Wissenschaft, Technik und Demokratie: Wechselwirkungen im Wandel
Aktivität: Vorträge und Gastvorlesungen › Gastvorträge und -vorlesungen › Lehre
Thomas Saretzki - Sprecher*in
Abstract:
Naturwissenschaftliche Forschung kann nicht nur neues Wissen schaffen und zur technologische Steigerung von Handlungsoptionen beitragen. Sie geht vielfach auch mit neuen Unsicherheiten einher und bringt neue Handlungszwänge mit sich. Forschungsvorhaben und technische Innovationen lösen nicht nur eng definierte Probleme. Sie schaffen auf anderen Ebenen oft auch neue. Diese betreffen in den meisten Fällen nicht alle gesellschaftlichen Gruppen in gleicher Weise. Neue Handlungsoptionen und -zwänge sind in der Gesellschaft ungleich verteilt. Das hat Folgen für ihre Bewertung und Regelung.
Optionen, Risiken und Zwänge werden in modernen Gesellschaften unterschiedlich wahrgenommen und unterschiedlich bewertet. In vielen Fällen sind sie umstritten. Die gesellschaftliche Bewertung von Forschungslinien und Technologien kann in einer Demokratie nicht einseitig von denen vorgenommen werden, die in der Wissenschaft als Protagonisten oder Promotoren neuer Entdeckungen oder Erfindungen wirken. Gesellschaftliche Werte, Normen und Interessen sind nicht allein wissenschaftlich zu fundieren. Während die Verwissenschaftlichung und Technisierung der Gesellschaft früher meist als einseitige, linear und gleichsam “naturwüchsig” verlaufende Prozesse angesehen wurden, sind heute verschiedene gegenläufige Bewegungen zu beobachten. An die Stelle einseitigen Transfers von der Wissenschaft in die Gesellschaft tritt ein Bild widersprüchlicher Wechselwirkungen: Die real existierenden Wissenschaftssysteme sind heute durch unterschiedliche Prozesse der Industrialisierung, Privatisierung und Kommerzialisierung, aber auch durch Tendenzen der Moralisierung, Verrechtlichung und Politisierung von Forschung und Technologie gekennzeichnet. Wissenschaft und die dort tätigen Menschen werden stärker mit Forderungen nach Beiträgen zur Bearbeitung gesellschaftlicher und ökologischer Probleme konfrontiert. Damit werden sie aber auch dem Zwang ausgesetzt, in den politischen Konflikten um diese Probleme und die Perspektiven ihrer Lösung zumindest implizit Position zu beziehen.
Soziale Unterschiede gibt es nicht nur in gesellschaftlichen Werten und in den Bewertungen von wissenschaftlicher Forschung und technischen Innovationen, sondern auch in den Möglichkeiten auf umstrittene wissenschaftlich-technische Entwicklungen zu reagieren und diese politisch mitzugestalten. Versteht man die Erfindung und Entwicklung von Demokratien als Lernprozess, dann ist es die Aufgabe ihrer Angehörigen, für diesen Streit angemessene Strategien der Problembewältigung und faire Formen der Konfliktregelung zu finden.
Naturwissenschaftliche Forschung kann nicht nur neues Wissen schaffen und zur technologische Steigerung von Handlungsoptionen beitragen. Sie geht vielfach auch mit neuen Unsicherheiten einher und bringt neue Handlungszwänge mit sich. Forschungsvorhaben und technische Innovationen lösen nicht nur eng definierte Probleme. Sie schaffen auf anderen Ebenen oft auch neue. Diese betreffen in den meisten Fällen nicht alle gesellschaftlichen Gruppen in gleicher Weise. Neue Handlungsoptionen und -zwänge sind in der Gesellschaft ungleich verteilt. Das hat Folgen für ihre Bewertung und Regelung.
Optionen, Risiken und Zwänge werden in modernen Gesellschaften unterschiedlich wahrgenommen und unterschiedlich bewertet. In vielen Fällen sind sie umstritten. Die gesellschaftliche Bewertung von Forschungslinien und Technologien kann in einer Demokratie nicht einseitig von denen vorgenommen werden, die in der Wissenschaft als Protagonisten oder Promotoren neuer Entdeckungen oder Erfindungen wirken. Gesellschaftliche Werte, Normen und Interessen sind nicht allein wissenschaftlich zu fundieren. Während die Verwissenschaftlichung und Technisierung der Gesellschaft früher meist als einseitige, linear und gleichsam “naturwüchsig” verlaufende Prozesse angesehen wurden, sind heute verschiedene gegenläufige Bewegungen zu beobachten. An die Stelle einseitigen Transfers von der Wissenschaft in die Gesellschaft tritt ein Bild widersprüchlicher Wechselwirkungen: Die real existierenden Wissenschaftssysteme sind heute durch unterschiedliche Prozesse der Industrialisierung, Privatisierung und Kommerzialisierung, aber auch durch Tendenzen der Moralisierung, Verrechtlichung und Politisierung von Forschung und Technologie gekennzeichnet. Wissenschaft und die dort tätigen Menschen werden stärker mit Forderungen nach Beiträgen zur Bearbeitung gesellschaftlicher und ökologischer Probleme konfrontiert. Damit werden sie aber auch dem Zwang ausgesetzt, in den politischen Konflikten um diese Probleme und die Perspektiven ihrer Lösung zumindest implizit Position zu beziehen.
Soziale Unterschiede gibt es nicht nur in gesellschaftlichen Werten und in den Bewertungen von wissenschaftlicher Forschung und technischen Innovationen, sondern auch in den Möglichkeiten auf umstrittene wissenschaftlich-technische Entwicklungen zu reagieren und diese politisch mitzugestalten. Versteht man die Erfindung und Entwicklung von Demokratien als Lernprozess, dann ist es die Aufgabe ihrer Angehörigen, für diesen Streit angemessene Strategien der Problembewältigung und faire Formen der Konfliktregelung zu finden.
09.11.2022
- Politikwissenschaft - Technisierung, Wissenschaftsforschung, Demokratie