"Urlaub machen" als performatives Geschehen

Activity: Talk or presentationConference PresentationsResearch

Anja Saretzki - Speaker

Räume werden nicht per definitionem oder durch die Errichtung touristischer Infrastruktur zu Destinationen. Vielmehr bedarf es ihrer Inanspruchnahme durch den Touristen, um ein Produkt „Urlaub“ zu erstellen. „Urlaub“ bzw. der Tourismus werden erst „gemacht“, wenn der Tourist aus dem Raumangebot die seinem Geschmack entsprechenden Elemente auswählt, sich dabei körperlich in den Raum einbringt und dadurch seine eigene Urlaubswelt erschafft. Die soziale Handlung „Urlauben“ ist in diesem Sinne mehr als die Verwirklichung einer Intention. Sie muss einerseits unter den sinnlichen und historisch- und sozial-kontextuellen Bedingungen analysiert werden, die den Tourismus beeinflussen. Andererseits ist die Individualität der Handelnden zu berücksichtigen. Erst wenn beide Seiten in die Analyse einbezogen werden, wird man dem inszenatorischen Charakter des Tourismus gerecht.
Kulturwissenschaftlich gewendet bedeutet dies: Touristisches Handeln lässt sich als aufführendes kulturelles Handeln im Sinne einer cultural performance begreifen. Touristische Räume werden damit zu performativen Räumen und „Urlaub machen“ zu einem performativen Geschehen. Der touristische Raum beeinflusst zum einen durch seine spezifische Atmosphäre, durch seine physischen Gegebenheiten, seine Architektur, seine Geschichte und die in ihm verortete Kultur den Touristen. Andererseits wird der Raum durch das touristische Handeln immer wieder neu gestaltet und re-inszeniert. Man kann auch von performativ-mimetischen Prozessen sprechen. Touristisches Handeln kann insofern als mimetisches Handeln bezeichnet werden, als der Tourist aus dem Vorausgehenden bestimmte Erfahrungsmöglichkeiten realisiert, die jedoch bei keinem anderen Touristen zu denselben Ergebnissen führen. Stattdessen kommt es zu einer Veränderung und Gestaltung des Vorausgehenden. Dieser Moment des Kreativen und Innovativen ist bedeutsam für das performative Handeln.
Das touristische Geschehen wird zwar aus seinen Ereignissen, Praktiken, materiellen Verkörperungen und medialen Ausgestaltungen erschlossen, doch was davon handlungswirksam wird, d.h. was aus dem touristisch Dargestellten für den Urlauber relevant wird, dies stellt der Urlauber selbst her, indem der je spezifische Raumkonsum zugleich eine Raumproduktion ist.
26.01.2007

Event

Tourismus Workshop: "Soziale und kulturelle Praktiken im Tourismus" - 2007

25.01.0727.01.07

Potsdam, Germany

Event: Workshop

Recently viewed

Activities

  1. Masterclass mit DoktorandInnen am Centre for Børnelitteratur Copenhagen
  2. 8th DARE Conference – Decisions, Assessment, Risk, and Evidence in Social Work
  3. In Defense of Cybernetics. A Reminiscence
  4. Learning Change: Studentische Reallabore für BNE nutzen
  5. www.bwp-schriften.de (Zeitschrift)
  6. Springer VS (Verlag)
  7. Routledge Taylor & Francis Group (Verlag)
  8. 3. Tourismusgipfel Nord - 2008
  9. Konferenz "radius of the art" 2012
  10. All Kinds of Special: Using Multi-Perspective Videos to Prepare Pre-Service Teachers for Inclusive English Instruction
  11. Lehmanns Media (Verlag)
  12. 3. Konferenz des Netzwerk Fluchtforschung 2020
  13. Wavelets: a Tool for Applications
  14. Regieren durch Eltern: (Neue) schulische und migrationsgesellschaftliche Ausschlüsse im Kontext neoliberaler Gouvernementalität.
  15. Learning Potentials and Learning Experiences within Volunteer Services in the Global South: [Posterbeitrag]
  16. Gendered Silences in Contemporary Picturebooks
  17. Native American Literature: From Creation Story to Pulizter Prize
  18. Annual Meeting of the American Association for the Advancement of Science - AAAS 2012
  19. Internationale Konferenz “Building on the Past" - 2008
  20. „Now I Appreciate the Small Things in Life.“ – An Inquiry into Learning Potentials for ESE by Researching Students' Time Use During “Lockdown”
  21. IX ISQOLS Conference - 2009
  22. Transdisciplinary Research as transformative Praxis.
  23. The construction of national identity in ABC books and picturebooks from the 19th century to the present - 2009
  24. Member of the Advisory Board of the Centre for Irish-German Studies, University of Limerick