Deutscher Kongress für Geographie - DKG 2015 (Fachsitzung Geographien der Erinnerung RE-FS-24)
Activity: Participating in or organising an academic or articstic event › Conferences › Research
Anja Saretzki - Speaker
Das kulturelle Erbe erfahren, denken und leben. Die Produktion lokaler Erinnerungsräume durch immaterielles Welterbe
Immaterielles Kulturerbe lässt sich nach Luis Pablo Martínez Sanmartín (2005) in glaubensbasiertes und ökonomisch-basiertes Erbe unterteilen. Dass sich diese Unterscheidung in der Aneignung von Erinnerungsräumen niederschlägt, soll anhand einer Studie des kulturellen Erbes von Elx (autonome Region Valencia/Spanien) gezeigt werden. Im Jahre 2000 wurde der Palmerar d’Elx, eine im 9. Jahrhundert angelegte Gruppierung von Palmengärten mit einem noch funktionierenden Bewässerungssystem, zum Welterbe erklärt. 2001 folgte die Aufnahme des Misteri d’Elx, eines seit dem Mittelalter ununterbrochen jährlich aufgeführten Mysterienspiels, in die Liste des immateriellen Welterbes. In beiden Fällen sind sowohl materielle als auch immaterielle Teile für den Erhalt des Kulturerbes unabdingbar. Es sind jedoch die immateriellen Bestandteile, die für die Überlebensfähigkeit des jeweiligen Kulturerbes stehen. Charakteristisch für glaubensbasiertes Erbe wie das Misteri ist die enge Verbindung mit der kulturellen Identität einer lokalen Gemeinschaft. Das Misteri ist für die Mehrheit der Einwohner von Elx das wichtigste Ereignis des städtischen Jahres und wird von ihnen „gelebt“, was seine Unterstützung für die Politik attraktiv macht. Anders sieht es bei den immateriellen Bestandteilen des Kulturerbes Palmerar aus. Für den Erhalt der Palmengärten als landwirtschaftliche Nutzfläche bedarf es handwerklicher Praktiken und Techniken, die in der postindustriellen Gesellschaft nicht mehr relevant sind und für die meisten Einwohner der Stadt kaum zur Identitätsstiftung beitragen.
Anhand von Lefebvres Überlegungen zur Produktion sozialer Räume und seiner analytischen Unterteilung des dialektischen Prozesses zwischen dem Hervorbringen von Raum und dem hervorgebrachten Raum in die Dimensionen des Wahrgenommenen, des Konzipierten und des Gelebten, soll untermauert werden, wie sinnvoll die obige Unterscheidung immateriellen Kulturerbes für die Beantwortung von Fragen seiner Gefährdung und Stärkung ist. Im Rahmen einer Grounded-Theory-basierten Auswertung von Dokumenten und Daten aus Interviews und teilnehmender Beobachtungen zum Kulturerbe in Elx wird das Zusammenspiel von räumlichen Praktiken, mentalen Repräsentationen des Raumes und den gelebten bzw. nicht mehr gelebten Räumen der Repräsentation für das Misteri und den Palmerar aufgeschlüsselt. Auf diesem Wege kann zudem aufgezeigt werden, dass die Charakteristika von glaubensbasiertem und ökonomisch-basiertem Kulturerbe in Elx unterschiedliche Erinnerungsräume hervorbringen und gleichzeitig unterschiedliche Praktiken des Erinnerns evozieren, was sich im Erhalt bzw. in der Veränderung des kulturellen Erbes niederschlägt.
Immaterielles Kulturerbe lässt sich nach Luis Pablo Martínez Sanmartín (2005) in glaubensbasiertes und ökonomisch-basiertes Erbe unterteilen. Dass sich diese Unterscheidung in der Aneignung von Erinnerungsräumen niederschlägt, soll anhand einer Studie des kulturellen Erbes von Elx (autonome Region Valencia/Spanien) gezeigt werden. Im Jahre 2000 wurde der Palmerar d’Elx, eine im 9. Jahrhundert angelegte Gruppierung von Palmengärten mit einem noch funktionierenden Bewässerungssystem, zum Welterbe erklärt. 2001 folgte die Aufnahme des Misteri d’Elx, eines seit dem Mittelalter ununterbrochen jährlich aufgeführten Mysterienspiels, in die Liste des immateriellen Welterbes. In beiden Fällen sind sowohl materielle als auch immaterielle Teile für den Erhalt des Kulturerbes unabdingbar. Es sind jedoch die immateriellen Bestandteile, die für die Überlebensfähigkeit des jeweiligen Kulturerbes stehen. Charakteristisch für glaubensbasiertes Erbe wie das Misteri ist die enge Verbindung mit der kulturellen Identität einer lokalen Gemeinschaft. Das Misteri ist für die Mehrheit der Einwohner von Elx das wichtigste Ereignis des städtischen Jahres und wird von ihnen „gelebt“, was seine Unterstützung für die Politik attraktiv macht. Anders sieht es bei den immateriellen Bestandteilen des Kulturerbes Palmerar aus. Für den Erhalt der Palmengärten als landwirtschaftliche Nutzfläche bedarf es handwerklicher Praktiken und Techniken, die in der postindustriellen Gesellschaft nicht mehr relevant sind und für die meisten Einwohner der Stadt kaum zur Identitätsstiftung beitragen.
Anhand von Lefebvres Überlegungen zur Produktion sozialer Räume und seiner analytischen Unterteilung des dialektischen Prozesses zwischen dem Hervorbringen von Raum und dem hervorgebrachten Raum in die Dimensionen des Wahrgenommenen, des Konzipierten und des Gelebten, soll untermauert werden, wie sinnvoll die obige Unterscheidung immateriellen Kulturerbes für die Beantwortung von Fragen seiner Gefährdung und Stärkung ist. Im Rahmen einer Grounded-Theory-basierten Auswertung von Dokumenten und Daten aus Interviews und teilnehmender Beobachtungen zum Kulturerbe in Elx wird das Zusammenspiel von räumlichen Praktiken, mentalen Repräsentationen des Raumes und den gelebten bzw. nicht mehr gelebten Räumen der Repräsentation für das Misteri und den Palmerar aufgeschlüsselt. Auf diesem Wege kann zudem aufgezeigt werden, dass die Charakteristika von glaubensbasiertem und ökonomisch-basiertem Kulturerbe in Elx unterschiedliche Erinnerungsräume hervorbringen und gleichzeitig unterschiedliche Praktiken des Erinnerns evozieren, was sich im Erhalt bzw. in der Veränderung des kulturellen Erbes niederschlägt.
04.10.2015
Deutscher Kongress für Geographie - DKG 2015 (Fachsitzung Geographien der Erinnerung RE-FS-24)
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