Purpurne Zeichen: Poetische Qualität und erschütternder Realismus verknüpfen Ulrike Draesners „Die Verwandelten“ mit Ovids sprachlichen Metamorphosen der Gewalterfahrung

Publikation: Beiträge in ZeitschriftenRezensionenForschung

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title = "Purpurne Zeichen: Poetische Qualit{\"a}t und ersch{\"u}tternder Realismus verkn{\"u}pfen Ulrike Draesners „Die Verwandelten“ mit Ovids sprachlichen Metamorphosen der Gewalterfahrung",
abstract = "Der in den K{\"u}nsten und ihren Wissenschaften in den letzten Jahren leicht inflation{\"a}r gebrauchte Begriff der Verwandlung ist im Titel dieses Romans {"}Die Verwandelten{"} unverzichtbar, denn er schlie{\ss}t alle stofflichen wie literarischen Wandlungen, Wendungen, Gew{\"a}nder und Gewandungen in sich ein. Draesner spricht im Nachwort von den Figuren ihres Romans als von Geweben, die die verwundeten und gesch{\"a}ndeten K{\"o}rper umfangen: {"}Alle Figuren sind pr{\"a}zise erfunden. Sie agieren als M{\"a}ntel, als Schutzh{\"u}llen. Im Lauf des Schreibens wurde mir deutlich, dass ich Fiktion neu verstand: eine Folie, im Nachhinein um verletzte K{\"o}rper geschlungen. K{\"o}rper, die nie existierten, um jene gelegt, die es gab. Die verborgen von diesen Figuren, dank ihrer nicht ‚in sich verstummt{\textquoteleft} bleiben m{\"u}ssen.{"} (Ulrike Draesner) M{\"a}ntel sind flie{\ss}ende, flexible, w{\"a}rmende und ber{\"u}hrende Gewebe, die die purpurnen Zeichen der Geschichte tragen, die in ihrer Realit{\"a}t immer aufs Neue wahrgenommen werden m{\"u}ssen. Denn hierin liegt – fragil, aber unbedingt und unverbr{\"u}chlich – die Widerst{\"a}ndigkeit der Dichtung gegen{\"u}ber den Verbrechen in Geschichte und Gegenwart begr{\"u}ndet.",
keywords = "Literaturwissenschaft",
author = "Ulrike Steierwald",
year = "2023",
month = apr,
language = "Deutsch",
volume = "25",
pages = "71--77",
journal = "literaturkritik.de",
issn = "1437-9309",
publisher = "Verlag LiteraturWissenschaft.de",
number = "4",

}

RIS

TY - JOUR

T1 - Purpurne Zeichen

T2 - Poetische Qualität und erschütternder Realismus verknüpfen Ulrike Draesners „Die Verwandelten“ mit Ovids sprachlichen Metamorphosen der Gewalterfahrung

AU - Steierwald, Ulrike

PY - 2023/4

Y1 - 2023/4

N2 - Der in den Künsten und ihren Wissenschaften in den letzten Jahren leicht inflationär gebrauchte Begriff der Verwandlung ist im Titel dieses Romans "Die Verwandelten" unverzichtbar, denn er schließt alle stofflichen wie literarischen Wandlungen, Wendungen, Gewänder und Gewandungen in sich ein. Draesner spricht im Nachwort von den Figuren ihres Romans als von Geweben, die die verwundeten und geschändeten Körper umfangen: "Alle Figuren sind präzise erfunden. Sie agieren als Mäntel, als Schutzhüllen. Im Lauf des Schreibens wurde mir deutlich, dass ich Fiktion neu verstand: eine Folie, im Nachhinein um verletzte Körper geschlungen. Körper, die nie existierten, um jene gelegt, die es gab. Die verborgen von diesen Figuren, dank ihrer nicht ‚in sich verstummt‘ bleiben müssen." (Ulrike Draesner) Mäntel sind fließende, flexible, wärmende und berührende Gewebe, die die purpurnen Zeichen der Geschichte tragen, die in ihrer Realität immer aufs Neue wahrgenommen werden müssen. Denn hierin liegt – fragil, aber unbedingt und unverbrüchlich – die Widerständigkeit der Dichtung gegenüber den Verbrechen in Geschichte und Gegenwart begründet.

AB - Der in den Künsten und ihren Wissenschaften in den letzten Jahren leicht inflationär gebrauchte Begriff der Verwandlung ist im Titel dieses Romans "Die Verwandelten" unverzichtbar, denn er schließt alle stofflichen wie literarischen Wandlungen, Wendungen, Gewänder und Gewandungen in sich ein. Draesner spricht im Nachwort von den Figuren ihres Romans als von Geweben, die die verwundeten und geschändeten Körper umfangen: "Alle Figuren sind präzise erfunden. Sie agieren als Mäntel, als Schutzhüllen. Im Lauf des Schreibens wurde mir deutlich, dass ich Fiktion neu verstand: eine Folie, im Nachhinein um verletzte Körper geschlungen. Körper, die nie existierten, um jene gelegt, die es gab. Die verborgen von diesen Figuren, dank ihrer nicht ‚in sich verstummt‘ bleiben müssen." (Ulrike Draesner) Mäntel sind fließende, flexible, wärmende und berührende Gewebe, die die purpurnen Zeichen der Geschichte tragen, die in ihrer Realität immer aufs Neue wahrgenommen werden müssen. Denn hierin liegt – fragil, aber unbedingt und unverbrüchlich – die Widerständigkeit der Dichtung gegenüber den Verbrechen in Geschichte und Gegenwart begründet.

KW - Literaturwissenschaft

M3 - Rezensionen

VL - 25

SP - 71

EP - 77

JO - literaturkritik.de

JF - literaturkritik.de

SN - 1437-9309

IS - 4

ER -