Thanatos und Eros: die Darstellung sterbender Kinder in der Literatur des 19. Jahrhunderts

Publikation: Beiträge in ZeitschriftenZeitschriftenaufsätzeForschung

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Thanatos und Eros: die Darstellung sterbender Kinder in der Literatur des 19. Jahrhunderts. / O'Sullivan, Emer.
in: Kinder- und Jugendliteraturforschung, Nr. 1999/2000, 01.01.2000, S. 26-39.

Publikation: Beiträge in ZeitschriftenZeitschriftenaufsätzeForschung

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abstract = "In der Psychoanalyse stellen Thanatos, der Tod, Bruder von Hypnos, und Eros, Gott der Liebe, das gro{\ss}e Gegensatzpaar dar: Thanatos als Desktruktionstrieb, Eros als auf Vereinigung dr{\"a}ngender Sexualtrieb. Sie werden in diesem Beitrag diskutiert im Hinblick auf die Konvergenz dreier Themenbereiche, die (nicht nur) im 19. Jahrhundert von gro{\ss}em Interesse waren: Tod, Kindheit und Sexualit{\"a}t. Dabei geht es nicht um die Verkn{\"u}pfung von Kindheitsbild und {\"u}bergeordneten gesellschaftlichen oder metaphysischen Sinnzusammenh{\"a}ngen, sondern vorwiegend um die Art und Weise, wie das Kind konstruiert und wie Kindheit durch Tod verewigt wird, sodann um die Pr{\"a}sentationsweisen im Spannungsfeld von Beteuerung der Unschuld des Kindes und Erotisierung der Darstellung sterbender Kinder, schlie{\ss}lich um den erotisierten Thanatos, der zwischen Begehren und Todesw{\"u}nschen liegt. Nicht eingegangen wird darauf, da{\ss} der Tod nicht die einzige M{\"o}glichkeit war, Kindheit zu verewigen1, und nur am Rande kommt das als begehrenswert dargestellte Sterben zur Sprache, das als eine weitere Spielart der Verkn{\"u}pfung von Thanatos und Eros anzusehen ist, bei der nicht der Sterbende sondern das Sterben selbst erotisiert wird. Diese Spielart findet sich in der phantastischen2 und in der nicht-phantastischen3 Literatur. Der als f{\"u}r die Kinder begehrenswert dargestellte Tod weist auf ein tabuisiertes Thema, den von Erwachsenen gew{\"u}nschten Tod der Kinder (vgl. Reynolds 2000, 178); es gibt eine lange Tradition von Kindesm{\"o}rdern und Kinderfressern, zu der auch das Motiv des Todes des Kindes als Verj{\"u}ngung der Erwachsenen geh{\"o}rt.",
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journal = "Kinder- und Jugendliteraturforschung",
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RIS

TY - JOUR

T1 - Thanatos und Eros

T2 - die Darstellung sterbender Kinder in der Literatur des 19. Jahrhunderts

AU - O'Sullivan, Emer

N1 - Mit einer Gesamtbibliographie der Veröffentlichungen des Jahres 1999: (Hrgs.) Hans-Heino Ewers, Ulrich Nassen, Karin Richter, Rüdiger Steinlein, J.B. Metzler, Print ISBN 978-3-476-01791-8 Online ISBN 978-3-476-02718-4

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N2 - In der Psychoanalyse stellen Thanatos, der Tod, Bruder von Hypnos, und Eros, Gott der Liebe, das große Gegensatzpaar dar: Thanatos als Desktruktionstrieb, Eros als auf Vereinigung drängender Sexualtrieb. Sie werden in diesem Beitrag diskutiert im Hinblick auf die Konvergenz dreier Themenbereiche, die (nicht nur) im 19. Jahrhundert von großem Interesse waren: Tod, Kindheit und Sexualität. Dabei geht es nicht um die Verknüpfung von Kindheitsbild und übergeordneten gesellschaftlichen oder metaphysischen Sinnzusammenhängen, sondern vorwiegend um die Art und Weise, wie das Kind konstruiert und wie Kindheit durch Tod verewigt wird, sodann um die Präsentationsweisen im Spannungsfeld von Beteuerung der Unschuld des Kindes und Erotisierung der Darstellung sterbender Kinder, schließlich um den erotisierten Thanatos, der zwischen Begehren und Todeswünschen liegt. Nicht eingegangen wird darauf, daß der Tod nicht die einzige Möglichkeit war, Kindheit zu verewigen1, und nur am Rande kommt das als begehrenswert dargestellte Sterben zur Sprache, das als eine weitere Spielart der Verknüpfung von Thanatos und Eros anzusehen ist, bei der nicht der Sterbende sondern das Sterben selbst erotisiert wird. Diese Spielart findet sich in der phantastischen2 und in der nicht-phantastischen3 Literatur. Der als für die Kinder begehrenswert dargestellte Tod weist auf ein tabuisiertes Thema, den von Erwachsenen gewünschten Tod der Kinder (vgl. Reynolds 2000, 178); es gibt eine lange Tradition von Kindesmördern und Kinderfressern, zu der auch das Motiv des Todes des Kindes als Verjüngung der Erwachsenen gehört.

AB - In der Psychoanalyse stellen Thanatos, der Tod, Bruder von Hypnos, und Eros, Gott der Liebe, das große Gegensatzpaar dar: Thanatos als Desktruktionstrieb, Eros als auf Vereinigung drängender Sexualtrieb. Sie werden in diesem Beitrag diskutiert im Hinblick auf die Konvergenz dreier Themenbereiche, die (nicht nur) im 19. Jahrhundert von großem Interesse waren: Tod, Kindheit und Sexualität. Dabei geht es nicht um die Verknüpfung von Kindheitsbild und übergeordneten gesellschaftlichen oder metaphysischen Sinnzusammenhängen, sondern vorwiegend um die Art und Weise, wie das Kind konstruiert und wie Kindheit durch Tod verewigt wird, sodann um die Präsentationsweisen im Spannungsfeld von Beteuerung der Unschuld des Kindes und Erotisierung der Darstellung sterbender Kinder, schließlich um den erotisierten Thanatos, der zwischen Begehren und Todeswünschen liegt. Nicht eingegangen wird darauf, daß der Tod nicht die einzige Möglichkeit war, Kindheit zu verewigen1, und nur am Rande kommt das als begehrenswert dargestellte Sterben zur Sprache, das als eine weitere Spielart der Verknüpfung von Thanatos und Eros anzusehen ist, bei der nicht der Sterbende sondern das Sterben selbst erotisiert wird. Diese Spielart findet sich in der phantastischen2 und in der nicht-phantastischen3 Literatur. Der als für die Kinder begehrenswert dargestellte Tod weist auf ein tabuisiertes Thema, den von Erwachsenen gewünschten Tod der Kinder (vgl. Reynolds 2000, 178); es gibt eine lange Tradition von Kindesmördern und Kinderfressern, zu der auch das Motiv des Todes des Kindes als Verjüngung der Erwachsenen gehört.

KW - Englisch

U2 - 10.1007/978-3-476-02718-4_3

DO - 10.1007/978-3-476-02718-4_3

M3 - Zeitschriftenaufsätze

SP - 26

EP - 39

JO - Kinder- und Jugendliteraturforschung

JF - Kinder- und Jugendliteraturforschung

SN - 1613-477X

IS - 1999/2000

ER -

DOI