Individuationskräfte: Metaphysik der Macht in Foucaults politischer Theorie

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Foucault wollte seine Analyse der Macht nicht in substanzialisierenden Begriffen einer Theorie verengen, sondern vielmehr ihre Spuren in praktischen Wirkungszusammenhängen nachvollziehen. Trotz seiner Ablehnung einer Theorie und damit auch einer Philosophie der Macht findet sich bei ihm aber eine durchaus schwerwiegende Bezugnahme auf das Machtdenken einer Tradition, die sich begriffsgeschichtlich vom aristotelischen Begriff der dynamis über den Begriff der potentia bis zu Nietzsches Wendung vom Willen zur Macht als einer metaphysischen Kraft rekonstruieren lässt. Von dieser Linie ausgehend wird Macht als eine dynamische Potenzialität verstehbar, die subjektivierend und objektivierend durch die Individuen hindurch geht und wie ein allgemeines Individuationsprinzip wirkt. Besonders in der Interpretation durch Gilles Deleuze ist deutlich geworden, dass Foucaults Begriff der Macht auch ein metaphysischer Begriff ist, durch den subjektivistische Verengungen aufgehoben und der immersive Charakter von Macht hervorgehoben werden kann. Von hier aus lässt sich zeigen, dass Foucaults Machtdenken zwischen spekulativer Weite, analytischer Genauigkeit und kritischem Anspruch changiert, und sich nach wie vor als höchst fruchtbar erweist, weil es die ganze Ambivalenz der Individuationsleistung von Macht aufzeigt und so eine spezifische Charakterisierung des Politischen ermöglicht.
Original languageGerman
Title of host publicationFoucault und das Politische. : Transdisziplinäre Impuls für die politische Theorie der Gegenwart
EditorsOliver Marchart, Renate Martinsen
Number of pages24
Place of PublicationWiesbaden
PublisherSpringer VS
Publication date2019
Pages111-135
ISBN (print)978-3-658-22788-3
ISBN (electronic)978-3-658-22789-0
DOIs
Publication statusPublished - 2019