Aus empirischen Untersuchungen ist bekannt, dass im Sachunterricht der Grundschule kaum Themen der unbelebten Natur thematisiert werden. Der Anteil von Frauen im Grundschullehramt ist überproportional hoch, so dass aufgrund der Forschungsergebnisse zur geschlechtsspezifischen Fächerwahl an Gymnasien die Vermutung besteht, dass Lehrkräfte in den Grundschulen die Unterrichtsinhalte mit Fragestellungen aus Physik und Chemie bewusst meiden. Im Rahmen der vorliegenden Studie wird das Verhalten bei der Studienfachwahl insbesondere hinsichtlich des Bezugsfaches Physik aufgezeigt. Ziel der qualitativ empirischen Untersuchung war es, die Ursachen für die distanzierte Einstellung der SachunterrichtslehrerInnen herauszufinden. Lehrkräfte und Studierende erzählten in episodischen Interviews von ihren Erfahrungen mit dem Physikunterricht und ihren Einstellungen zur Physik in Anbetracht der Relevanz für den subjektiven Alltag, der Gesellschaft und dem (zukünftigen) Berufsfeld. Die empirischen Daten (Grounded Theory) wurden mit Hilfe eines computerunterstützten Analyseverfahrens ausgewertet und interpretiert. Die dabei gewonnenen Ergebnisse entsprechen insgesamt den Befunden aus den zahlreichen Interessenstudien zur Unbeliebtheit des Faches Physik - verweisen darüber hinaus jedoch eindrucksvoll auf die Notwendigkeit des Nachdenkens über die (Aus-)Bildung von Physiklehrkräften. Die (zukünftigen) Sachunterrichtslehrkräfte sprechen sich vehement für eine naturwissenschaftliche Grundbildung in der Grundschule aus - sehen sich selbst jedoch angesichts einer resignierenden Selbsterkenntnis vorhandener Theorie- und Wissensmängel nicht in der Lage, diese zu gewährleisten. Sie machen Vorschläge, wie anders Schule und Lehramtsstudium gestaltet sein müssten, wenn der abweisenden Haltung gegenüber naturwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen begegnet werden soll.