Die Pandemie als Anlass: Kunst und Kultur als "gesellschaftlich irrelevanter Bereich"

Publikation: Beiträge in ZeitschriftenZeitschriftenaufsätzeForschungbegutachtet

Standard

Die Pandemie als Anlass : Kunst und Kultur als "gesellschaftlich irrelevanter Bereich". / Kirchberg, Volker; Zembylas, Tasos.

in: Journal of Cultural Management and Cultural Policy, Jahrgang 8, Nr. 1, 07.06.2022, S. 125-141.

Publikation: Beiträge in ZeitschriftenZeitschriftenaufsätzeForschungbegutachtet

Harvard

APA

Vancouver

Bibtex

@article{3c37977d3c2944aa893a55553a893efe,
title = "Die Pandemie als Anlass: Kunst und Kultur als {"}gesellschaftlich irrelevanter Bereich{"}",
abstract = "Dieser Beitrag will einen theoretischen Rahmen zur Analyse des aktuellen gesellschaftlichen Stellenwerts der Kultur in den deutschsprachigen L{\"a}ndern geben, der mit der Covid-Pandemie deutlich sichtbar geworden ist. Noch in den 1970er Jahren gab es einen breiten gesellschaftlichen Konsens {\"u}ber die {\"o}ffentliche Finanzierung von Kultur, um sozial-, bildungs- und demokratiepolitische Ziele zu erreichen. Dieser Konsens ist mit der hegemonialen Neoliberalisierung weggebrochen. Ein Indiz daf{\"u}r ist die Marginalisierung der Kultur im politischen Diskurs und die in der Pandemie-Krise eingef{\"u}hrte Diskursfigur der „systemrelevanten Bereiche“. Gesellschaftliche Krisen sind ein wichtiger Gegenstand sozialwissenschaftlicher Reflexion. Niklas Luhmann betrachtet Krisen als Bedrohungen etablierter Systeme. Pierre Bourdieu versteht Krisen als fehlende Anpassung des Habitus an ein sich stark ver{\"a}ndertes Feld. Ulrich Beck interpretiert Krisen als Vertrauensverlust in die Moderne, in der Gesellschaft vor allem als allgegenw{\"a}rtige Quelle von Risiken wahrgenommen wird. Und Hartmut Rosa sieht Krisen zwar als Chance f{\"u}r soziale Transformationen, wobei in chaotischen Momenten, in denen keine neuen Alternativen erkennbar sind, die Angst vor der Zukunft w{\"a}chst. Angesichts breiter dystopischer Existenz{\"a}ngste wollen wir aber auch das transformative Potential der K{\"u}nste und Kulturen thematisieren und fragen ob sie globale Probleme der umfassenden sozial-{\"o}kologischen Krise neu deuten und an L{\"o}sungen mitarbeiten k{\"o}nnen. ",
keywords = "Kulturvermittlung/Kulturorganisation, Kulturpolitik, Kulturmanagement, Soziologie, Systemtheorie",
author = "Volker Kirchberg and Tasos Zembylas",
year = "2022",
month = jun,
day = "7",
doi = "10.14361/zkmm-2022-0106",
language = "Deutsch",
volume = "8",
pages = "125--141",
journal = "Journal of Cultural Management and Cultural Policy",
issn = "2701-8466",
publisher = "transcript Verlag",
number = "1",
note = "Nach der Pandemie. Wie geht es weiter mit der Kultur?, Kultur und Pandemie ; Conference date: 23-09-2021 Through 25-09-2021",
url = "https://www.hfm-weimar.de/fileadmin/user_upload/Institute/Kulturmanagement/Tagung_Kultur_Pandemie.pdf",

}

RIS

TY - JOUR

T1 - Die Pandemie als Anlass

T2 - Nach der Pandemie. Wie geht es weiter mit der Kultur?

