Bilder von Bildung in der bildungstheoretisch orientierten Biografieforschung
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Anke Wischmann - Gastredner*in
Zeitgenössische wie historische Bildungsforschung kommt nicht umhin zu definieren, was sie unter Bildung versteht (Miethe und Müller 2012). Jeder (biografischen) Bildungsforschung geht somit immer eine normative Setzung voraus und bestimmt auch den Forschungsprozess. Diese Setzung geht wiederum einher mit Vorstellungen vom gebildeten Menschen (Meyer-Drawe 2007). Wer gilt in einem je spezifischen historischen Zusammenhang als gebildet – und wer nicht? Und was bedeutet das für jene, die nicht diesem Bild entsprechen?
Aktuelle bildungstheoretische Biografieforschung (Koller et al. 2014) beruft sich nach wie vor auf den humanistischen Bildungsgedanken des deutschen Idealismus, wie er vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt worden ist (vgl. bspw. Wigger 2009; Koller 2012). Zwar wurde der Bildungsbegriff angesichts inzwischen anderer gesellschaftlich-historischer Bedingungen weiter entwickelt, vor allem vor dem Hintergrund eines mangelnden Weltbezugs (Rosenberg 2011), mit Bezug auf neuere Theorien (etwa Bourdieu (ebd.), aber auch Foucault (Lüders 2007) und Butler (Rose 2012)). Aber dennoch, so soll in meinem Vortrag rekonstruiert werden, bleiben die „alten“ Theoriebezüge weiterhin wirkmächtig. Dies gilt für die Theoriebildung ebenso wie für die empirische Biografieforschung. Theoretiker der Aufklärung und des deutschen Idealismus gelten im Bildungsdiskurs als Teil eines Gründungsnarratives (Koschorke 2007), und bleiben im Hinblick auf Ein- und Ausschließungen – etwa aufgrund ihres Eurozentrismus oder ihrer Geschlechterdifferenzierung – jedoch noch oft unhinterfragt (Spieker 2015).
Der vorliegende Beitrag wird zunächst herausarbeiten, welcher Art diese theorieimmanenten Annahmen zum gebildeten Menschen sind, wer also mit ihnen und durch sie als gebildet gelten kann. Anhand eines biografischen Interviews mit einer jungen Frau mit so genanntem Migrationshintergrund soll dann gezeigt werden, dass diese Bias nicht nur auf der Forschungsebene wirksam werden, sondern ebenso relevant sind für die Praxis der Bildung heute.
Es handelt sich um ein narratives Interview (Schütze 1983), das mithilfe der Narrationsanalyse nach Rosenthal (1995) ausgewertet worden ist. Diese Methode rekonstruiert den biografischen Verlauf auf zwei Ebenen: der erlebten und der erzählten Lebensgeschichte. Die Kontrastierung der beiden Ebenen ermöglicht es, dezidiert das Verhältnis zwischen historisch-gesellschaftlichen Bedingungen des Erlebens und der subjektiven Erzählung zu untersuchen und somit die auf den unterschiedlichen Ebenen implizit und explizit vorhandenen Bildungsverständnisse zu rekonstruieren.
Aktuelle bildungstheoretische Biografieforschung (Koller et al. 2014) beruft sich nach wie vor auf den humanistischen Bildungsgedanken des deutschen Idealismus, wie er vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt worden ist (vgl. bspw. Wigger 2009; Koller 2012). Zwar wurde der Bildungsbegriff angesichts inzwischen anderer gesellschaftlich-historischer Bedingungen weiter entwickelt, vor allem vor dem Hintergrund eines mangelnden Weltbezugs (Rosenberg 2011), mit Bezug auf neuere Theorien (etwa Bourdieu (ebd.), aber auch Foucault (Lüders 2007) und Butler (Rose 2012)). Aber dennoch, so soll in meinem Vortrag rekonstruiert werden, bleiben die „alten“ Theoriebezüge weiterhin wirkmächtig. Dies gilt für die Theoriebildung ebenso wie für die empirische Biografieforschung. Theoretiker der Aufklärung und des deutschen Idealismus gelten im Bildungsdiskurs als Teil eines Gründungsnarratives (Koschorke 2007), und bleiben im Hinblick auf Ein- und Ausschließungen – etwa aufgrund ihres Eurozentrismus oder ihrer Geschlechterdifferenzierung – jedoch noch oft unhinterfragt (Spieker 2015).
Der vorliegende Beitrag wird zunächst herausarbeiten, welcher Art diese theorieimmanenten Annahmen zum gebildeten Menschen sind, wer also mit ihnen und durch sie als gebildet gelten kann. Anhand eines biografischen Interviews mit einer jungen Frau mit so genanntem Migrationshintergrund soll dann gezeigt werden, dass diese Bias nicht nur auf der Forschungsebene wirksam werden, sondern ebenso relevant sind für die Praxis der Bildung heute.
Es handelt sich um ein narratives Interview (Schütze 1983), das mithilfe der Narrationsanalyse nach Rosenthal (1995) ausgewertet worden ist. Diese Methode rekonstruiert den biografischen Verlauf auf zwei Ebenen: der erlebten und der erzählten Lebensgeschichte. Die Kontrastierung der beiden Ebenen ermöglicht es, dezidiert das Verhältnis zwischen historisch-gesellschaftlichen Bedingungen des Erlebens und der subjektiven Erzählung zu untersuchen und somit die auf den unterschiedlichen Ebenen implizit und explizit vorhandenen Bildungsverständnisse zu rekonstruieren.
13.10.2016 → 15.10.2016
Veranstaltung
Jahrestagung der Kommission Qualitative Bildungs- und Biographieforschung 2016: Biographie und Geschichte in der Bildungsforschung
13.10.16 → 15.10.16
Dortmund, DeutschlandVeranstaltung: Konferenz
- Erziehungswissenschaften
- Gender und Diversity