Kultur als Materialität oder Material – Diskurstheorie oder Diskursanalyse?

Research output: Contributions to collected editions/worksArticle in conference proceedingsResearchpeer-review

Standard

Kultur als Materialität oder Material – Diskurstheorie oder Diskursanalyse? / Schrage, Dominik.
Soziale Ungleichheit – Kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2. ed. / Karl-Siegbert Rehberg. Vol. 2 Campus Verlag, 2006. p. 1806-1813 (Deutsche Gesellschaft für Soziologie : Verhandlungen des ... Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie; No. 32).

Research output: Contributions to collected editions/worksArticle in conference proceedingsResearchpeer-review

Harvard

Schrage, D 2006, Kultur als Materialität oder Material – Diskurstheorie oder Diskursanalyse? in K-S Rehberg (ed.), Soziale Ungleichheit – Kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2. vol. 2, Deutsche Gesellschaft für Soziologie : Verhandlungen des ... Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, no. 32, Campus Verlag, pp. 1806-1813, 32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie - 2004, München, Germany, 04.10.04. <https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-144246>

APA

Schrage, D. (2006). Kultur als Materialität oder Material – Diskurstheorie oder Diskursanalyse? In K.-S. Rehberg (Ed.), Soziale Ungleichheit – Kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2 (Vol. 2, pp. 1806-1813). (Deutsche Gesellschaft für Soziologie : Verhandlungen des ... Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie; No. 32). Campus Verlag. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-144246

Vancouver

Schrage D. Kultur als Materialität oder Material – Diskurstheorie oder Diskursanalyse? In Rehberg KS, editor, Soziale Ungleichheit – Kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2. Vol. 2. Campus Verlag. 2006. p. 1806-1813. (Deutsche Gesellschaft für Soziologie : Verhandlungen des ... Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie; 32).

Bibtex

@inbook{d2f114fdeaef4645aaf776bb4754398f,
title = "Kultur als Materialit{\"a}t oder Material – Diskurstheorie oder Diskursanalyse?",
abstract = "Die Abgrenzung eines auf Michael Foucaults Arbeiten zur{\"u}ckgehenden Diskurskonzeptsvon anderen Diskurs-Begrifflichkeiten geh{\"o}rt zum Standardrepertoire von Einf{\"u}hrungen in das Thema. Ist einmal gekl{\"a}rt, dass mit 'Diskurs' weder die habermassche Konsensfiktion noch der Gegenstand der linguistischen Diskursanalyse gemeint ist, steht allerdings eine zweite, weit weniger offensichtliche Entscheidung an - die Entscheidung zwischen den Optionen 'Diskurstheorie' und 'Diskursanalyse'. Die Option 'Diskurstheorie' fasst 'Diskurs' als einen Wirklichkeitsbereich auf, der im Wesentlichen durch einschr{\"a}nkende und kanalisierende Machtmechanismen reguliert wird; er hat deshalb institutionellen Charakter. Sie ist daran erkennbar, dass von 'dem Diskurs' (Singular) die Rede ist. 'Materialit{\"a}t' ist in diesem Kontext vor allemals Verweis auf die zwingende, d.h. {\"u}berindividuelle Kraft des Diskurses zu verstehen - ganz im Sinne der durkheimschen Definition soziologischer Tatbest{\"a}nde, wenn auch macht- und differenztheoretisch erweitert. Die Option 'Diskursanalyse' setzt demgegen{\"u}ber bei empirisch vorfindbarem 'Material' an und nutzt das Diskurskonzept dazu, mit den untersuchten Sinnph{\"a}nomenenverbundene intentionale Vorverst{\"a}ndnisse kontrolliert abzubauen. Die Funktion von 'Diskurs' ist dabei eine pragmatische, welche Desidentifikation (bez{\"u}glich 'selbstverst{\"a}ndlicher' Bedeutungen) und Reflexion (im Sinne einer {\"U}berpr{\"u}fung auch der forschungsleitenden Vorverst{\"a}ndnisse) erm{\"o}glichen soll. Bei der Diskursanalyse geht es also nicht um 'den Diskurs' als solchen, sondern um je spezifische Diskurse und deren Regelm{\"a}{\ss}igkeiten, wobei ihre Isolierung und Analyse forschungsstrategisch, und nicht durch eine vorab formulierte Theorie legitimiert ist. F{\"u}r eine Kultursoziologie, die das Diskurskonzept Foucaultscher Pr{\"a}gung nutzt, f{\"a}llt mit der Entscheidung zwischen Diskurstheorie und Diskursanalyse zugleich auch die Entscheidung zwischen einer Perspektive, die die 'Materialit{\"a}t der Kultur' betont und einer Betrachtung von 'Kultur als Material' kultursoziologischer Forschungen. Liegt der Vorteil des Diskurskonzeptes darin, dass die durkheimsche Konzeption des Sozialen um die Sprach- und Dingdimension erweitert wird? Oder darin, dass die forschungsstrategische Kopplung von Desidentifikation und Reflexion Kulturph{\"a}nomene zu erschlie{\ss}en erlaubt, die klassische (kultur-)soziologische Ans{\"a}tze aufgrund normativer Vorverst{\"a}ndigungen nicht in den Blick genommen haben?",
keywords = "Soziologie",
author = "Dominik Schrage",
year = "2006",
language = "Deutsch",
isbn = "978-3-593-37887-9",
volume = "2",
series = "Deutsche Gesellschaft f{\"u}r Soziologie : Verhandlungen des ... Kongresses der Deutschen Gesellschaft f{\"u}r Soziologie",
publisher = "Campus Verlag",
number = "32",
pages = "1806--1813",
editor = "Karl-Siegbert Rehberg",
booktitle = "Soziale Ungleichheit – Kulturelle Unterschiede",
note = "32. Kongress der Deutschen Gesellschaft f{\"u}r Soziologie - 2004 : Soziale Ungleichheit – kulturelle Unterschiede, 32. Kongress der DGS - 2004 ; Conference date: 04-10-2004 Through 08-10-2004",
url = "https://www.bildungssoziologie.de/tagungen/archiv.html?page_e7=6",

