Lernen in der Adoleszenz - Eine qualitative Studie zum Zusammenhang formaler und informeller Lernprozesse in der frühen Adoleszenz unter Bedingungen sozialer Ungleichheit

Projekt: Forschung

Projektbeteiligte

Beschreibung

Die Bedeutung informeller Lernprozesse für formalen Bildungserfolg wird gegenwärtig viel diskutiert. Dies gilt insbesondere für Kinder und Jugendliche, die aufgrund ihrer Herkunft – vor allem des sozio-ökonomischen Status, des Bildungsniveaus der Eltern, ihrer ethnischen Zugehörigkeit und ihres Geschlechts – im deutschen Bildungssystem strukturell benachteiligt werden. So wird konstatiert, dass das Passungsverhältnis zwischen formalen und informellen Lernprozessen stark variieren kann: Heranwachsende aus sogenannten bildungsnahen Elternhäusern profitieren von ihren informellen Lernprozessen, Kinder und Jugendliche aus sogenannten bildungsfernen Elternhäusern könnten dies nicht. Dabei konnte bisher empirisch lediglich die herkunftsspezifische Differenz der informellen Lernprozesse belegt werden, nicht aber wie dieses Verhältnis im Einzelfall ausgestaltet wird und welche Bedingungen eine Passung begünstigen bzw. erschweren oder gar verhindern. Dieses Desiderat soll hier aufgegriffen werden.
Bisherige Forschung lässt darauf schließen, dass insbesondere in der frühen Adoleszenz, also im Alter zwischen ca. 12 und 14 Jahren, wichtige Erfahrungen gemacht werden, die das eigene Welt- und Selbstverhältnis grundlegend prägen und damit auch die Struktur und den Zusammenhang formaler und informeller Lernprozesse. Um zu ergründen wie sich dieses Verhältnis konstituiert und dabei gleichzeitig die psycho-soziale Entwicklungsdimension der jungen Jugendlichen in den Blick nehmen zu können, die sich in einer kritischen Phase der Identitätsbildung und Individuierung befinden, müssen diese selbst befragt werden. Eine offene Interviewgestaltung soll einer Vorstrukturierung der Antworten entgegenwirken. Es sollen insgesamt 20 Interviews mit statistisch gesehen benachteiligten Jugendlichen geführt werden: jeweils 5 mit Mädchen mit Migrationshintergrund, 5 Mädchen ohne Migrationshintergrund, 5 Jungen mit Migrationshintergrund und 5 Jungen ohne Migrationshintergrund. Die Interviews sollen im Kontext schulnaher pädagogischer Institutionen geführt werden, die sich in ihrer Arbeit mit der Schnittstelle formaler und informeller Lernprozesse beschäftigen, wie z. B. der Schulsozialarbeit. Ausgewertet werden die Interviews mithilfe rekonstruktiver Verfahren, sodass zunächst die einzelnen Fallstrukturen ausgewertet und anschließend eine Typologie dazu erstellt werden kann, wie formale und informelle Lernerfahrungen zueinanderstehen. Die Ergebnisse der Studie sollen zum einen dazu beitragen, Erkenntnisse über die generellen Zusammenhänge formaler und informeller Lernprozesse in der frühen Adoleszenz unter Bedingungen sozialer Ungleichheit zu generieren und zum anderen konkrete Ansatzpunkte aufzeigen, an denen schulische und außerschulische Bildungsarbeit einsetzen kann, um die Chancen auf formalen Bildungserfolg für benachteiligte Jugendliche zu erhöhen.
Die Ergebnisse des Projekts sollen eine wichtige Ergänzung vorliegender Grundlagenforschung zum Verhältnis formaler und informeller Lernprozesse erarbeiten. Gleichzeitig sind sie für einen Transfer in schul- und sozialpädagogische Handlungsfelder in Forschung und Praxis interessant, insbesondere im Hinblick auf entsprechende Kooperationen zwischen formaler und informeller Bildung. Der Innovationsaspekt bezieht sich insbesondere auf die Perspektive, nämlich die Relation verschiedener Lernprozesse zueinander, und der Methode des Einsatzes offener, rekonstruktiver Forschung in der frühen Adoleszenz.
AkronymLidA
StatusAbgeschlossen
Zeitraum01.01.1430.04.15

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