Purpurne Zeichen: Poetische Qualität und erschütternder Realismus verknüpfen Ulrike Draesners „Die Verwandelten“ mit Ovids sprachlichen Metamorphosen der Gewalterfahrung
Publikation: Beiträge in Zeitschriften › Rezensionen › Forschung
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in: literaturkritik.de, Jahrgang 25, Nr. 4, 04.2023, S. 71-77.
Publikation: Beiträge in Zeitschriften › Rezensionen › Forschung
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T1 - Purpurne Zeichen
T2 - Poetische Qualität und erschütternder Realismus verknüpfen Ulrike Draesners „Die Verwandelten“ mit Ovids sprachlichen Metamorphosen der Gewalterfahrung
AU - Steierwald, Ulrike
PY - 2023/4
Y1 - 2023/4
N2 - Der in den Künsten und ihren Wissenschaften in den letzten Jahren leicht inflationär gebrauchte Begriff der Verwandlung ist im Titel dieses Romans "Die Verwandelten" unverzichtbar, denn er schließt alle stofflichen wie literarischen Wandlungen, Wendungen, Gewänder und Gewandungen in sich ein. Draesner spricht im Nachwort von den Figuren ihres Romans als von Geweben, die die verwundeten und geschändeten Körper umfangen: "Alle Figuren sind präzise erfunden. Sie agieren als Mäntel, als Schutzhüllen. Im Lauf des Schreibens wurde mir deutlich, dass ich Fiktion neu verstand: eine Folie, im Nachhinein um verletzte Körper geschlungen. Körper, die nie existierten, um jene gelegt, die es gab. Die verborgen von diesen Figuren, dank ihrer nicht ‚in sich verstummt‘ bleiben müssen." (Ulrike Draesner) Mäntel sind fließende, flexible, wärmende und berührende Gewebe, die die purpurnen Zeichen der Geschichte tragen, die in ihrer Realität immer aufs Neue wahrgenommen werden müssen. Denn hierin liegt – fragil, aber unbedingt und unverbrüchlich – die Widerständigkeit der Dichtung gegenüber den Verbrechen in Geschichte und Gegenwart begründet.
AB - Der in den Künsten und ihren Wissenschaften in den letzten Jahren leicht inflationär gebrauchte Begriff der Verwandlung ist im Titel dieses Romans "Die Verwandelten" unverzichtbar, denn er schließt alle stofflichen wie literarischen Wandlungen, Wendungen, Gewänder und Gewandungen in sich ein. Draesner spricht im Nachwort von den Figuren ihres Romans als von Geweben, die die verwundeten und geschändeten Körper umfangen: "Alle Figuren sind präzise erfunden. Sie agieren als Mäntel, als Schutzhüllen. Im Lauf des Schreibens wurde mir deutlich, dass ich Fiktion neu verstand: eine Folie, im Nachhinein um verletzte Körper geschlungen. Körper, die nie existierten, um jene gelegt, die es gab. Die verborgen von diesen Figuren, dank ihrer nicht ‚in sich verstummt‘ bleiben müssen." (Ulrike Draesner) Mäntel sind fließende, flexible, wärmende und berührende Gewebe, die die purpurnen Zeichen der Geschichte tragen, die in ihrer Realität immer aufs Neue wahrgenommen werden müssen. Denn hierin liegt – fragil, aber unbedingt und unverbrüchlich – die Widerständigkeit der Dichtung gegenüber den Verbrechen in Geschichte und Gegenwart begründet.
KW - Literaturwissenschaft
M3 - Rezensionen
VL - 25
SP - 71
EP - 77
JO - literaturkritik.de
JF - literaturkritik.de
SN - 1437-9309
IS - 4
ER -