Frühjahrstagung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE). Sektion Medienpädagogik 2017
Aktivität: Wissenschaftliche und künstlerische Veranstaltungen › Konferenzen › Forschung
Henrike Friedrichs-Liesenkötter - Präsentator*in
Smartphones im Unterricht - Wollen das Schüler_innen überhaupt?
In den letzten Jahren hat die Bildungspolitik ihre Bemühungen hinsichtlich des Einsatzes digitaler Medien im Schulunterricht intensiviert, jüngst im Rahmen des 2016 veröffentlichten Strategiepapiers „Bildung in der digitalen Welt“ der KMK und der geplanten Ausstattungsinitiative des BMBF (2016). Mit Blick auf aktuelle quantitative Studien wird deutlich, dass die digitale Medienausstattung in Schulen zwar deutlich zugenommen hat, der Einsatz sich jedoch vor allem auf Präsentationen von Inhalten und Internetrecherche beläuft und kreative Gestaltungsmöglichkeiten ungenutzt bleiben (vgl. BITKOM 2015, S. 36). Des Weiteren ist zwar die Nutzung von mobilen Medien wie Smartphones im Unterricht deutlich gestiegen, über 60% der in einer Studie der Initiative D21 (2016, S. 12 ) befragten Schüler_innen nutzen jedoch kein Smartphone im Unterricht, obwohl dieses mittels Bring Your Own Device prinzipiell leicht zu bewältigen wäre. Eine mögliche Erklärung für den selteneren Einsatz von Smartphones gegenüber anderen Medien im Unterricht, sind ein medialer Habitus der Lehrkräfte, der welcher einer Nutzung in der Schule entgegensteht (vgl. Kommer und Biermann 2012; Mutsch 2012). Während im Hinblick auf medienbezogene Haltungen von Lehrkräften verschiedene Studien vorliegen (vgl. auch Bastian und Aufenanger 2015), besteht im Hinblick auf die medienbezogenen Haltungen von Schüler_innen im Kontext Schule ein Forschungsdesiderat. So wird meist in empirischen Studien und medienpädagogischen Projekten die Vorannahme getroffen, dass vor allem die Lehrer_innen von den Vorteilen des Medieneinsatzes überzeugt und besser ausgebildet werden müssten. Wegen der hohen privaten Medienaffinität und -nutzung von Schüler_innen (vgl. mpfs 2016) wird davon ausgegangen, dass diese einem vermehrten Medieneinsatz in der Schule prinzipiell positiv gegenüber ständen. Diese Annahme kann die Studie des BITKOM (2015) zwar untermauern, doch es fehlen detaillierte Erkenntnisse, wie sich die Schüler_innen einen vermehrten Einsatz von digitalen Medien vorstellen und ob und inwiefern auch kritische medienbezogene Haltungen zur schulischen Nutzung bestehen. Hieran setzt das vorliegende explorative Lehr-/ Forschungsprojekt unter der Leitung von Henrike Friedrichs-Liesenkötter an, welches im Sommersemester 2015 (06-07/2015) an der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Bielefeld umgesetzt wurde. Hierbei gestalteten Studierende Unterrichtsstunden unter Verwendung des Smartphones an weiterführenden Schulen in Nordrhein-Westfalen. Im Nachgang wurden zwei Gruppendiskussionen mit den beteiligten Schüler_innen und zwei leitfadengestützte Interviews mit den beteiligten Lehrkräften durchgeführt. Die zentrale Forschungsfrage war, wie sich der mediale Habitus von Lehrkräften und Schüler_innen in Bezug auf den Einsatz von Smartphones und weiteren digitalen Medien im Unterricht gestaltet. Es wird also ein Ausschnitt des medialen Habitus betrachtet. Die Auswertung erfolgte mittels der dokumentarischen Methode (vgl. Bohnsack et al. 2013). Der Fokus des Vortrags auf der DGfE-Tagung liegt auf den Ergebnissen der Gruppendiskussionen mit den Schüler_innen. Ein zentrales Ergebnis der Gruppendiskussionen ist, dass die Schüler_innen digitale Medien zwar als relevanten Teil ihres privaten Alltags verstehen, sich jedoch einen beschränkten Medieneinsatz im Unterricht wünschen. Während der Orientierungsrahmen von Gruppe 1 darauf rekurriert, dass die Nutzung des Internets dazu führe, dass man sich kognitiv weniger betätige, argumentiert Gruppe 2, dass sich die Schüler_innen aufgrund ihrer eigenen privaten hohen Mediennutzung auch für Smartphone-freie Zonen und Zeiten aussprechen. Welche Bedeutung die Ergebnisse für den Einsatz digitaler Medien im Unterricht und für die Lehrer_innenbildung haben, soll auf der Tagung diskutiert werden. Literatur Bastian, J./Aufenanger, S. (2015): Medienbezogene Vorstellungen von (angehenden) Lehrpersonen. In: Schiefner-Rohs, M./Gómez Tutor, C./ Menzer, C. (Hrsg.): Lehrer.Bildung.Medien. Herausforderungen für die Entwicklung und Gestaltung von Schule. Hohengehren, S. 19-33. BITKOM (2015): Digitale Schule – vernetztes Lernen. Ergebnisse repräsentativer Schüler- und Lehrerbefragungen zum Einsatz digitaler Medien im Schulunterricht. URL: https://www.bitkom.org/Publikationen/2015/Studien/Digitale-SchulevernetztesLernen/BITKOM-Studie-Digitale-Schule-2015.pdf [Stand: 28.11.2016]. Bohnsack, R./Nentwig-Gesemann, I./Nohl, A.