Welchen Journalismus braucht die Nachhaltigkeit? Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse in Wissenschaft und Praxis – Ergebnisse eines iterativen Delphis
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Lüneburg: Institut für Umweltkommunikation der Universität Lüneburg, 2013. (INFU-Diskussionspapiere; No. 38/2013).
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TY - UNPB
T1 - Welchen Journalismus braucht die Nachhaltigkeit?
T2 - Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse in Wissenschaft und Praxis – Ergebnisse eines iterativen Delphis
AU - Humburg, Anja
AU - Fischer, Daniel
AU - Marwege, Robin
AU - Michelsen, Gerd
PY - 2013/10/10
Y1 - 2013/10/10
N2 - Nachhaltigkeitsthemen sind „langsame Themen“. In den Medien werden sie selten an populärer Stelle platziert und mit der nötigen Tiefe aufbereitet. Doch einigen journalistischen Pionier_innen gelingt schon heute, was viele andere Medienmacher_innen vor große Hürden stellt. Das Institut für Umweltkommunikation an der Leuphana Universität Lüneburg befragte 29 Journalist_innen und Wissenschafter_innen mit Nachhaltigkeitsexpertise dazu, wie Journalist_innen Nachhaltigkeit bzw. nachhaltige Entwicklung erfolgreich in die Medien bringen können und stellte die Ergebnisse in einem Fachgespräch erneut zur Diskussion. Das Ergebnis dieser Delphi-Studie ist ein dringender Qualifizierungsbedarf unter Medienschaffenden. Statt eines eindeutig definierten Nachhaltigkeitsverständnisses dominieren Abstumpfung, Überforderung und Wissensdefizite im journalistischen Diskurs um Nachhaltigkeit. Unter den Nachhaltigkeitsjournalist_innen lassen sich drei Lager mit unterschiedlichen Ausprägungen erkennen: konservative, reform-orientierte und transformative Nachhaltigkeitsjournalist_innen. Während es für konservative Nachhaltigkeitsjournalist_innen kaum spezifischer Anpassungen bedarf und Nachhaltigkeit ein Thema wie jedes andere ist, sehen die beiden anderen Lager mehr Handlungsbedarf. Für reform-orientierte und transformative Nachhaltigkeitsjournalist_innen stellt dieser Journalismus eine generelle Querschnittsaufgabe dar. Keine neuen Ressorts oder eine neue Berufsgruppe, sondern geeignete Nischen in Massenmedien sowie neue Kanäle müssen erschlossen werden, um das Leitbild Nachhaltigkeit generell und seine spezifischen Themen flächendeckend in die Medienlandschaft zu integrieren. Interdisziplinäres Arbeiten und eine gewisse Visions- oder Zukunftskompetenz zeichnen Nachhaltigkeitsjournalismus ebenso aus. Nachhaltigkeitsthemen erfordern besonders für das reform-orientierte und das transformative Lager einen Tempowechsel im Journalismus, der Abstand gewinnt von einer Ökonomisierung der Medienlandschaft und sowohl schnelllebige als auch tiefgründige Kommunikation ermöglicht. Qualifizierungsangebote, Netzwerkbildung und Experimentierräume für Journalist_innen können dazu beitragen, Nachhaltigkeit auch trotz der schwierigen Bedingungen wirkungsvoll in die Medien zu bringen. Kennzeichnend für transformative Nachhaltigkeitsjournalist_innen ist, dass sie über den Nachrichten- und meinungsorientierten Journalismus teilweise hinaus gehen und mit nachhaltigkeitsbezogenem Embedded Journalism experimentieren, der auch Gestaltungsmöglichkeiten für die Rezipienten aufzeigt.
AB - Nachhaltigkeitsthemen sind „langsame Themen“. In den Medien werden sie selten an populärer Stelle platziert und mit der nötigen Tiefe aufbereitet. Doch einigen journalistischen Pionier_innen gelingt schon heute, was viele andere Medienmacher_innen vor große Hürden stellt. Das Institut für Umweltkommunikation an der Leuphana Universität Lüneburg befragte 29 Journalist_innen und Wissenschafter_innen mit Nachhaltigkeitsexpertise dazu, wie Journalist_innen Nachhaltigkeit bzw. nachhaltige Entwicklung erfolgreich in die Medien bringen können und stellte die Ergebnisse in einem Fachgespräch erneut zur Diskussion. Das Ergebnis dieser Delphi-Studie ist ein dringender Qualifizierungsbedarf unter Medienschaffenden. Statt eines eindeutig definierten Nachhaltigkeitsverständnisses dominieren Abstumpfung, Überforderung und Wissensdefizite im journalistischen Diskurs um Nachhaltigkeit. Unter den Nachhaltigkeitsjournalist_innen lassen sich drei Lager mit unterschiedlichen Ausprägungen erkennen: konservative, reform-orientierte und transformative Nachhaltigkeitsjournalist_innen. Während es für konservative Nachhaltigkeitsjournalist_innen kaum spezifischer Anpassungen bedarf und Nachhaltigkeit ein Thema wie jedes andere ist, sehen die beiden anderen Lager mehr Handlungsbedarf. Für reform-orientierte und transformative Nachhaltigkeitsjournalist_innen stellt dieser Journalismus eine generelle Querschnittsaufgabe dar. Keine neuen Ressorts oder eine neue Berufsgruppe, sondern geeignete Nischen in Massenmedien sowie neue Kanäle müssen erschlossen werden, um das Leitbild Nachhaltigkeit generell und seine spezifischen Themen flächendeckend in die Medienlandschaft zu integrieren. Interdisziplinäres Arbeiten und eine gewisse Visions- oder Zukunftskompetenz zeichnen Nachhaltigkeitsjournalismus ebenso aus. Nachhaltigkeitsthemen erfordern besonders für das reform-orientierte und das transformative Lager einen Tempowechsel im Journalismus, der Abstand gewinnt von einer Ökonomisierung der Medienlandschaft und sowohl schnelllebige als auch tiefgründige Kommunikation ermöglicht. Qualifizierungsangebote, Netzwerkbildung und Experimentierräume für Journalist_innen können dazu beitragen, Nachhaltigkeit auch trotz der schwierigen Bedingungen wirkungsvoll in die Medien zu bringen. Kennzeichnend für transformative Nachhaltigkeitsjournalist_innen ist, dass sie über den Nachrichten- und meinungsorientierten Journalismus teilweise hinaus gehen und mit nachhaltigkeitsbezogenem Embedded Journalism experimentieren, der auch Gestaltungsmöglichkeiten für die Rezipienten aufzeigt.
KW - Nachhaltigkeitskommunikation
M3 - Arbeits- oder Diskussionspapiere
T3 - INFU-Diskussionspapiere
BT - Welchen Journalismus braucht die Nachhaltigkeit?
PB - Institut für Umweltkommunikation der Universität Lüneburg
CY - Lüneburg
ER -