Der Wandel der Anerkennung von Fehl- und Totgeburt als Geburt eines Kindes

Publikation: Beiträge in ZeitschriftenZeitschriftenaufsätzeForschungbegutachtet

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Der Wandel der Anerkennung von Fehl- und Totgeburt als Geburt eines Kindes. / Böcker, Julia.
in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie, Jahrgang 47, Nr. 1, 01.03.2022, S. 59-82.

Publikation: Beiträge in ZeitschriftenZeitschriftenaufsätzeForschungbegutachtet

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abstract = "Das Aufkommen der Alternativbezeichnungen „Kleine Geburt“ und „Stille Geburt“ ist Ausdruck eines Wandels im Umgang mit Fehlgeburt und Totgeburt. Ansto{\ss} des Wandels war zivilgesellschaftliches Engagement Betroffener in den 1980er-Jahren, die sich gegen Entrechtungen in den Kliniken und f{\"u}r soziale Sichtbarkeit und Anerkennung des Verlusts einsetzten. Im Beitrag wird argumentiert, dass Fehl- und Totgeburt in Gesellschaft und Geburtshilfe zunehmend als Geburt (und Verlust) eines Kindes behandelt und Betroffene damit als Eltern anerkannt werden. Empirische Grundlage ist ein Datenkorpus aus narrativen Interviews und nat{\"u}rlichen Daten, die sequenzanalytisch und theoriegenerierend ausgewertet wurden. Der mehrdimensionale Wandel wird anhand von Ver{\"a}nderungen im deutschen Recht, in sozialen Medien und in der Geburtshilfe plausibilisiert. Erstens werden Betroffene durch {\"A}nderungen des Personenstandsgesetzes f{\"u}r Fehlgeborene symbolisch als Eltern anerkannt. Zweitens entwickelte sich in Online-Foren ein kollektives Selbstverst{\"a}ndnis von „Sternenelternschaft“, das diskursive und institutionelle Ver{\"a}nderungen au{\ss}erhalb des Internets bewirkte. Daneben legitimieren und normalisieren individuelle Selbstzeugnisse in den sozialen Medien, {\"u}ber Fehl- und Stillgeburt zu sprechen und diese zu zeigen. Drittens werden die professionellen Praktiken der Personalisierung von Stillgeborenen in der Geburtshilfe diskutiert, die nach Totgeburten inzwischen umf{\"a}nglich, nach Fehlgeburten teilweise, etabliert sind.",
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language = "Deutsch",
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RIS

TY - JOUR

T1 - Der Wandel der Anerkennung von Fehl- und Totgeburt als Geburt eines Kindes

AU - Böcker, Julia

N1 - Publisher Copyright: © 2022, The Author(s).

PY - 2022/3/1

Y1 - 2022/3/1

N2 - Das Aufkommen der Alternativbezeichnungen „Kleine Geburt“ und „Stille Geburt“ ist Ausdruck eines Wandels im Umgang mit Fehlgeburt und Totgeburt. Anstoß des Wandels war zivilgesellschaftliches Engagement Betroffener in den 1980er-Jahren, die sich gegen Entrechtungen in den Kliniken und für soziale Sichtbarkeit und Anerkennung des Verlusts einsetzten. Im Beitrag wird argumentiert, dass Fehl- und Totgeburt in Gesellschaft und Geburtshilfe zunehmend als Geburt (und Verlust) eines Kindes behandelt und Betroffene damit als Eltern anerkannt werden. Empirische Grundlage ist ein Datenkorpus aus narrativen Interviews und natürlichen Daten, die sequenzanalytisch und theoriegenerierend ausgewertet wurden. Der mehrdimensionale Wandel wird anhand von Veränderungen im deutschen Recht, in sozialen Medien und in der Geburtshilfe plausibilisiert. Erstens werden Betroffene durch Änderungen des Personenstandsgesetzes für Fehlgeborene symbolisch als Eltern anerkannt. Zweitens entwickelte sich in Online-Foren ein kollektives Selbstverständnis von „Sternenelternschaft“, das diskursive und institutionelle Veränderungen außerhalb des Internets bewirkte. Daneben legitimieren und normalisieren individuelle Selbstzeugnisse in den sozialen Medien, über Fehl- und Stillgeburt zu sprechen und diese zu zeigen. Drittens werden die professionellen Praktiken der Personalisierung von Stillgeborenen in der Geburtshilfe diskutiert, die nach Totgeburten inzwischen umfänglich, nach Fehlgeburten teilweise, etabliert sind.

AB - Das Aufkommen der Alternativbezeichnungen „Kleine Geburt“ und „Stille Geburt“ ist Ausdruck eines Wandels im Umgang mit Fehlgeburt und Totgeburt. Anstoß des Wandels war zivilgesellschaftliches Engagement Betroffener in den 1980er-Jahren, die sich gegen Entrechtungen in den Kliniken und für soziale Sichtbarkeit und Anerkennung des Verlusts einsetzten. Im Beitrag wird argumentiert, dass Fehl- und Totgeburt in Gesellschaft und Geburtshilfe zunehmend als Geburt (und Verlust) eines Kindes behandelt und Betroffene damit als Eltern anerkannt werden. Empirische Grundlage ist ein Datenkorpus aus narrativen Interviews und natürlichen Daten, die sequenzanalytisch und theoriegenerierend ausgewertet wurden. Der mehrdimensionale Wandel wird anhand von Veränderungen im deutschen Recht, in sozialen Medien und in der Geburtshilfe plausibilisiert. Erstens werden Betroffene durch Änderungen des Personenstandsgesetzes für Fehlgeborene symbolisch als Eltern anerkannt. Zweitens entwickelte sich in Online-Foren ein kollektives Selbstverständnis von „Sternenelternschaft“, das diskursive und institutionelle Veränderungen außerhalb des Internets bewirkte. Daneben legitimieren und normalisieren individuelle Selbstzeugnisse in den sozialen Medien, über Fehl- und Stillgeburt zu sprechen und diese zu zeigen. Drittens werden die professionellen Praktiken der Personalisierung von Stillgeborenen in der Geburtshilfe diskutiert, die nach Totgeburten inzwischen umfänglich, nach Fehlgeburten teilweise, etabliert sind.

KW - Kulturvermittlung/Kulturorganisation

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M3 - Zeitschriftenaufsätze

AN - SCOPUS:85125465810

VL - 47

SP - 59

EP - 82

JO - Österreichische Zeitschrift für Soziologie

JF - Österreichische Zeitschrift für Soziologie

SN - 1011-0070

IS - 1

ER -

DOI