Das Parteiensystem Hamburgs

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Das Parteiensystem Hamburgs. / Horst, Patrick.

Parteien und Parteiensysteme in den deutschen Ländern. ed. / Uwe Jun; Melanie Haas; Oskar Niedermayer. Wiesbaden : VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2008. p. 217-246.

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Horst, P 2008, Das Parteiensystem Hamburgs. in U Jun, M Haas & O Niedermayer (eds), Parteien und Parteiensysteme in den deutschen Ländern. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, pp. 217-246. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90912-7_10

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Horst, P. (2008). Das Parteiensystem Hamburgs. In U. Jun, M. Haas, & O. Niedermayer (Eds.), Parteien und Parteiensysteme in den deutschen Ländern (pp. 217-246). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90912-7_10

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Horst P. Das Parteiensystem Hamburgs. In Jun U, Haas M, Niedermayer O, editors, Parteien und Parteiensysteme in den deutschen Ländern. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 2008. p. 217-246 doi: 10.1007/978-3-531-90912-7_10

Bibtex

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abstract = "Das Parteiensystem in Hamburg hat seinen Ursprung —analog zur nationalen Entwicklung (Ritter 1985) —im Jahrzehnt vor der Reichsgr{\"u}ndung und hat sich schon um etwa 1875 in seinen f{\"u}r das Kaiserreich charakteristischen Grundz{\"u}gen herausgebildet. Vier regionale Besonderheiten stechen hervor: Erstens fehlte in Hamburg —auch als Folge des Abgrenzungsbed{\"u}rfnisses reichsfreier St{\"a}dter gegen{\"u}ber Preu{\ss}en —eine konservative Partei. Hamburgs handeltreibendes B{\"u}rgertum w{\"a}hlte bei Reichstagswahlen ausschlie{\ss}lich liberal, wobei es sich in einen national- und einen linksliberalen Fl{\"u}gel aufspaltete. Zweitens gab es im streng protestantischen Hamburg, in dem Nichtlutheraner noch bis 1814 kein und bis 1859 nur ein eingeschr{\"a}nktes B{\"u}rgerrecht besa{\ss}en (Ahrens 1982: 435), keine Vertretung des politischen Katholizismus. Das Zentrum trat zun{\"a}chst gar nicht in Erscheinung und nahm ab der Jahrhundertwende, als der Katholikenanteil an Hamburgs Bev{\"o}lkerung auf etwa 5% gestiegen war (Ritter 1980: 95), den Status einer Splitterpartei ein. Drittens war Hamburg seit 1863 —mit der Gr{\"u}ndung des „Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins“ durch Lassalle —eine Hochburg der Arbeiterbewegung. Die Sozialdemokraten erzielten schon 1874 bei der Reichstagswahl in Hamburg einen Stimmenanteil von 41% und steigerten ihn bis 1898 auf {\"u}ber 60%. Bis zur Jahrhundertwende war Hamburg damit nach einem gefl{\"u}gelten Wort von August Bebel noch vor Berlin die „Hauptstadt des deutschen Sozialismus“ (Kutz-Bauer 1988: 245–261). 1880 eroberten die Sozialdemokraten in der Hansestadt den ersten Reichstagswahlkreis, 1883 durch Bebel den zweiten und seit 1890 waren alle drei Reichstagswahlkreise fest in ihrer Hand. Viertens schlie{\ss}lich f{\"a}llt bei einer Milieuoder Lagerbetrachtung (Rohe 2001: 49–52, Lepsius 1973) die hohe Konzentration in Hamburgs Parteiensystem auf: Auf Reichsebene versammelten die Liberalen und die SPD fast durchweg {\"u}ber 98% der Stimmen auf sich, wobei der liberale W{\"a}hlerblock in Relation zum sozialdemokratischen Lager schrumpfte. Lediglich zwischen 1893 und 1903 gelang den antisemitischen Parteien ein kleiner Einbruch in das Stimmenreservoir dieser beiden Lager (Ritter 1980: 38–43, 95). ",
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RIS

TY - CHAP

T1 - Das Parteiensystem Hamburgs

AU - Horst, Patrick

N1 - Parallel als Online-Ausg. erschienen unter der Adresse http://dx.doi.org/10.1007/978-3-531-90912-7_10

