Ausdruck, Ausstrahlung, Aura: Synästhesien der Beseelung im Medienzeitalter

Research output: Books and anthologiesCollected editions and anthologiesResearch

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Ausdruck, Ausstrahlung, Aura: Synästhesien der Beseelung im Medienzeitalter. / Clausberg, Karl (Editor); Bisanz, Elize (Editor).
Bad Honnef: Hippocampus Verlag, 2007. 271 p.

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title = "Ausdruck, Ausstrahlung, Aura: Syn{\"a}sthesien der Beseelung im Medienzeitalter",
abstract = "Syn{\"a}sthesie-Forschung konzentriert sich in erster Linie auf klinische F{\"a}lle: auf die wenigen echten Syn{\"a}sthetiker, die zwangsl{\"a}ufig Farben h{\"o}ren, T{\"o}ne schmecken und so weiter. Gleichwohl wird betont, da{\ss} syn{\"a}sthetisches Erleben Vorstufe und Voraussetzung f{\"u}r metaphorisches Denken und Sprechen ist. Doch bewu{\ss}ter, freier Gebrauch von Metaphern, von {\"u}bertragenen Bildern, werde teuer erkauft: mit dem Verlust urspr{\"u}nglicher Vielsinnigkeit.Der vorliegende Sammelband er{\"o}ffnet mit seinen Beitr{\"a}gen aus Medizin, Natur- und Geisteswissenschaften Ausblicke auf das historische Panorama mehrsinniger Erfahrungen — und ihnen geltender Theorien, die sich zwischen den Leitbegriffen Ausdruck und Aura ausspannen lassen. Freilich: »Ausdruck« und »Aura« benannten zun{\"a}chst unterschiedliche Dom{\"a}nen der Erfahrung, die getrennt voneinander gehalten wurden. Doch gerade in der Gegen{\"u}berstellung und Verschr{\"a}nkung mit mehrsinnigen Erfahrungsweisen lassen sich ungewohnte Gesamtkonturen der Kultur- und Geistesgeschichte beleuchten und herausheben:Hamburger Warburg-Kreis und Frankfurter Schule, Benjamin und die Ausdrucksproblematik markieren einen Dreh- und Angelpunkt, auf den viele der hier zusammengestellten Beitr{\"a}ge aus verschiedenen Blickwinkeln sich beziehen oder bezogen werden k{\"o}nnen; sie liefern auch den »weichen« Verst{\"a}ndnishintergrund f{\"u}r die »h{\"a}rteren« klinischen Aspekte, die ihrerseits immer schon zur Vorgeschichte von Ausdrucks- und Aura-Forschungen geh{\"o}rten. Das Buch hat zum Ziel, diesen Br{\"u}ckenschlag zwischen geistes- und naturwissenschaftlichen Dom{\"a}nen der Kulturgeschichte als grundlegende Notwendigkeit einer »weiterf{\"u}hrenden R{\"u}ckversicherung« zum Bewu{\ss}tsein zu bringen.Das auf der 2. Internationalen Fachkonferenz f{\"u}r Syn{\"a}sthesieforschung (1. – 3.12.2006; Leitung Prof. Hinderk Emrich) an der Medizinischen Hochschule Hannover vorgestellte Buch antizipierte und akzentuierte eine bemerkenswerte Wende: weg von rein klinisch isolierenden Untersuchungen, hin zu kulturhistorischen Einbettungen und R{\"u}ckkopplungsprozessen. Es gibt nicht nur elementare Syn{\"a}sthesien – etwa im Sinne der audition color{\'e}e: je eine Farbe f{\"u}r einen Ton. Syn{\"a}sthesien erscheinen vielmehr eingebettet in komplexen Tr{\"a}gerformen, die kulturell gepr{\"a}gt laufender Ver{\"a}nderung unterliegen. Hinzu kommt nun eine nachhaltige Erweiterung neuronaler Erkl{\"a}rungsmodelle f{\"u}r mehrsinniges Empfinden, die in Hannoverausf{\"u}hrlich diskutiert wurde. Die Vorstellung von Syn{\"a}sthesien als ›archaischem‹ Erbteil vorkultureller Konditionen wird nun auch von neurowissenschaftlicher Seite in Frage gestellt: Gr{\"o}{\ss}ere Variationen in der Bahnung oder Hemmung von Hirnaktivit{\"a}ten werden in Erw{\"a}gung gezogen, weil offenbar Syn{\"a}sthesien auch bei ›normalen‹ Menschen infolge von Migr{\"a}ne oder Drogengebrauch auftreten. — Fazit: Syn{\"a}sthetiker sind keine Au{\ss}enseiter; sie erleben vielmehr besonders intensiv und deutlich, was von der Mehrheit der Mitmenschen eher passiv erfahren und verstanden wird. Damit er{\"o}ffnen sich Perspektiven, die schon einmal in der Syn{\"a}sthesie-Forschung tonangebend gewesen sind. Das Buch vermittelt Einblicke in die reiche Geschichte unserer von Syn{\"a}sthesien durchtr{\"a}nkten Kultur.",
keywords = "Kunstwissenschaft",
editor = "Karl Clausberg and Elize Bisanz",
year = "2007",
language = "Deutsch",
isbn = "978-3-936817-22-5",
publisher = "Hippocampus Verlag",
address = "Deutschland",

