse anschaulicher und deshalb nachhaltiger werden“7. Insofern kann es lohnen, performative Religionsdidaktik auch im Hinblick auf ihre Bedeutung für die Grundschule zu beleuchten. Ich werde daher in einem ersten Schritt die Anliegen und wesentliche Spielarten des performativen Ansatzes umreißen, danach Anfragen und Klärungsversuche formulieren und abschließend unter Berücksichtigung der spezifischen Lernvoraussetzungen im Religionsunterricht der Grundschule die Tragweite eines performativen Ansatzes für diesen Lernort diskutieren.
Original languageGerman
JournalLoccumer Pelikan
Issue number3/08
Pages (from-to)103-110
Number of pages8
ISSN1435-8387
Publication statusPublished - 2008