AU - Kirchberg, Volker

AU - Zembylas, Tasos

PY - 2022/6/7

Y1 - 2022/6/7

N2 - Dieser Beitrag will einen theoretischen Rahmen zur Analyse des aktuellen gesellschaftlichen Stellenwerts der Kultur in den deutschsprachigen Ländern geben, der mit der Covid-Pandemie deutlich sichtbar geworden ist. Noch in den 1970er Jahren gab es einen breiten gesellschaftlichen Konsens über die öffentliche Finanzierung von Kultur, um sozial-, bildungs- und demokratiepolitische Ziele zu erreichen. Dieser Konsens ist mit der hegemonialen Neoliberalisierung weggebrochen. Ein Indiz dafür ist die Marginalisierung der Kultur im politischen Diskurs und die in der Pandemie-Krise eingeführte Diskursfigur der „systemrelevanten Bereiche“. Gesellschaftliche Krisen sind ein wichtiger Gegenstand sozialwissenschaftlicher Reflexion. Niklas Luhmann betrachtet Krisen als Bedrohungen etablierter Systeme. Pierre Bourdieu versteht Krisen als fehlende Anpassung des Habitus an ein sich stark verändertes Feld. Ulrich Beck interpretiert Krisen als Vertrauensverlust in die Moderne, in der Gesellschaft vor allem als allgegenwärtige Quelle von Risiken wahrgenommen wird. Und Hartmut Rosa sieht Krisen zwar als Chance für soziale Transformationen, wobei in chaotischen Momenten, in denen keine neuen Alternativen erkennbar sind, die Angst vor der Zukunft wächst. Angesichts breiter dystopischer Existenzängste wollen wir aber auch das transformative Potential der Künste und Kulturen thematisieren und fragen ob sie globale Probleme der umfassenden sozial-ökologischen Krise neu deuten und an Lösungen mitarbeiten können.

AB - Dieser Beitrag will einen theoretischen Rahmen zur Analyse des aktuellen gesellschaftlichen Stellenwerts der Kultur in den deutschsprachigen Ländern geben, der mit der Covid-Pandemie deutlich sichtbar geworden ist. Noch in den 1970er Jahren gab es einen breiten gesellschaftlichen Konsens über die öffentliche Finanzierung von Kultur, um sozial-, bildungs- und demokratiepolitische Ziele zu erreichen. Dieser Konsens ist mit der hegemonialen Neoliberalisierung weggebrochen. Ein Indiz dafür ist die Marginalisierung der Kultur im politischen Diskurs und die in der Pandemie-Krise eingeführte Diskursfigur der „systemrelevanten Bereiche“. Gesellschaftliche Krisen sind ein wichtiger Gegenstand sozialwissenschaftlicher Reflexion. Niklas Luhmann betrachtet Krisen als Bedrohungen etablierter Systeme. Pierre Bourdieu versteht Krisen als fehlende Anpassung des Habitus an ein sich stark verändertes Feld. Ulrich Beck interpretiert Krisen als Vertrauensverlust in die Moderne, in der Gesellschaft vor allem als allgegenwärtige Quelle von Risiken wahrgenommen wird. Und Hartmut Rosa sieht Krisen zwar als Chance für soziale Transformationen, wobei in chaotischen Momenten, in denen keine neuen Alternativen erkennbar sind, die Angst vor der Zukunft wächst. Angesichts breiter dystopischer Existenzängste wollen wir aber auch das transformative Potential der Künste und Kulturen thematisieren und fragen ob sie globale Probleme der umfassenden sozial-ökologischen Krise neu deuten und an Lösungen mitarbeiten können.

KW - Kulturvermittlung/Kulturorganisation

KW - Kulturpolitik

KW - Kulturmanagement

KW - Soziologie

KW - Systemtheorie

UR - https://www.mendeley.com/catalogue/f3943be8-0460-3f1a-81ae-ed291583e2e2/

U2 - 10.14361/zkmm-2022-0106

DO - 10.14361/zkmm-2022-0106

M3 - Zeitschriftenaufsätze

VL - 8

SP - 125

EP - 141

JO - Journal of Cultural Management and Cultural Policy

JF - Journal of Cultural Management and Cultural Policy

SN - 2701-8466

IS - 1

Y2 - 23 September 2021 through 25 September 2021

ER -

DOI