Absente Körper und institutionelle Doppelgänger. Zur kollektiven Vorbereitung altersgruppenbezogener Teilnehmerschaften

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Die praxistheoretische Vorstellung, empririsch beobachtbare Körper würden erst durch die Teilnahme an Praktiken selbst hervorgebracht, blendet die generational, d. h. altersgruppenbezogen ungleich verteilten Voraussetzungen für die Teilnahme an Praktiken aus: Der Kontext von Praktiken bleibt unterspezifiziert und die Selektion der Teilnahme ist auf Vormarkierungen der Körper angewiesen. Um diese Prozesse zu veranschaulichen wird auf das Theorievokabular des symbolischen Interaktionismus zurückgegriffen. Dieser ist aufgrund der Vorstellung übersituativer Verläufe sozialer Organisation besonders dazu geeignet, die kollektive Vorbereitung ungleicher Teilnahmerschaften zu rekonstruieren. Als empirischer Fall dient die körperliche Absenz von Kindern in den sie betreffenden gerichtlichen Sorgerechtsverfahren in den USA. Diese fehlende Teilnahme wird erst möglich durch die den Verhandlungen vorhergehende Etablierung eines institutionellen Doppelgängers des Kindes, der durch Erwachsene in ihrer Funktion als Verfahrensbeistände („guardian ad litem“) verkörpert wird. Die Karriere dieses institutionellen Doppelgängers beginnt mit der Transformation des konkret verletzbaren Kinderkörpers in eine rechtliche Kategorie, führt in einem zweiten Schritt zu einer Trennung von Kindesstimme und seiner Repräsentation durch die Erwachsenen und endet schließlich in einer Allianz von guardian ad litem und Gericht, die sich vom Willen des Kindes zugunsten der gesetzlich vorgegebenen Abfolge von Sorgelösungen distanziert.
Original languageGerman
Title of host publicationMaterialitäten der Kindheit : Körper - Dinge - Räume
EditorsSabine Bollig, Lars Alberth, Larissa Schindler
Number of pages17
Place of PublicationWiesbaden
PublisherVS Verlag für Sozialwissenschaften
Publication date2020
Edition1
Pages123-139
ISBN (print)978-3-658-25531-2
ISBN (electronic)978-3-658-25532-9
DOIs
Publication statusPublished - 2020