-M. (Hrsg.) (2013): Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung (3. Aufl.). Wiesbaden, S. 241-270. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2016): Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft. Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. URL: https://www.bmbf.de/files/Bildungsoffensive_fuer_die_digitale_Wissensgesellschaft.pdf [Stand: 28.11.2016]. Initiative D21 (2016): Sonderstudie <<Schule digital>>. Lehrwelt, Lernwelt, Lebenswelt: Digitale Bildung im Dreieck SchülerInnen – Eltern – Lehrkräfte. URL: http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/C-D/d21-sonderstudie-schule-digital,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf [Stand: 28.11.2016]. Kommer, S. & Biermann, R. (2012). Der mediale Habitus von (angehenden) LehrerInnen. Medienbezogene Dispositionen und Medienhandeln von Lehramtsstudierenden. In R. Schulz-Zander, B. Eickelmann, H. Moser, H. Niesyto & P. Grell (Hrsg.), Jahrbuch Medienpädagogik 9. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 81-108. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2016): JIM-Studie 2016. Jugend, Information, (Multi-) Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. URL: https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2016/JIM_Studie_2016.pdf. Stuttgart. [Stand: 28.11.2016]. Mutsch, U. (2012): Der mediale Habitus von Volksschulkindern und ihren Lehrerinnen und Lehrern. Eine empirische Studie zur Genese schulischer Medienkultur als Aushandlungsprozess habituellen Medienhandelns. URL: http://othes.univie.ac.at/23971/1/2012-10-18_0104284.pdf. [Stand: 28.11.2016].
In den letzten Jahren hat die Bildungspolitik ihre Bemühungen hinsichtlich des Einsatzes digitaler Medien im Schulunterricht intensiviert, jüngst im Rahmen des 2016 veröffentlichten Strategiepapiers „Bildung in der digitalen Welt“ der KMK und der geplanten Ausstattungsinitiative des BMBF (2016). Mit Blick auf aktuelle quantitative Studien wird deutlich, dass die digitale Medienausstattung in Schulen zwar deutlich zugenommen hat, der Einsatz sich jedoch vor allem auf Präsentationen von Inhalten und Internetrecherche beläuft und kreative Gestaltungsmöglichkeiten ungenutzt bleiben (vgl. BITKOM 2015, S. 36). Des Weiteren ist zwar die Nutzung von mobilen Medien wie Smartphones im Unterricht deutlich gestiegen, über 60% der in einer Studie der Initiative D21 (2016, S. 12 ) befragten Schüler_innen nutzen jedoch kein Smartphone im Unterricht, obwohl dieses mittels Bring Your Own Device prinzipiell leicht zu bewältigen wäre. Eine mögliche Erklärung für den selteneren Einsatz von Smartphones gegenüber anderen Medien im Unterricht, sind ein medialer Habitus der Lehrkräfte, der welcher einer Nutzung in der Schule entgegensteht (vgl. Kommer und Biermann 2012; Mutsch 2012). Während im Hinblick auf medienbezogene Haltungen von Lehrkräften verschiedene Studien vorliegen (vgl. auch Bastian und Aufenanger 2015), besteht im Hinblick auf die medienbezogenen Haltungen von Schüler_innen im Kontext Schule ein Forschungsdesiderat. So wird meist in empirischen Studien und medienpädagogischen Projekten die Vorannahme getroffen, dass vor allem die Lehrer_innen von den Vorteilen des Medieneinsatzes überzeugt und besser ausgebildet werden müssten. Wegen der hohen privaten Medienaffinität und -nutzung von Schüler_innen (vgl. mpfs 2016) wird davon ausgegangen, dass diese einem vermehrten Medieneinsatz in der Schule prinzipiell positiv gegenüber ständen. Diese Annahme kann die Studie des BITKOM (2015) zwar untermauern, doch es fehlen detaillierte Erkenntnisse, wie sich die Schüler_innen einen vermehrten Einsatz von digitalen Medien vorstellen und ob und inwiefern auch kritische medienbezogene Haltungen zur schulischen Nutzung bestehen. Hieran setzt das vorliegende explorative Lehr-/ Forschungsprojekt