}

RIS

TY - CHAP

T1 - Kultur als Materialität oder Material – Diskurstheorie oder Diskursanalyse?

AU - Schrage, Dominik

N1 - Conference code: 32

PY - 2006

Y1 - 2006

N2 - Die Abgrenzung eines auf Michael Foucaults Arbeiten zurückgehenden Diskurskonzeptsvon anderen Diskurs-Begrifflichkeiten gehört zum Standardrepertoire von Einführungen in das Thema. Ist einmal geklärt, dass mit 'Diskurs' weder die habermassche Konsensfiktion noch der Gegenstand der linguistischen Diskursanalyse gemeint ist, steht allerdings eine zweite, weit weniger offensichtliche Entscheidung an - die Entscheidung zwischen den Optionen 'Diskurstheorie' und 'Diskursanalyse'. Die Option 'Diskurstheorie' fasst 'Diskurs' als einen Wirklichkeitsbereich auf, der im Wesentlichen durch einschränkende und kanalisierende Machtmechanismen reguliert wird; er hat deshalb institutionellen Charakter. Sie ist daran erkennbar, dass von 'dem Diskurs' (Singular) die Rede ist. 'Materialität' ist in diesem Kontext vor allemals Verweis auf die zwingende, d.h. überindividuelle Kraft des Diskurses zu verstehen - ganz im Sinne der durkheimschen Definition soziologischer Tatbestände, wenn auch macht- und differenztheoretisch erweitert. Die Option 'Diskursanalyse' setzt demgegenüber bei empirisch vorfindbarem 'Material' an und nutzt das Diskurskonzept dazu, mit den untersuchten Sinnphänomenenverbundene intentionale Vorverständnisse kontrolliert abzubauen. Die Funktion von 'Diskurs' ist dabei eine pragmatische, welche Desidentifikation (bezüglich 'selbstverständlicher' Bedeutungen) und Reflexion (im Sinne einer Überprüfung auch der forschungsleitenden Vorverständnisse) ermöglichen soll. Bei der Diskursanalyse geht es also nicht um 'den Diskurs' als solchen, sondern um je spezifische Diskurse und deren Regelmäßigkeiten, wobei ihre Isolierung und Analyse forschungsstrategisch, und nicht durch eine vorab formulierte Theorie legitimiert ist. Für eine Kultursoziologie, die das Diskurskonzept Foucaultscher Prägung nutzt, fällt mit der Entscheidung zwischen Diskurstheorie und Diskursanalyse zugleich auch die Entscheidung zwischen einer Perspektive, die die 'Materialität der Kultur' betont und einer Betrachtung von 'Kultur als Material' kultursoziologischer Forschungen. Liegt der Vorteil des Diskurskonzeptes darin, dass die durkheimsche Konzeption des Sozialen um die Sprach- und Dingdimension erweitert wird? Oder darin, dass die forschungsstrategische Kopplung von Desidentifikation und Reflexion Kulturphänomene zu erschließen erlaubt, die klassische (kultur-)soziologische Ansätze aufgrund normativer Vorverständigungen nicht in den Blick genommen haben?

