Krankheit, Sterben und Tod im Leben und Schreiben europäischer Schriftsteller. Ed. Roland Berbig, Richard Faber und Christof Müller-Busch. Bd. 1: Das 18. und 19. Jahrhundert. Bd. 2: Das 20. und 21. Jahrhundert. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2017.

Publikation: Beiträge in ZeitschriftenRezensionenForschung

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title = "Krankheit, Sterben und Tod im Leben und Schreiben europ{\"a}ischer Schriftsteller. Ed. Roland Berbig, Richard Faber und Christof M{\"u}ller-Busch. Bd. 1: Das 18. und 19. Jahrhundert. Bd. 2: Das 20. und 21. Jahrhundert. W{\"u}rzburg: K{\"o}nigshausen & Neumann, 2017.",
abstract = "Krankheit, Sterben und Tod – auf diesem gef{\"a}hrlichen Terrain befinden wir uns, im Leben wie im Schreiben, immer im Bereich von Grenzverletzungen und Indiskretionen. Sie drohen durch die mit allen drei Begriffen verbundene Schwellenkonstellation, die zu janusk{\"o}pfiger Vorsicht und zugleich R{\"u}cksicht mahnt. Als Uwe Johnson etwa ein Jahr vor seinem Tod im Rahmen der NDR-Reihe „Das liebste Gedicht“ um Lesung und Interpretation seines Favoriten gebeten wurde, lehnte er einen entsprechenden Kommentar ab. In einem tr{\"o}stenden Brief an die Freundin Sonja Richter, deren Mann gerade gestorben war, offenbarte er jedoch kurz darauf seine Liebe zu Theodor Fontanes Todesgedicht „Leben“ und die Beweggr{\"u}nde f{\"u}r die Wahl, verbunden mit dem unzweideutigen Hinweis an die Adressatin: „for your eyes only“. Offensichtlich hat sich die – systembedingt – auf Publikation, also „Offensichtlichmachung“, angewiesene Literaturgeschichtsschreibung im Falle Johnsons einmal mehr nicht an diese klare Vorgabe gehalten, denn der Brief ist im Nachlass einzusehen, die Korrespondenz bekannt. Auch die drei Herausgeber des hier zu rezensierenden zweib{\"a}ndigen Kompendiums erw{\"a}hnen sie zu Beginn ihres Vorworts, allerdings nur, um Johnson die Interpretation des Fontane- Gedichts abzunehmen und einer unwiderlegbaren Deutung zuzuf{\"u}hren: „Leben ist untrennbar vom Sterben.“ Nun ja, so basal diese Aussage erscheint, beim Leser, der die mehr als sechshundert Seiten umfassenden B{\"a}nde in Angriff nimmt, steigt die Spannung, wie hier nun die Gratwanderung zwischen den beiden Abgr{\"u}nden der Enttabuisierung und der Indiskretion gemeistert wird. ",
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RIS

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T1 - Krankheit, Sterben und Tod im Leben und Schreiben europäischer Schriftsteller. Ed. Roland Berbig, Richard Faber und Christof Müller-Busch. Bd. 1: Das 18. und 19. Jahrhundert. Bd. 2: Das 20. und 21. Jahrhundert. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2017.

AU - Steierwald, Ulrike Regine

PY - 2019

Y1 - 2019

N2 - Krankheit, Sterben und Tod – auf diesem gefährlichen Terrain befinden wir uns, im Leben wie im Schreiben, immer im Bereich von Grenzverletzungen und Indiskretionen. Sie drohen durch die mit allen drei Begriffen verbundene Schwellenkonstellation, die zu janusköpfiger Vorsicht und zugleich Rücksicht mahnt. Als Uwe Johnson etwa ein Jahr vor seinem Tod im Rahmen der NDR-Reihe „Das liebste Gedicht“ um Lesung und Interpretation seines Favoriten gebeten wurde, lehnte er einen entsprechenden Kommentar ab. In einem tröstenden Brief an die Freundin Sonja Richter, deren Mann gerade gestorben war, offenbarte er jedoch kurz darauf seine Liebe zu Theodor Fontanes Todesgedicht „Leben“ und die Beweggründe für die Wahl, verbunden mit dem unzweideutigen Hinweis an die Adressatin: „for your eyes only“. Offensichtlich hat sich die – systembedingt – auf Publikation, also „Offensichtlichmachung“, angewiesene Literaturgeschichtsschreibung im Falle Johnsons einmal mehr nicht an diese klare Vorgabe gehalten, denn der Brief ist im Nachlass einzusehen, die Korrespondenz bekannt. Auch die drei Herausgeber des hier zu rezensierenden zweibändigen Kompendiums erwähnen sie zu Beginn ihres Vorworts, allerdings nur, um Johnson die Interpretation des Fontane- Gedichts abzunehmen und einer unwiderlegbaren Deutung zuzuführen: „Leben ist untrennbar vom Sterben.“ Nun ja, so basal diese Aussage erscheint, beim Leser, der die mehr als sechshundert Seiten umfassenden Bände in Angriff nimmt, steigt die Spannung, wie hier nun die Gratwanderung zwischen den beiden Abgründen der Enttabuisierung und der Indiskretion gemeistert wird.

AB - Krankheit, Sterben und Tod – auf diesem gefährlichen Terrain befinden wir uns, im Leben wie im Schreiben, immer im Bereich von Grenzverletzungen und Indiskretionen. Sie drohen durch die mit allen drei Begriffen verbundene Schwellenkonstellation, die zu janusköpfiger Vorsicht und zugleich Rücksicht mahnt. Als Uwe Johnson etwa ein Jahr vor seinem Tod im Rahmen der NDR-Reihe „Das liebste Gedicht“ um Lesung und Interpretation seines Favoriten gebeten wurde, lehnte er einen entsprechenden Kommentar ab. In einem tröstenden Brief an die Freundin Sonja Richter, deren Mann gerade gestorben war, offenbarte er jedoch kurz darauf seine Liebe zu Theodor Fontanes Todesgedicht „Leben“ und die Beweggründe für die Wahl, verbunden mit dem unzweideutigen Hinweis an die Adressatin: „for your eyes only“. Offensichtlich hat sich die – systembedingt – auf Publikation, also „Offensichtlichmachung“, angewiesene Literaturgeschichtsschreibung im Falle Johnsons einmal mehr nicht an diese klare Vorgabe gehalten, denn der Brief ist im Nachlass einzusehen, die Korrespondenz bekannt. Auch die drei Herausgeber des hier zu rezensierenden zweibändigen Kompendiums erwähnen sie zu Beginn ihres Vorworts, allerdings nur, um Johnson die Interpretation des Fontane- Gedichts abzunehmen und einer unwiderlegbaren Deutung zuzuführen: „Leben ist untrennbar vom Sterben.“ Nun ja, so basal diese Aussage erscheint, beim Leser, der die mehr als sechshundert Seiten umfassenden Bände in Angriff nimmt, steigt die Spannung, wie hier nun die Gratwanderung zwischen den beiden Abgründen der Enttabuisierung und der Indiskretion gemeistert wird.

KW - Literaturwissenschaft

M3 - Rezensionen

VL - 171

SP - 160

EP - 163

JO - Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen

JF - Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen

SN - 0003-8970

IS - 1

ER -

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