unter der Leitung von Henrike Friedrichs-Liesenkötter an, welches im Sommersemester 2015 (06-07/2015) an der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Bielefeld umgesetzt wurde. Hierbei gestalteten Studierende Unterrichtsstunden unter Verwendung des Smartphones an weiterführenden Schulen in Nordrhein-Westfalen. Im Nachgang wurden zwei Gruppendiskussionen mit den beteiligten Schüler_innen und zwei leitfadengestützte Interviews mit den beteiligten Lehrkräften durchgeführt. Die zentrale Forschungsfrage war, wie sich der mediale Habitus von Lehrkräften und Schüler_innen in Bezug auf den Einsatz von Smartphones und weiteren digitalen Medien im Unterricht gestaltet. Es wird also ein Ausschnitt des medialen Habitus betrachtet. Die Auswertung erfolgte mittels der dokumentarischen Methode (vgl. Bohnsack et al. 2013). Der Fokus des Vortrags auf der DGfE-Tagung liegt auf den Ergebnissen der Gruppendiskussionen mit den Schüler_innen. Ein zentrales Ergebnis der Gruppendiskussionen ist, dass die Schüler_innen digitale Medien zwar als relevanten Teil ihres privaten Alltags verstehen, sich jedoch einen beschränkten Medieneinsatz im Unterricht wünschen. Während der Orientierungsrahmen von Gruppe 1 darauf rekurriert, dass die Nutzung des Internets dazu führe, dass man sich kognitiv weniger betätige, argumentiert Gruppe 2, dass sich die Schüler_innen aufgrund ihrer eigenen privaten hohen Mediennutzung auch für Smartphone-freie Zonen und Zeiten aussprechen. Welche Bedeutung die Ergebnisse für den Einsatz digitaler Medien im Unterricht und für die Lehrer_innenbildung haben, soll auf der Tagung diskutiert werden. Literatur Bastian, J./Aufenanger, S. (2015): Medienbezogene Vorstellungen von (angehenden) Lehrpersonen. In: Schiefner-Rohs, M./Gómez Tutor, C./ Menzer, C. (Hrsg.): Lehrer.Bildung.Medien. Herausforderungen für die Entwicklung und Gestaltung von Schule. Hohengehren, S. 19-33. BITKOM (2015): Digitale Schule – vernetztes Lernen. Ergebnisse repräsentativer Schüler- und Lehrerbefragungen zum Einsatz digitaler Medien im Schulunterricht. URL: https://www.bitkom.org/Publikationen/2015/Studien/Digitale-SchulevernetztesLernen/BITKOM-Studie-Digitale-Schule-2015.pdf [Stand: 28.11.2016]. Bohnsack, R./Nentwig-Gesemann, I./Nohl, A.-M. (Hrsg.) (2013): Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung (3. Aufl.). Wiesbaden, S. 241-270. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2016): Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft. Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. URL: https://www.bmbf.de/files/Bildungsoffensive_fuer_die_digitale_Wissensgesellschaft.pdf [Stand: 28.11.2016]. Initiative D21 (2016): Sonderstudie <<Schule digital>>. Lehrwelt, Lernwelt, Lebenswelt: Digitale Bildung im Dreieck SchülerInnen – Eltern – Lehrkräfte. URL: http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/C-D/d21-sonderstudie-schule-digital,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf [Stand: 28.11.2016]. Kommer, S. & Biermann, R. (2012). Der mediale Habitus von (angehenden) LehrerInnen. Medienbezogene Dispositionen und Medienhandeln von Lehramtsstudierenden. In R. Schulz-Zander, B. Eickelmann, H. Moser, H. Niesyto & P. Grell (Hrsg.), Jahrbuch Medienpädagogik 9. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 81-108. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) (2016): JIM-Studie 2016. Jugend, Information, (Multi-) Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. URL: https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2016/JIM_Studie_2016.pdf. Stuttgart. [Stand: 28.11.2016]. Mutsch, U. (2012): Der mediale Habitus von Volksschulkindern und ihren Lehrerinnen und Lehrern. Eine empirische Studie zur Genese schulischer Medienkultur als Aushandlungsprozess habituellen Medienhandelns. URL: http://othes.univie.ac.at/23971/1/2012-10-18_0104284.pdf. [Stand: 28.11.2016].
09.03.2017 → 10.03.2017
Frühjahrstagung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE). Sektion Medienpädagogik 2017
Veranstaltung
Frühjahrstagung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE). Sektion Medienpädagogik 2017: „Digitale Bildung“. Medienbezogene Bildungskonzepte für die nächste Gesellschaft.
09.03.17 → 10.03.17
Mainz, DeutschlandVeranstaltung: Konferenz
- Empirische Bildungsforschung