Hat ein Kind eine Pflicht, Blutstammzellen für ein krankes Geschwisterkind zu spenden?

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Hat ein Kind eine Pflicht, Blutstammzellen für ein krankes Geschwisterkind zu spenden? / Schües, Christina; Rehmann-Sutter , Christoph.
In: Ethik in der Medizin , Vol. 25, No. 2, 06.2013, p. 89-102 .

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title = "Hat ein Kind eine Pflicht, Blutstammzellen f{\"u}r ein krankes Geschwisterkind zu spenden?",
abstract = "Die allogene Transplantation von Blutstammzellen aus dem K{\"o}rper von Kindern, die der Spende nicht selbst zustimmen k{\"o}nnen, in den K{\"o}rper eines kranken Geschwisterkindes wirft schwierige ethische Fragen auf. Wie kann ein risikobehafteter, fremdn{\"u}tziger medizinischer Eingriff ethisch gerechtfertigt werden? In dieser Arbeit werden Argumente kritisch untersucht, nach denen das Spenderkind eine Pflicht habe, bei der Transplantation mitzumachen. Die Idee der Pflicht ist nachvollziehbar aus der Perspektive der Eltern, die zwar in einem F{\"u}rsorgekonflikt sind (ein Kind zu Gunsten der Rettung des anderen verletzen zu m{\"u}ssen), aber selbst eine Pflicht haben, f{\"u}r das Leben des kranken Kindes zu k{\"a}mpfen. Eine Analyse des Pflichtbegriffs zeigt jedoch, dass die Erf{\"u}llung einer Pflicht daran gebunden ist, entscheidungskompetent zu sein. Drei Wege werden untersucht, eine solche Pflicht dennochzuzuschreiben: i) die Eltern {\"u}bertragenihre Pflicht auf das Kind; ii) die Interessen des Spenderkindes implizieren eine Pflicht; iii) Geschwisterkinder haben aufgrund ihrer vertrauten Familienbeziehungen Pflichten untereinander, die auch die Pflicht zu spenden beinhalten. Alle drei Zuschreibungsstrategien werden als unhaltbar kritisiert. Das Ergebnis lautet, dass die Pflicht, einem Geschwisterkind K{\"o}rpergewebe zu spenden, einem nicht-einwilligungsf{\"a}higen Kind nicht zugeschrieben werden kann. Andere philosophische Ans{\"a}tze zur Stammzellspende von Kindern an Familienangeh{\"o}rige m{\"u}ssten entwickelt und gepr{\"u}ft werden.",
keywords = "Philosophie, Stammzelltransplantation, P{\"a}diatrische Onkologie, Gewebespende von Minderj{\"a}hrigen, Lebendspende, Kindeswohl, Pflicht zur Spende, stem cell transplantation, pediatric onkology, tissue donation by minors, live donation, best interests of the child, duty to donate",
author = "Christina Sch{\"u}es and Christoph Rehmann-Sutter",
year = "2013",
month = jun,
doi = "10.1007/s00481-012-0202-z",
language = "Deutsch",
volume = "25",
pages = "89--102 ",
journal = "Ethik in der Medizin ",
issn = "0935-7335",
publisher = "Springer",
number = "2",

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RIS

TY - JOUR

T1 - Hat ein Kind eine Pflicht, Blutstammzellen für ein krankes Geschwisterkind zu spenden?

AU - Schües, Christina

AU - Rehmann-Sutter , Christoph

PY - 2013/6

Y1 - 2013/6

N2 - Die allogene Transplantation von Blutstammzellen aus dem Körper von Kindern, die der Spende nicht selbst zustimmen können, in den Körper eines kranken Geschwisterkindes wirft schwierige ethische Fragen auf. Wie kann ein risikobehafteter, fremdnütziger medizinischer Eingriff ethisch gerechtfertigt werden? In dieser Arbeit werden Argumente kritisch untersucht, nach denen das Spenderkind eine Pflicht habe, bei der Transplantation mitzumachen. Die Idee der Pflicht ist nachvollziehbar aus der Perspektive der Eltern, die zwar in einem Fürsorgekonflikt sind (ein Kind zu Gunsten der Rettung des anderen verletzen zu müssen), aber selbst eine Pflicht haben, für das Leben des kranken Kindes zu kämpfen. Eine Analyse des Pflichtbegriffs zeigt jedoch, dass die Erfüllung einer Pflicht daran gebunden ist, entscheidungskompetent zu sein. Drei Wege werden untersucht, eine solche Pflicht dennochzuzuschreiben: i) die Eltern übertragenihre Pflicht auf das Kind; ii) die Interessen des Spenderkindes implizieren eine Pflicht; iii) Geschwisterkinder haben aufgrund ihrer vertrauten Familienbeziehungen Pflichten untereinander, die auch die Pflicht zu spenden beinhalten. Alle drei Zuschreibungsstrategien werden als unhaltbar kritisiert. Das Ergebnis lautet, dass die Pflicht, einem Geschwisterkind Körpergewebe zu spenden, einem nicht-einwilligungsfähigen Kind nicht zugeschrieben werden kann. Andere philosophische Ansätze zur Stammzellspende von Kindern an Familienangehörige müssten entwickelt und geprüft werden.

AB - Die allogene Transplantation von Blutstammzellen aus dem Körper von Kindern, die der Spende nicht selbst zustimmen können, in den Körper eines kranken Geschwisterkindes wirft schwierige ethische Fragen auf. Wie kann ein risikobehafteter, fremdnütziger medizinischer Eingriff ethisch gerechtfertigt werden? In dieser Arbeit werden Argumente kritisch untersucht, nach denen das Spenderkind eine Pflicht habe, bei der Transplantation mitzumachen. Die Idee der Pflicht ist nachvollziehbar aus der Perspektive der Eltern, die zwar in einem Fürsorgekonflikt sind (ein Kind zu Gunsten der Rettung des anderen verletzen zu müssen), aber selbst eine Pflicht haben, für das Leben des kranken Kindes zu kämpfen. Eine Analyse des Pflichtbegriffs zeigt jedoch, dass die Erfüllung einer Pflicht daran gebunden ist, entscheidungskompetent zu sein. Drei Wege werden untersucht, eine solche Pflicht dennochzuzuschreiben: i) die Eltern übertragenihre Pflicht auf das Kind; ii) die Interessen des Spenderkindes implizieren eine Pflicht; iii) Geschwisterkinder haben aufgrund ihrer vertrauten Familienbeziehungen Pflichten untereinander, die auch die Pflicht zu spenden beinhalten. Alle drei Zuschreibungsstrategien werden als unhaltbar kritisiert. Das Ergebnis lautet, dass die Pflicht, einem Geschwisterkind Körpergewebe zu spenden, einem nicht-einwilligungsfähigen Kind nicht zugeschrieben werden kann. Andere philosophische Ansätze zur Stammzellspende von Kindern an Familienangehörige müssten entwickelt und geprüft werden.

KW - Philosophie

KW - Stammzelltransplantation

KW - Pädiatrische Onkologie

KW - Gewebespende von Minderjährigen

KW - Lebendspende

KW - Kindeswohl

KW - Pflicht zur Spende

KW - stem cell transplantation

KW - pediatric onkology

KW - tissue donation by minors

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UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=84878221733&partnerID=8YFLogxK

U2 - 10.1007/s00481-012-0202-z

DO - 10.1007/s00481-012-0202-z

M3 - Zeitschriftenaufsätze

VL - 25

SP - 89

EP - 102

JO - Ethik in der Medizin

JF - Ethik in der Medizin

SN - 0935-7335

IS - 2

ER -