Kreativität und ihre Bezahlung: Vom Marktversagen zu Peer-to-Peer

Publikation: Beiträge in ZeitschriftenZeitschriftenaufsätzeTransferbegutachtet

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Kreativität und ihre Bezahlung : Vom Marktversagen zu Peer-to-Peer. / Graßmuck, Volker.

in: Vorgänge. Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Jahrgang 200, Nr. 4, 12.2012, S. 73-79.

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title = "Kreativit{\"a}t und ihre Bezahlung: Vom Marktversagen zu Peer-to-Peer",
abstract = "Kulturellen Ausdruck wird es immer geben. Auch an der Bereitschaft, K{\"u}nstlerinnen ihr Schaffen zu erm{\"o}glichen und sie daf{\"u}r zu belohnen, fehlt es nicht, ob in Form von M{\"a}zenen oder Markt, Klingelbeuteln oder Rundfunkgeb{\"u}hren, Steuergeldern oder Selbstausbeutung. Eine weitere Konstante scheint die extreme Ungleichverteilung von Aufmerksamkeit und Verg{\"u}tung zu sein, vom armen Poeten, der nicht wei{\ss}, wie er den n{\"a}chsten Tag {\"u}berlebt, bis zum Superstar, der nicht wei{\ss}, ob er als n{\"a}chstes eine Yacht oder einen Jet kaufen soll.In diesem Feld setzt Kulturpolitik Grundwerte: die Grundversorgung mit Meinungsvielfalt, die Sicherung kultureller Vielfalt, die Gew{\"a}hrleistung von kultureller Bildung und rezeptiver und produktiver kultureller Teilhabe, die angemessene Verg{\"u}tung der Urheber f{\"u}r die Nutzung ihrer Werke.Die digitale Revolution und die anhaltende neoliberale Entsolidarisierung stellen ihre Ausgestaltung, wenn nicht gar die Grundwerte selbst in Frage. Lassen sich {\"o}ffentlich-rechtlicher Rundfunk, Stadt- und Staatstheater oder Filmf{\"o}rderung noch rechtfertigen? Oder umgekehrt: Wenn Qualit{\"a}tsjournalismus im Netz keine Gesch{\"a}ftsmodelle findet, muss die {\"o}ffentlich Hand ihn retten? Wenn digitale Rechtekontrolltechnologie jede einzelne Nutzung eines Urheberwerkes lizenzierbar macht, wozu braucht es dann noch Verwertungsgesellschaften? Was ist noch kulturelle Autonomie einer Gemeinschaft und was schon Wettbewerbsverzerrung?Wir befinden uns mitten in einem gesellschaftsweiten Gro{\ss}experiment. {\"U}berlieferte Regelungen und medientechnologische und -praktische Wirklichkeit klaffen immer weiter auseinander. Die einen versuchen, die Kluft mit aller gesetzlichen und technischen Gewalt zu schlie{\ss}en. Andere sehen sie als N{\"a}hrboden f{\"u}r neue Ans{\"a}tze. Kreative und Publikum, soviel ist deutlich, m{\"u}ssen ihren Gesellschaftsvertrag {\"u}ber Kultur neu aushandeln und mit Leben erf{\"u}llen.",
keywords = "Digitale Medien, Urheberrecht, Kulturwissenschaften allg., Kreativarbeit",
author = "Volker Gra{\ss}muck",
year = "2012",
month = dec,
language = "Deutsch",
volume = "200",
pages = "73--79",
journal = "Vorg{\"a}nge. Zeitschrift f{\"u}r B{\"u}rgerrechte und Gesellschaftspolitik",
issn = "0507-4150",
publisher = "BWV Berliner Wissenschaftsverlag",
number = "4",

