Kamerun: Das greise Regime Biya vor dem Ende

Research output: Journal contributionsJournal articlesResearch

Standard

Kamerun: Das greise Regime Biya vor dem Ende. / Elischer, Sebastian Martin.

In: GIGA-Focus Afrika, No. 9, 09.2010.

Research output: Journal contributionsJournal articlesResearch

Harvard

APA

Vancouver

Bibtex

@article{8a4d0fbee54442c0be9b2fe55e45f058,
title = "Kamerun: Das greise Regime Biya vor dem Ende",
abstract = "Am 27. Oktober stellte Transparency International in Jaunde den Corruption Perception Index 2010 vor. Von 187 L{\"a}ndern belegt Kamerun Platz 146 und geh{\"o}rt zu den korruptesten L{\"a}ndern Afrikas.AnalyseSeit 1982 regiert Pr{\"a}sident Paul Biya Kamerun. Die {\"A}nderung der Verfassung vom 10. April 2008 erlaubt es ihm, bei den Pr{\"a}sidentschaftswahlen 2011 erneut anzutreten. Diese Verfassungs{\"a}nderung hatte eine Welle politischer Unzufriedenheit ausgel{\"o}st, die in der wirtschaftlichen Krise und der anhaltenden Korruption ihre tieferen Ursachen hat. Derzeit ist weder in der Regierungspartei Rassemblement D{\'e}mocratique du Peuple Camerounais (RDPC) noch auf Seiten der parlamentarischen Opposition ein aussichtsreicher Gegenkandidat zu Biya auszumachen. Dennoch wird sich der Pr{\"a}sident mittelfristig nicht an der Macht halten k{\"o}nnen. Seit den fr{\"u}hen 1990er Jahren leidet die Regierung unter einem hohen Legitimit{\"a}tsdefizit. Seit zwei Jahrzehnten geht der zentralistische Regierungsapparat systematisch gegen Regimegegner vor. Der internationalen Gebergemeinschaft ist es nicht gelungen, wirtschaftliche oder politische Ver{\"a}nderungen in Gang zu setzen. Das Regime st{\"u}tzt sich in zentralen politischen Bereichen auf sehr betagte Funktion{\"a}re. Pr{\"a}sident Biya ist 77 Jahre alt und gesundheitlich schwer angeschlagen. Im Falle seines Todes ist seine Nachfolge verfassungsrechtlich nicht geregelt. Aufgrund politischer Repression, der wirtschaftlichen Krise sowie einer {\"U}beralterung der politischen Elite drohen Kamerun mittelfristig gewaltsame Konflikte. Mit einem demokratisch legitimierten Machtwechsel ist kaum zu rechnen. Wahrscheinlicher ist, dass der Generationenkonflikt innerhalb der Regierungspartei und des Staatsapparats den Pr{\"a}sidenten aus dem Amt treibt. Trotz entsprechender Bef{\"u}rchtungen ist eine Intervention des Milit{\"a}rs derzeit nicht zu erwarten.",
keywords = "Politikwissenschaft, politisches System, politische Macht, politischer Wandel, Kamerun, politische Elite, autorit{\"a}res System, Opposition, Entwicklungshilfe, Pr{\"a}sidentschaftswahl, Innenpolitik, Generationenverh{\"a}ltnis, politischer Konflikt",
author = "Elischer, {Sebastian Martin}",
note = "ISSN 1862-3603",
year = "2010",
month = sep,
language = "Deutsch",
journal = "GIGA-Focus Afrika",
issn = "1862-3603",
publisher = "GIGA German Institute of Global and Area Studies",
number = "9",