PY - 2008/5/6

Y1 - 2008/5/6

N2 - Das Parteiensystem in Hamburg hat seinen Ursprung —analog zur nationalen Entwicklung (Ritter 1985) —im Jahrzehnt vor der Reichsgründung und hat sich schon um etwa 1875 in seinen für das Kaiserreich charakteristischen Grundzügen herausgebildet. Vier regionale Besonderheiten stechen hervor: Erstens fehlte in Hamburg —auch als Folge des Abgrenzungsbedürfnisses reichsfreier Städter gegenüber Preußen —eine konservative Partei. Hamburgs handeltreibendes Bürgertum wählte bei Reichstagswahlen ausschließlich liberal, wobei es sich in einen national- und einen linksliberalen Flügel aufspaltete. Zweitens gab es im streng protestantischen Hamburg, in dem Nichtlutheraner noch bis 1814 kein und bis 1859 nur ein eingeschränktes Bürgerrecht besaßen (Ahrens 1982: 435), keine Vertretung des politischen Katholizismus. Das Zentrum trat zunächst gar nicht in Erscheinung und nahm ab der Jahrhundertwende, als der Katholikenanteil an Hamburgs Bevölkerung auf etwa 5% gestiegen war (Ritter 1980: 95), den Status einer Splitterpartei ein. Drittens war Hamburg seit 1863 —mit der Gründung des „Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins“ durch Lassalle —eine Hochburg der Arbeiterbewegung. Die Sozialdemokraten erzielten schon 1874 bei der Reichstagswahl in Hamburg einen Stimmenanteil von 41% und steigerten ihn bis 1898 auf über 60%. Bis zur Jahrhundertwende war Hamburg damit nach einem geflügelten Wort von August Bebel noch vor Berlin die „Hauptstadt des deutschen Sozialismus“ (Kutz-Bauer 1988: 245–261). 1880 eroberten die Sozialdemokraten in der Hansestadt den ersten Reichstagswahlkreis, 1883 durch Bebel den zweiten und seit 1890 waren alle drei Reichstagswahlkreise fest in ihrer Hand. Viertens schließlich fällt bei einer Milieuoder Lagerbetrachtung (Rohe 2001: 49–52, Lepsius 1973) die hohe Konzentration in Hamburgs Parteiensystem auf: Auf Reichsebene versammelten die Liberalen und die SPD fast durchweg über 98% der Stimmen auf sich, wobei der liberale Wählerblock in Relation zum sozialdemokratischen Lager schrumpfte. Lediglich zwischen 1893 und 1903 gelang den antisemitischen Parteien ein kleiner Einbruch in das Stimmenreservoir dieser beiden Lager (Ritter 1980: 38–43, 95).

AB - Das Parteiensystem in Hamburg hat seinen Ursprung —analog zur nationalen Entwicklung (Ritter 1985) —im Jahrzehnt vor der Reichsgründung und hat sich schon um etwa 1875 in seinen für das Kaiserreich charakteristischen Grundzügen herausgebildet. Vier regionale Besonderheiten stechen hervor: Erstens fehlte in Hamburg —auch als Folge des Abgrenzungsbedürfnisses reichsfreier Städter gegenüber Preußen —eine konservative Partei. Hamburgs handeltreibendes Bürgertum wählte bei Reichstagswahlen ausschließlich liberal, wobei es sich in einen national- und einen linksliberalen Flügel aufspaltete. Zweitens gab es im streng protestantischen Hamburg, in dem Nichtlutheraner noch bis 1814 kein und bis 1859 nur ein eingeschränktes Bürgerrecht besaßen (Ahrens 1982: 435), keine Vertretung des politischen Katholizismus. Das Zentrum trat zunächst gar nicht in Erscheinung und nahm ab der Jahrhundertwende, als der Katholikenanteil an Hamburgs Bevölkerung auf etwa 5% gestiegen war (Ritter 1980: 95), den Status einer Splitterpartei ein. Drittens war Hamburg seit 1863 —mit der Gründung des „Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins“ durch Lassalle —eine Hochburg der Arbeiterbewegung. Die Sozialdemokraten erzielten schon 1874 bei der Reichstagswahl in Hamburg einen Stimmenanteil von 41% und steigerten ihn bis 1898 auf über 60%. Bis zur Jahrhundertwende war Hamburg damit nach einem geflügelten Wort von August Bebel noch vor Berlin die „Hauptstadt des deutschen Sozialismus“ (Kutz-Bauer 1988: 245–261). 1880 eroberten die Sozialdemokraten in der Hansestadt den ersten Reichstagswahlkreis, 1883 durch Bebel den zweiten und seit 1890 waren alle drei Reichstagswahlkreise fest in ihrer Hand. Viertens schließlich fällt bei einer Milieuoder Lagerbetrachtung (Rohe 2001: 49–52, Lepsius 1973) die hohe Konzentration in Hamburgs Parteiensystem auf: Auf Reichsebene versammelten die Liberalen und die SPD fast durchweg über 98% der Stimmen auf sich, wobei der liberale Wählerblock in Relation zum sozialdemokratischen Lager schrumpfte. Lediglich zwischen 1893 und 1903 gelang den antisemitischen Parteien ein kleiner Einbruch in das Stimmenreservoir dieser beiden Lager (Ritter 1980: 38–43, 95).

KW - Politikwissenschaft

UR - https://www.mendeley.com/catalogue/fe6849f3-912b-3134-9dca-d7fff1821775/

U2 - 10.1007/978-3-531-90912-7_10

DO - 10.1007/978-3-531-90912-7_10

M3 - Aufsätze in Sammelwerken

SN - 978-3-531-15439-8

SP - 217

EP - 246

BT - Parteien und Parteiensysteme in den deutschen Ländern

A2 - Jun, Uwe

A2 - Haas, Melanie

A2 - Niedermayer, Oskar

PB - VS Verlag für Sozialwissenschaften

CY - Wiesbaden

ER -