Bakterien und Pilze haben keine Lobby: Gentechnisch veränderte Mikroorganismen und ihre Akzeptanz in der Lebensmittelproduktion

Publikation: Arbeits- oder Diskussionspapiere und BerichteArbeits- oder Diskussionspapiere

Authors

  • Heidrun Schmitt
Ausgehend von der Annahme, dass gentechnische Verfahren abhängig vom Kontext ihrer Nutzung unterschiedliche gesellschaftliche Akzeptanz erfahren, wird in diesem PoNa-Paper erhoben und dargestellt, wie gentechnisch veränderte Mikroorganismen in der Lebensmittelproduktion von Politik und Wissenschaft sowie von explizit gentechnikkritischen Akteuren beurteilt werden. Durch die theoretische Einbettung in das Konzept der gesellschaftlichen Naturverhältnisse und mittels einer diskursanalytischen Untersuchung von 26 im Internet auffindbaren Dokumenten werden akteursspezifische Deutungsprozesse identifiziert. Diese aktualisieren unter Verweis auf „geschlossene“ Anwendungssysteme die Differenz von Natur und Gesellschaft, indem gentechnisch veränderte Mikroorganismen diskursiv Natur entzogen werden. Die identifizierten Deutungsprozesse dienen akteursübergreifend der Bewältigung eines antizipierten Risikos, welches mit der Herstellung
und Nutzung von gentechnisch veränderten Mikroorganismen verbunden wird. Dieses diskursive Risikomanagement steht jedoch in deutlichem Widerspruch zur materiellen Entsorgungspraxis von gentechnisch veränderten Mikroorganismen, welche – entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen – nach ihrer Nutzung in die Umwelt entlassen werden.
OriginalspracheDeutsch
ErscheinungsortLüneburg
VerlagLeuphana Universität Lüneburg
Anzahl der Seiten62
PublikationsstatusErschienen - 2011

Dokumente