Risikoorientierte Prämiendifferenzierung in der Kfz-Haftpflichtversicherung: mehr Prämiengerechtigkeit und weniger Verkehrsunfälle?

Research output: Journal contributionsJournal articlesResearchpeer-review

Standard

Risikoorientierte Prämiendifferenzierung in der Kfz-Haftpflichtversicherung: mehr Prämiengerechtigkeit und weniger Verkehrsunfälle? / Growitsch, Christian; Schade, Klaus-Dieter; Schwarze, Reinmund et al.
In: Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft, Vol. 95, No. 2, 01.06.2006, p. 225-249.

Research output: Journal contributionsJournal articlesResearchpeer-review

Harvard

APA

Vancouver

Bibtex

@article{5645137d2ae24154957e89a7bf783513,
title = "Risikoorientierte Pr{\"a}miendifferenzierung in der Kfz-Haftpflichtversicherung: mehr Pr{\"a}miengerechtigkeit und weniger Verkehrsunf{\"a}lle?",
abstract = "Neuere empirische Studien und ausl{\"a}ndische Erfahrungen zeigen, dass durch eine Risikodifferenzierung in der Kfz-Haftpflichtversicherung Anreize zur Verbesserung der Verkehrssicherheit genutzt werden k{\"o}nnen. Ansatzpunkte hierf{\"u}r bestehen vor allem darin, das verkehrsgef{\"a}hrdende Verhalten und nicht erst den Unfall mit Pr{\"a}mienzuschl{\"a}gen zu sanktionieren, unmittelbar den verantwortlichen Fahrer mit dem Bonus zu belohnen bzw. mit dem Malus zu bestrafen und nicht nur den Unfall, sondern auch die Unfallschwere im Malus zu ber{\"u}cksichtigen. In diesem Beitrag werden die M{\"o}glichkeiten gepr{\"u}ft, die Ausgestaltung der Pr{\"a}miendifferenzierung in der Kfz-Haftpflichtversicherung verst{\"a}rkt zur Verbesserung der Verkehrssicherheit einzusetzen. Dazu wird auf der Grundlage einer theoretischen und empirischen Bestandsaufnahme der Pr{\"a}miendifferenzierung in der Kfz-Haftpflichtversicherung untersucht, ob und wie Pr{\"a}mienzuschl{\"a}ge an die Auff{\"a}lligkeit im Verkehrszentralregister gekn{\"u}pft werden k{\"o}nnen. Empirische Analysen zeigen, dass mit Hilfe der Eintragungen im VZR eine gute Vorhersage {\"u}ber ein zuk{\"u}nftig erh{\"o}htes individuelles Verkehrsrisiko getroffen werden kann. Studien des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigen dabei enorme Unterschiede der individuellen Risikodisposition, die den Faktor 10 oder gar 20 deutlich {\"u}bersteigen. Mit der Kombination von nur drei Risikomerkmalen (Geschlecht, Alter und Anzahl der VZR-Eintragungen) kann eine umfassende Risikodifferenzierung in der Kfz-Haftpflichtversicherung erreicht werden. Eine gute Risikodifferenzierung w{\"a}re in der Kfz-Haftpflicht also ohne „Tarifdschungel” auf Basis einfach {\"u}berpr{\"u}fbarer Tarifmerkmale prospektiv m{\"o}glich. Der Gesetzgeber kann ein punktebasiertes Modell der Pr{\"a}miendifferenzierung aus europarechtlichen Gr{\"u}nden nicht vorschreiben. Die Versicherer k{\"o}nnen aber ein solches Modell auf freiwilliger Basis ohne weiteres einf{\"u}hren. Als auf Freiwilligkeit basierendes System der Pr{\"a}miendifferenzierung verletzt es weder das Recht auf informationelle Selbstbestimmung noch das Datenschutzrecht. Das punktebasierte Modell der Risikodifferenzierung erweist sich damit als wirksam und praktikabel. Ob es sich tats{\"a}chlich am deutschen Markt durchsetzt, h{\"a}ngt von der Bereitschaft der Versicherungsunternehmen ab, ein solches Modell zu erproben.",
keywords = "Volkswirtschaftslehre",
author = "Christian Growitsch and Klaus-Dieter Schade and Reinmund Schwarze and Hans-Peter Schwintowski and Thomas Wein",
note = "Zsfassung in engl. Sprache",
year = "2006",
month = jun,
day = "1",
doi = "10.1007/BF03353505",
language = "Deutsch",
volume = "95",
pages = "225--249",
journal = "Zeitschrift f{\"u}r die gesamte Versicherungswissenschaft",
issn = "0044-2585",
publisher = "Duncker & Humblot GmbH",
number = "2",

}

RIS

TY - JOUR

T1 - Risikoorientierte Prämiendifferenzierung in der Kfz-Haftpflichtversicherung

T2 - mehr Prämiengerechtigkeit und weniger Verkehrsunfälle?

