Kriegslandschaften verdichten: Joseph Roths ‚Hotel Savoy‘ (1924)
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Ulrike Steierwald - Sprecher*in
Vortrag von Prof. Dr. Ulrike Steierwald (mit Lesung von Maria Hartmann). Eine Veranstaltung der Staatsbibliothek Berlin. Preußischer Kulturbesitz, 4. Juli 2024, 19 Uhr, Theodor-Fontane-Saal, mit Anmeldung.
„Europäischer als alle anderen Gasthöfe des Ostens scheint mir das Hotel Savoy …“. Nur wenige Jahre vor dem Erscheinen des Hotel Savoy (1924) steht der Protagonist und Ich-Erzähler des Romans in Łódź vor dieser in sieben Stockwerken sich auftürmenden Stätte europäischer Kultur. Gabriel Dan ist einer der bis zu acht Millionen Kriegsgefangenen des Ersten Weltkrieges, den die Bezeichnung „Heimkehrer“ und das hegemoniale Selbstverständnis der europäischen Zivilisation wie blanker Hohn treffen müssen. Denn das Hotel wie die Stadt erweisen sich als eine immerwährende Durchgangsstation, als ein prekärer Schauplatz, auf dem die Gesellschaft der sogenannten Zwischenkriegszeit in der Dramaturgie eines Stationendramas vor Augen geführt wird. Gewalt – Diskriminierung, Ausbeutung, Prostitution, autokratisches Machtgehabe und militärische Eskalation – erscheint allgegenwärtig, verdichtet und bricht sich schließlich „wie ein Tier“ in den Flammen, im Feuerbrand des Hotels, Bahn. 2024 kann dieser in der Frankfurter Zeitung erschienene Gegenwarts- wie Fortsetzungsroman tatsächlich „druckfrisch“ gelesen werden: Denn Geschichte und Gegenwart des Krieges lassen sich – wie 1924 – nicht auf einen Anfang, ein Ende oder ein Dazwischen terminieren, sondern sind auf ein Inmitten (Karl Löwith) hin zu betrachten.
„Europäischer als alle anderen Gasthöfe des Ostens scheint mir das Hotel Savoy …“. Nur wenige Jahre vor dem Erscheinen des Hotel Savoy (1924) steht der Protagonist und Ich-Erzähler des Romans in Łódź vor dieser in sieben Stockwerken sich auftürmenden Stätte europäischer Kultur. Gabriel Dan ist einer der bis zu acht Millionen Kriegsgefangenen des Ersten Weltkrieges, den die Bezeichnung „Heimkehrer“ und das hegemoniale Selbstverständnis der europäischen Zivilisation wie blanker Hohn treffen müssen. Denn das Hotel wie die Stadt erweisen sich als eine immerwährende Durchgangsstation, als ein prekärer Schauplatz, auf dem die Gesellschaft der sogenannten Zwischenkriegszeit in der Dramaturgie eines Stationendramas vor Augen geführt wird. Gewalt – Diskriminierung, Ausbeutung, Prostitution, autokratisches Machtgehabe und militärische Eskalation – erscheint allgegenwärtig, verdichtet und bricht sich schließlich „wie ein Tier“ in den Flammen, im Feuerbrand des Hotels, Bahn. 2024 kann dieser in der Frankfurter Zeitung erschienene Gegenwarts- wie Fortsetzungsroman tatsächlich „druckfrisch“ gelesen werden: Denn Geschichte und Gegenwart des Krieges lassen sich – wie 1924 – nicht auf einen Anfang, ein Ende oder ein Dazwischen terminieren, sondern sind auf ein Inmitten (Karl Löwith) hin zu betrachten.
04.07.2024
- Geschichtswissenschaft - Erster Weltkrieg, Flucht, Trauma
- Literaturwissenschaft - Joseph Roth