2. Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft (KWG) 2016
Aktivität: Wissenschaftliche und künstlerische Veranstaltungen › Konferenzen › Forschung
Ulrike Steierwald - Vorsitzende/r
- Professur für Deutsche Literaturwissenschaft
- Institut für Geschichtswissenschaft und Literarische Kulturen
Sektions-Leitung :Übersetzte Figurationen. Räumliche Entwürfe europäischer Kultur
Die Definitionen Europas in ihrer Relation zum Begriff der Migration sind von voraussetzungsvollen historischen wie aktuellen Identitätskonstruktionen abhängig. Die Bestimmungen des Eigenen und Fremden durch räumliche Grenzziehungen prägen zu Beginn des 21. Jahrhunderts weniger nationale Konzepte, sie sind vielmehr in den diversen Argumentationsmustern des Europa-Diskurses virulent. In den sich auffällig lokal bzw. regional formierenden Protestbewegungen gegen Migration wie Globalisierung spielt die dezidiert gegen “außereuropäische Kulturen“ gerichtete Aggression eine zentrale Rolle. Aber auch in der Grenzsicherung der Europäischen Union und in der Verurteilung islamistischer Terroranschläge und Gewalt wurde und wird auf eine „kulturelle“ europäische Identität im Sinne universalistisch wirksamer Wertsetzungen der europäischen Aufklärung – Demokratie, Toleranz, Selbstbestimmung, Ökonomie – rekurriert. Diese sind weiterhin auf ein räumlich verankertes Selbstverständnis angewiesen. Angesichts der aktuellen Offenlegung einer mangelnden Einheit und Identität Europas brechen nur scheinbar Konnex und Verankerung des Wiedererkennbaren und Identischen in nationalen, regionalen wie auch kontinentalen Kollektivierungsmustern zusammen. Der hegemoniale Gestus der Selbst-Ermächtigung und Selbst-Bestätigung gegen die aus dem „außereuropäischen“ Raum Fliehenden legitimiert sich zunehmend über den Kultur-Begriff selbst - eine Entwicklung, zu der sich die nach ihm benennenden (Kultur-)Wissenschaften verhalten müssen. Während „Europa“ in seiner affirmativen, identitätsstiftenden Zuschreibung wieder an Wert verliert, wird der Kultur-Begriff im aktuellen politischen Diskurs präsenter. Dabei geht es jedoch weiterhin um räumliche Verankerungen der jeweiligen Identifikation, sei es in Sprache, Kollektivierung, Erinnerung oder emotionaler Bindung. Beiträge und Gespräch dieses Panels legen die historisch diskursiven Voraussetzungen räumlicher Muster „europäischer Kultur“ frei. Es zeigt sich, dass sie in der gegenwärtigen Krise nicht mehr als Begründung oder auch nur Handlungsmuster dienen können, aber dass der Begründungsanspruch ihrer Begrifflichkeit ein latentes Gewaltpotenzial in sich birgt. Offene Frage ist, ob sich im selbstreflexiven Gestus europäischer Diskurse - jenseits der Dichotomie von Eigenem und Fremdem - Figurationen ausfindig machen lassen, die „Kultur“ immer schon als übersetzt und raumübergreifend erkennen lassen. Dichotomie von Eigenem und Fremdem - Figurationen ausfindig machen lassen, die „Kultur“ immer schon als übersetzt und raumübergreifend erkennen lassen.
Die Definitionen Europas in ihrer Relation zum Begriff der Migration sind von voraussetzungsvollen historischen wie aktuellen Identitätskonstruktionen abhängig. Die Bestimmungen des Eigenen und Fremden durch räumliche Grenzziehungen prägen zu Beginn des 21. Jahrhunderts weniger nationale Konzepte, sie sind vielmehr in den diversen Argumentationsmustern des Europa-Diskurses virulent. In den sich auffällig lokal bzw. regional formierenden Protestbewegungen gegen Migration wie Globalisierung spielt die dezidiert gegen “außereuropäische Kulturen“ gerichtete Aggression eine zentrale Rolle. Aber auch in der Grenzsicherung der Europäischen Union und in der Verurteilung islamistischer Terroranschläge und Gewalt wurde und wird auf eine „kulturelle“ europäische Identität im Sinne universalistisch wirksamer Wertsetzungen der europäischen Aufklärung – Demokratie, Toleranz, Selbstbestimmung, Ökonomie – rekurriert. Diese sind weiterhin auf ein räumlich verankertes Selbstverständnis angewiesen. Angesichts der aktuellen Offenlegung einer mangelnden Einheit und Identität Europas brechen nur scheinbar Konnex und Verankerung des Wiedererkennbaren und Identischen in nationalen, regionalen wie auch kontinentalen Kollektivierungsmustern zusammen. Der hegemoniale Gestus der Selbst-Ermächtigung und Selbst-Bestätigung gegen die aus dem „außereuropäischen“ Raum Fliehenden legitimiert sich zunehmend über den Kultur-Begriff selbst - eine Entwicklung, zu der sich die nach ihm benennenden (Kultur-)Wissenschaften verhalten müssen. Während „Europa“ in seiner affirmativen, identitätsstiftenden Zuschreibung wieder an Wert verliert, wird der Kultur-Begriff im aktuellen politischen Diskurs präsenter. Dabei geht es jedoch weiterhin um räumliche Verankerungen der jeweiligen Identifikation, sei es in Sprache, Kollektivierung, Erinnerung oder emotionaler Bindung. Beiträge und Gespräch dieses Panels legen die historisch diskursiven Voraussetzungen räumlicher Muster „europäischer Kultur“ frei. Es zeigt sich, dass sie in der gegenwärtigen Krise nicht mehr als Begründung oder auch nur Handlungsmuster dienen können, aber dass der Begründungsanspruch ihrer Begrifflichkeit ein latentes Gewaltpotenzial in sich birgt. Offene Frage ist, ob sich im selbstreflexiven Gestus europäischer Diskurse - jenseits der Dichotomie von Eigenem und Fremdem - Figurationen ausfindig machen lassen, die „Kultur“ immer schon als übersetzt und raumübergreifend erkennen lassen. Dichotomie von Eigenem und Fremdem - Figurationen ausfindig machen lassen, die „Kultur“ immer schon als übersetzt und raumübergreifend erkennen lassen.
06.10.2006
2. Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft (KWG) 2016
Veranstaltung
2. Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft (KWG) 2016: Migration und Europa in kulturwissenschaftlicher Perspektive
06.10.16 → 08.10.16
Vechta, DeutschlandVeranstaltung: Konferenz