AU - Growitsch, Christian

AU - Schade, Klaus-Dieter

AU - Schwarze, Reinmund

AU - Schwintowski, Hans-Peter

AU - Wein, Thomas

N1 - Zsfassung in engl. Sprache

PY - 2006/6/1

Y1 - 2006/6/1

N2 - Neuere empirische Studien und ausländische Erfahrungen zeigen, dass durch eine Risikodifferenzierung in der Kfz-Haftpflichtversicherung Anreize zur Verbesserung der Verkehrssicherheit genutzt werden können. Ansatzpunkte hierfür bestehen vor allem darin, das verkehrsgefährdende Verhalten und nicht erst den Unfall mit Prämienzuschlägen zu sanktionieren, unmittelbar den verantwortlichen Fahrer mit dem Bonus zu belohnen bzw. mit dem Malus zu bestrafen und nicht nur den Unfall, sondern auch die Unfallschwere im Malus zu berücksichtigen. In diesem Beitrag werden die Möglichkeiten geprüft, die Ausgestaltung der Prämiendifferenzierung in der Kfz-Haftpflichtversicherung verstärkt zur Verbesserung der Verkehrssicherheit einzusetzen. Dazu wird auf der Grundlage einer theoretischen und empirischen Bestandsaufnahme der Prämiendifferenzierung in der Kfz-Haftpflichtversicherung untersucht, ob und wie Prämienzuschläge an die Auffälligkeit im Verkehrszentralregister geknüpft werden können. Empirische Analysen zeigen, dass mit Hilfe der Eintragungen im VZR eine gute Vorhersage über ein zukünftig erhöhtes individuelles Verkehrsrisiko getroffen werden kann. Studien des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigen dabei enorme Unterschiede der individuellen Risikodisposition, die den Faktor 10 oder gar 20 deutlich übersteigen. Mit der Kombination von nur drei Risikomerkmalen (Geschlecht, Alter und Anzahl der VZR-Eintragungen) kann eine umfassende Risikodifferenzierung in der Kfz-Haftpflichtversicherung erreicht werden. Eine gute Risikodifferenzierung wäre in der Kfz-Haftpflicht also ohne „Tarifdschungel” auf Basis einfach überprüfbarer Tarifmerkmale prospektiv möglich. Der Gesetzgeber kann ein punktebasiertes Modell der Prämiendifferenzierung aus europarechtlichen Gründen nicht vorschreiben. Die Versicherer können aber ein solches Modell auf freiwilliger Basis ohne weiteres einführen. Als auf Freiwilligkeit basierendes System der Prämiendifferenzierung verletzt es weder das Recht auf informationelle Selbstbestimmung noch das Datenschutzrecht. Das punktebasierte Modell der Risikodifferenzierung erweist sich damit als wirksam und praktikabel. Ob es sich tatsächlich am deutschen Markt durchsetzt, hängt von der Bereitschaft der Versicherungsunternehmen ab, ein solches Modell zu erproben.