AB - Die Abgrenzung eines auf Michael Foucaults Arbeiten zurückgehenden Diskurskonzeptsvon anderen Diskurs-Begrifflichkeiten gehört zum Standardrepertoire von Einführungen in das Thema. Ist einmal geklärt, dass mit 'Diskurs' weder die habermassche Konsensfiktion noch der Gegenstand der linguistischen Diskursanalyse gemeint ist, steht allerdings eine zweite, weit weniger offensichtliche Entscheidung an - die Entscheidung zwischen den Optionen 'Diskurstheorie' und 'Diskursanalyse'. Die Option 'Diskurstheorie' fasst 'Diskurs' als einen Wirklichkeitsbereich auf, der im Wesentlichen durch einschränkende und kanalisierende Machtmechanismen reguliert wird; er hat deshalb institutionellen Charakter. Sie ist daran erkennbar, dass von 'dem Diskurs' (Singular) die Rede ist. 'Materialität' ist in diesem Kontext vor allemals Verweis auf die zwingende, d.h. überindividuelle Kraft des Diskurses zu verstehen - ganz im Sinne der durkheimschen Definition soziologischer Tatbestände, wenn auch macht- und differenztheoretisch erweitert. Die Option 'Diskursanalyse' setzt demgegenüber bei empirisch vorfindbarem 'Material' an und nutzt das Diskurskonzept dazu, mit den untersuchten Sinnphänomenenverbundene intentionale Vorverständnisse kontrolliert abzubauen. Die Funktion von 'Diskurs' ist dabei eine pragmatische, welche Desidentifikation (bezüglich 'selbstverständlicher' Bedeutungen) und Reflexion (im Sinne einer Überprüfung auch der forschungsleitenden Vorverständnisse) ermöglichen soll. Bei der Diskursanalyse geht es also nicht um 'den Diskurs' als solchen, sondern um je spezifische Diskurse und deren Regelmäßigkeiten, wobei ihre Isolierung und Analyse forschungsstrategisch, und nicht durch eine vorab formulierte Theorie legitimiert ist. Für eine Kultursoziologie, die das Diskurskonzept Foucaultscher Prägung nutzt, fällt mit der Entscheidung zwischen Diskurstheorie und Diskursanalyse zugleich auch die Entscheidung zwischen einer Perspektive, die die 'Materialität der Kultur' betont und einer Betrachtung von 'Kultur als Material' kultursoziologischer Forschungen. Liegt der Vorteil des Diskurskonzeptes darin, dass die durkheimsche Konzeption des Sozialen um die Sprach- und Dingdimension erweitert wird? Oder darin, dass die forschungsstrategische Kopplung von Desidentifikation und Reflexion Kulturphänomene zu erschließen erlaubt, die klassische (kultur-)soziologische Ansätze aufgrund normativer Vorverständigungen nicht in den Blick genommen haben?

KW - Soziologie

M3 - Aufsätze in Konferenzbänden

SN - 978-3-593-37887-9

SN - 3-593-37887-6

VL - 2

T3 - Deutsche Gesellschaft für Soziologie : Verhandlungen des ... Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie

SP - 1806

EP - 1813

BT - Soziale Ungleichheit – Kulturelle Unterschiede

A2 - Rehberg, Karl-Siegbert

PB - Campus Verlag

T2 - 32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie - 2004

Y2 - 4 October 2004 through 8 October 2004

ER -