Politische Erfolge wie Misserfolge werden immer wieder auf Kommunikation zurückgeführt – Politiker hätten wahlweise nicht „gut genug erklärt“ und Wählerinnen nicht „abgeholt“ oder konnten sich auf eine überzeugende Kampagne stützen. Dank moderner Massenmedien kommt es heute zunehmend auf die Präsentation von Politik an; Wähler entscheiden nicht länger nach stabilen und erwartbaren Präferenzen, sondern reagieren spontan auf Debatten, Inszenierungen und auf die Mediennutzung von Kandidaten. Nun haben sich dank Social Media die Möglichkeiten und Chancen zu Teilhabe und Mitwirkung an derartigen Debatten vergrößert. Alle in der Öffentlichkeit stehenden Personen erhalten dadurch schnellere, bisweilen brutalere Rückmeldungen. Unter den Bedingungen digital verstärkter Kommunikation muss daher mit Skandalisierung und Empörung gerechnet werden. Damit stellt sich die Frage, wie politische und öffentliche Akteure in dieser Gemengelage kommunizieren können und sollen. Jeder, der eine Gruppe zu repräsentieren beansprucht oder Überzeugungen und Entscheidungen vertreten will, steht derzeit vor ähnlichen Fragen: Wie kann öffentliche Ansprache gelingen? Der Essay fragt daher nach den Möglichkeiten öffentlicher Ansprache. In Anlehnung an Erving Goffmans Begriff der Redeweisen richtet er den Blick auf heutige Formen öffentlicher Kommunikation in Deutschland. Dabei stehen nicht die radikalen Ränder, sondern die Neuverhandlungen des politisch Etablierten, Bürgerlichen und Demokratischen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Die einzelnen Kapitel untersuchen anhand ausgewählter Beispiele, wie die angefochtene „Mitte“ kommuniziert, und skizzieren verschiedene Varianten öffentlichen Sprechens.