AB - Neuere empirische Studien und ausländische Erfahrungen zeigen, dass durch eine Risikodifferenzierung in der Kfz-Haftpflichtversicherung Anreize zur Verbesserung der Verkehrssicherheit genutzt werden können. Ansatzpunkte hierfür bestehen vor allem darin, das verkehrsgefährdende Verhalten und nicht erst den Unfall mit Prämienzuschlägen zu sanktionieren, unmittelbar den verantwortlichen Fahrer mit dem Bonus zu belohnen bzw. mit dem Malus zu bestrafen und nicht nur den Unfall, sondern auch die Unfallschwere im Malus zu berücksichtigen. In diesem Beitrag werden die Möglichkeiten geprüft, die Ausgestaltung der Prämiendifferenzierung in der Kfz-Haftpflichtversicherung verstärkt zur Verbesserung der Verkehrssicherheit einzusetzen. Dazu wird auf der Grundlage einer theoretischen und empirischen Bestandsaufnahme der Prämiendifferenzierung in der Kfz-Haftpflichtversicherung untersucht, ob und wie Prämienzuschläge an die Auffälligkeit im Verkehrszentralregister geknüpft werden können. Empirische Analysen zeigen, dass mit Hilfe der Eintragungen im VZR eine gute Vorhersage über ein zukünftig erhöhtes individuelles Verkehrsrisiko getroffen werden kann. Studien des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigen dabei enorme Unterschiede der individuellen Risikodisposition, die den Faktor 10 oder gar 20 deutlich übersteigen. Mit der Kombination von nur drei Risikomerkmalen (Geschlecht, Alter und Anzahl der VZR-Eintragungen) kann eine umfassende Risikodifferenzierung in der Kfz-Haftpflichtversicherung erreicht werden. Eine gute Risikodifferenzierung wäre in der Kfz-Haftpflicht also ohne „Tarifdschungel” auf Basis einfach überprüfbarer Tarifmerkmale prospektiv möglich. Der Gesetzgeber kann ein punktebasiertes Modell der Prämiendifferenzierung aus europarechtlichen Gründen nicht vorschreiben. Die Versicherer können aber ein solches Modell auf freiwilliger Basis ohne weiteres einführen. Als auf Freiwilligkeit basierendes System der Prämiendifferenzierung verletzt es weder das Recht auf informationelle Selbstbestimmung noch das Datenschutzrecht. Das punktebasierte Modell der Risikodifferenzierung erweist sich damit als wirksam und praktikabel. Ob es sich tatsächlich am deutschen Markt durchsetzt, hängt von der Bereitschaft der Versicherungsunternehmen ab, ein solches Modell zu erproben.

KW - Volkswirtschaftslehre

UR - https://www.mendeley.com/catalogue/d0d9b1b1-6d77-3176-9801-617442f4c5a5/

U2 - 10.1007/BF03353505

DO - 10.1007/BF03353505

M3 - Zeitschriftenaufsätze

VL - 95

SP - 225

EP - 249

JO - Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft

JF - Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft

SN - 0044-2585

IS - 2

ER -

DOI

Recently viewed

Publications

  1. Es gibt so viel zu, warum gegen evidenzbasiertes Management polemisieren?
  2. „Vor Gott und Menschen angenehm…“ Wahrheitsanspruch und Toleranz im religiösen Pluralismus
  3. Book Review: European Welfare States and Supranational Governance of Social Policy, by A. Johnson (Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2005, ISBN 1403939950)
  4. Sozialkonstruktivismus I
  5. Aktuelle Entwicklungen im Baurecht
  6. Worauf soll man beim Vortrag achten? sprecherisch-rhetorische Grundqualifikationen zur Verbesserung der Präsentationsleistung
  7. Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben: Grundsätze
  8. Willkommen, Mr. Chance
  9. Triathlon
  10. Die Gegenwart Gottes im Raum des Todes
  11. Exports, R&D and Productivity in German Business Services Firms: A test of the Bustos-model
  12. Fluide Säcke
  13. Schleiermacher. Christmas Dialogue, the Second Speech, and Other Selections
  14. Kurt Schwitters und Erst Jünger am Romsdalenfjord
  15. Konzeption des IPN-Projekts "Didaktisch optimierter Einsatz Neuer Medien im naturwissenschaftlichen Unterricht"
  16. Lasst den Vorhang herunter! Die Kunst beginnt...
  17. Biodiversität erfolgreich managen
  18. Forschung in der Schulpraxis - Anmerkungen zur Gestaltung eines vernachlässigten Raumes unter dem Dach einheitlicher sozialwissenschaftlicher Forschung
  19. Editorial
  20. Informelles Lernen und nachhaltige Entwicklung
  21. Geschäftsführung ohne Auftrag (§§ 677-687)
  22. Distance-sensitivity of German imports
  23. Leistungsorientierte Vergütung in Nonprofit-Organisationen?
  24. Consumer (Co-)Ownership in Renewables in Germany
  25. Restoration ecology meets carabidology: effects of floodplain restitution on ground beetles (Coleoptera, Carabidae)
  26. Complementarity, impatience, and the resilience of natural-resource-dependent economies
  27. Warum die Vaterschaft Anerkennung eingebüßt hat
  28. Strukturwandel der Öffentlichkeit
  29. Simulative Souveränität
  30. Enforcing Obligations Erga Omnes in International Law.
  31. Nachhaltigkeit in der Automobilproduktion
  32. Anbahnung des Arbeitsverhältnisses
  33. Das Schätzen von Größen – welche Antwort ist angemessen?
  34. Der Beitrag der Social Media zur Partizipation