Zur Vereinbarkeit rationalistischer und kulturalistischer Ansätze in der Politikwissenschaft: Das Beispiel der Parteienfinanzierung in Schweden

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Rationalistische und kulturalistische Ansätze stehen sich in der Politikwissenschaft dem Anschein nach unvereinbar gegenüber. Rationalistische Ansätze betonen die Bedeutung materieller Faktoren für politische Prozesse und zielen vor allem auf Akteure und ihre endogenen Interessen sowie die Bedeutung von Institutionen ab. Kulturalistische Ansätze betonen hingegen die Rolle kulturell tradierter Codes, die der Entstehung der Interessen der Akteure gleichsam vorangehen und ihre kollektiven Identitäten prägen. Für Rationalisten
ist die Welt demnach maßgeblich durch den Willen der Akteure geprägt, während sie für Kulturalisten eher einer Vorstellung gleicht, in der die Akteure exogen bestimmte Rollen spielen. Wendet man beide Ansätze auf ein konkretes Problem, hier die Entwicklung
der Parteienfinanzierung in Schweden nach 1945, an, so zeigt sich, dass erst rationalistische und kulturalistische Ansätze zusammen eine befriedigende Erklärung für bestimmte politische Phänomene liefern können. Institutionen werden hier als Entscheidungspunkte operationalisiert, die Interessen der Akteure als Ziele der Parteien. Die maßgeblichen Diskurse sind diejenigen über institutionelle Spenden an Parteien sowie politische Korruption. Nur gemeinsam vermögen die Verfassungsreform von 1970, der daraus resultierende Wandel der Ziele der schwedischen Parteien und schließlich die Spezifika der genannten Diskurse die überwiegend staatliche Finanzierung der schwedischen Parteienund den stark konsensorientierten Modus der Entscheidungsfindung zu erklären. Rationalistische und kulturalistische Perspektiven lassen sich gewinnbringend kombinieren. Auch die politische Welt sollte als Wille und Vorstellung verstanden werden.
Original languageGerman
JournalZeitschrift für Politikwissenschaft
Volume17
Issue number1
Pages (from-to)43-60
Number of pages18
ISSN1430-6387
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Publication statusPublished - 01.01.2007
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