}

RIS

TY - JOUR

T1 - Kamerun: Das greise Regime Biya vor dem Ende

AU - Elischer, Sebastian Martin

N1 - ISSN 1862-3603

PY - 2010/9

Y1 - 2010/9

N2 - Am 27. Oktober stellte Transparency International in Jaunde den Corruption Perception Index 2010 vor. Von 187 Ländern belegt Kamerun Platz 146 und gehört zu den korruptesten Ländern Afrikas.AnalyseSeit 1982 regiert Präsident Paul Biya Kamerun. Die Änderung der Verfassung vom 10. April 2008 erlaubt es ihm, bei den Präsidentschaftswahlen 2011 erneut anzutreten. Diese Verfassungsänderung hatte eine Welle politischer Unzufriedenheit ausgelöst, die in der wirtschaftlichen Krise und der anhaltenden Korruption ihre tieferen Ursachen hat. Derzeit ist weder in der Regierungspartei Rassemblement Démocratique du Peuple Camerounais (RDPC) noch auf Seiten der parlamentarischen Opposition ein aussichtsreicher Gegenkandidat zu Biya auszumachen. Dennoch wird sich der Präsident mittelfristig nicht an der Macht halten können. Seit den frühen 1990er Jahren leidet die Regierung unter einem hohen Legitimitätsdefizit. Seit zwei Jahrzehnten geht der zentralistische Regierungsapparat systematisch gegen Regimegegner vor. Der internationalen Gebergemeinschaft ist es nicht gelungen, wirtschaftliche oder politische Veränderungen in Gang zu setzen. Das Regime stützt sich in zentralen politischen Bereichen auf sehr betagte Funktionäre. Präsident Biya ist 77 Jahre alt und gesundheitlich schwer angeschlagen. Im Falle seines Todes ist seine Nachfolge verfassungsrechtlich nicht geregelt. Aufgrund politischer Repression, der wirtschaftlichen Krise sowie einer Überalterung der politischen Elite drohen Kamerun mittelfristig gewaltsame Konflikte. Mit einem demokratisch legitimierten Machtwechsel ist kaum zu rechnen. Wahrscheinlicher ist, dass der Generationenkonflikt innerhalb der Regierungspartei und des Staatsapparats den Präsidenten aus dem Amt treibt. Trotz entsprechender Befürchtungen ist eine Intervention des Militärs derzeit nicht zu erwarten.

AB - Am 27. Oktober stellte Transparency International in Jaunde den Corruption Perception Index 2010 vor. Von 187 Ländern belegt Kamerun Platz 146 und gehört zu den korruptesten Ländern Afrikas.AnalyseSeit 1982 regiert Präsident Paul Biya Kamerun. Die Änderung der Verfassung vom 10. April 2008 erlaubt es ihm, bei den Präsidentschaftswahlen 2011 erneut anzutreten. Diese Verfassungsänderung hatte eine Welle politischer Unzufriedenheit ausgelöst, die in der wirtschaftlichen Krise und der anhaltenden Korruption ihre tieferen Ursachen hat. Derzeit ist weder in der Regierungspartei Rassemblement Démocratique du Peuple Camerounais (RDPC) noch auf Seiten der parlamentarischen Opposition ein aussichtsreicher Gegenkandidat zu Biya auszumachen. Dennoch wird sich der Präsident mittelfristig nicht an der Macht halten können. Seit den frühen 1990er Jahren leidet die Regierung unter einem hohen Legitimitätsdefizit. Seit zwei Jahrzehnten geht der zentralistische Regierungsapparat systematisch gegen Regimegegner vor. Der internationalen Gebergemeinschaft ist es nicht gelungen, wirtschaftliche oder politische Veränderungen in Gang zu setzen. Das Regime stützt sich in zentralen politischen Bereichen auf sehr betagte Funktionäre. Präsident Biya ist 77 Jahre alt und gesundheitlich schwer angeschlagen. Im Falle seines Todes ist seine Nachfolge verfassungsrechtlich nicht geregelt. Aufgrund politischer Repression, der wirtschaftlichen Krise sowie einer Überalterung der politischen Elite drohen Kamerun mittelfristig gewaltsame Konflikte. Mit einem demokratisch legitimierten Machtwechsel ist kaum zu rechnen. Wahrscheinlicher ist, dass der Generationenkonflikt innerhalb der Regierungspartei und des Staatsapparats den Präsidenten aus dem Amt treibt. Trotz entsprechender Befürchtungen ist eine Intervention des Militärs derzeit nicht zu erwarten.

KW - Politikwissenschaft

KW - politisches System

KW - politische Macht

KW - politischer Wandel

KW - Kamerun

KW - politische Elite

KW - autoritäres System

KW - Opposition

KW - Entwicklungshilfe

KW - Präsidentschaftswahl

KW - Innenpolitik

KW - Generationenverhältnis

KW - politischer Konflikt

M3 - Zeitschriftenaufsätze

JO - GIGA-Focus Afrika

JF - GIGA-Focus Afrika

SN - 1862-3603

IS - 9

ER -