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RIS

TY - JOUR

T1 - Kreativität und ihre Bezahlung

T2 - Vom Marktversagen zu Peer-to-Peer

AU - Graßmuck, Volker

PY - 2012/12

Y1 - 2012/12

N2 - Kulturellen Ausdruck wird es immer geben. Auch an der Bereitschaft, Künstlerinnen ihr Schaffen zu ermöglichen und sie dafür zu belohnen, fehlt es nicht, ob in Form von Mäzenen oder Markt, Klingelbeuteln oder Rundfunkgebühren, Steuergeldern oder Selbstausbeutung. Eine weitere Konstante scheint die extreme Ungleichverteilung von Aufmerksamkeit und Vergütung zu sein, vom armen Poeten, der nicht weiß, wie er den nächsten Tag überlebt, bis zum Superstar, der nicht weiß, ob er als nächstes eine Yacht oder einen Jet kaufen soll.In diesem Feld setzt Kulturpolitik Grundwerte: die Grundversorgung mit Meinungsvielfalt, die Sicherung kultureller Vielfalt, die Gewährleistung von kultureller Bildung und rezeptiver und produktiver kultureller Teilhabe, die angemessene Vergütung der Urheber für die Nutzung ihrer Werke.Die digitale Revolution und die anhaltende neoliberale Entsolidarisierung stellen ihre Ausgestaltung, wenn nicht gar die Grundwerte selbst in Frage. Lassen sich öffentlich-rechtlicher Rundfunk, Stadt- und Staatstheater oder Filmförderung noch rechtfertigen? Oder umgekehrt: Wenn Qualitätsjournalismus im Netz keine Geschäftsmodelle findet, muss die öffentlich Hand ihn retten? Wenn digitale Rechtekontrolltechnologie jede einzelne Nutzung eines Urheberwerkes lizenzierbar macht, wozu braucht es dann noch Verwertungsgesellschaften? Was ist noch kulturelle Autonomie einer Gemeinschaft und was schon Wettbewerbsverzerrung?Wir befinden uns mitten in einem gesellschaftsweiten Großexperiment. Überlieferte Regelungen und medientechnologische und -praktische Wirklichkeit klaffen immer weiter auseinander. Die einen versuchen, die Kluft mit aller gesetzlichen und technischen Gewalt zu schließen. Andere sehen sie als Nährboden für neue Ansätze. Kreative und Publikum, soviel ist deutlich, müssen ihren Gesellschaftsvertrag über Kultur neu aushandeln und mit Leben erfüllen.

AB - Kulturellen Ausdruck wird es immer geben. Auch an der Bereitschaft, Künstlerinnen ihr Schaffen zu ermöglichen und sie dafür zu belohnen, fehlt es nicht, ob in Form von Mäzenen oder Markt, Klingelbeuteln oder Rundfunkgebühren, Steuergeldern oder Selbstausbeutung. Eine weitere Konstante scheint die extreme Ungleichverteilung von Aufmerksamkeit und Vergütung zu sein, vom armen Poeten, der nicht weiß, wie er den nächsten Tag überlebt, bis zum Superstar, der nicht weiß, ob er als nächstes eine Yacht oder einen Jet kaufen soll.In diesem Feld setzt Kulturpolitik Grundwerte: die Grundversorgung mit Meinungsvielfalt, die Sicherung kultureller Vielfalt, die Gewährleistung von kultureller Bildung und rezeptiver und produktiver kultureller Teilhabe, die angemessene Vergütung der Urheber für die Nutzung ihrer Werke.Die digitale Revolution und die anhaltende neoliberale Entsolidarisierung stellen ihre Ausgestaltung, wenn nicht gar die Grundwerte selbst in Frage. Lassen sich öffentlich-rechtlicher Rundfunk, Stadt- und Staatstheater oder Filmförderung noch rechtfertigen? Oder umgekehrt: Wenn Qualitätsjournalismus im Netz keine Geschäftsmodelle findet, muss die öffentlich Hand ihn retten? Wenn digitale Rechtekontrolltechnologie jede einzelne Nutzung eines Urheberwerkes lizenzierbar macht, wozu braucht es dann noch Verwertungsgesellschaften? Was ist noch kulturelle Autonomie einer Gemeinschaft und was schon Wettbewerbsverzerrung?Wir befinden uns mitten in einem gesellschaftsweiten Großexperiment. Überlieferte Regelungen und medientechnologische und -praktische Wirklichkeit klaffen immer weiter auseinander. Die einen versuchen, die Kluft mit aller gesetzlichen und technischen Gewalt zu schließen. Andere sehen sie als Nährboden für neue Ansätze. Kreative und Publikum, soviel ist deutlich, müssen ihren Gesellschaftsvertrag über Kultur neu aushandeln und mit Leben erfüllen.

KW - Digitale Medien

KW - Urheberrecht

KW - Kulturwissenschaften allg.

KW - Kreativarbeit

M3 - Zeitschriftenaufsätze

VL - 200

SP - 73

EP - 79

JO - Vorgänge. Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik

JF - Vorgänge. Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik

SN - 0507-4150

IS - 4

ER -