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RIS

TY - BOOK

T1 - Ausdruck, Ausstrahlung, Aura

T2 - Synästhesien der Beseelung im Medienzeitalter

A2 - Clausberg, Karl

A2 - Bisanz, Elize

PY - 2007

Y1 - 2007

N2 - Synästhesie-Forschung konzentriert sich in erster Linie auf klinische Fälle: auf die wenigen echten Synästhetiker, die zwangsläufig Farben hören, Töne schmecken und so weiter. Gleichwohl wird betont, daß synästhetisches Erleben Vorstufe und Voraussetzung für metaphorisches Denken und Sprechen ist. Doch bewußter, freier Gebrauch von Metaphern, von übertragenen Bildern, werde teuer erkauft: mit dem Verlust ursprünglicher Vielsinnigkeit.Der vorliegende Sammelband eröffnet mit seinen Beiträgen aus Medizin, Natur- und Geisteswissenschaften Ausblicke auf das historische Panorama mehrsinniger Erfahrungen — und ihnen geltender Theorien, die sich zwischen den Leitbegriffen Ausdruck und Aura ausspannen lassen. Freilich: »Ausdruck« und »Aura« benannten zunächst unterschiedliche Domänen der Erfahrung, die getrennt voneinander gehalten wurden. Doch gerade in der Gegenüberstellung und Verschränkung mit mehrsinnigen Erfahrungsweisen lassen sich ungewohnte Gesamtkonturen der Kultur- und Geistesgeschichte beleuchten und herausheben:Hamburger Warburg-Kreis und Frankfurter Schule, Benjamin und die Ausdrucksproblematik markieren einen Dreh- und Angelpunkt, auf den viele der hier zusammengestellten Beiträge aus verschiedenen Blickwinkeln sich beziehen oder bezogen werden können; sie liefern auch den »weichen« Verständnishintergrund für die »härteren« klinischen Aspekte, die ihrerseits immer schon zur Vorgeschichte von Ausdrucks- und Aura-Forschungen gehörten. Das Buch hat zum Ziel, diesen Brückenschlag zwischen geistes- und naturwissenschaftlichen Domänen der Kulturgeschichte als grundlegende Notwendigkeit einer »weiterführenden Rückversicherung« zum Bewußtsein zu bringen.Das auf der 2. Internationalen Fachkonferenz für Synästhesieforschung (1. – 3.12.2006; Leitung Prof. Hinderk Emrich) an der Medizinischen Hochschule Hannover vorgestellte Buch antizipierte und akzentuierte eine bemerkenswerte Wende: weg von rein klinisch isolierenden Untersuchungen, hin zu kulturhistorischen Einbettungen und Rückkopplungsprozessen. Es gibt nicht nur elementare Synästhesien – etwa im Sinne der audition colorée: je eine Farbe für einen Ton. Synästhesien erscheinen vielmehr eingebettet in komplexen Trägerformen, die kulturell geprägt laufender Veränderung unterliegen. Hinzu kommt nun eine nachhaltige Erweiterung neuronaler Erklärungsmodelle für mehrsinniges Empfinden, die in Hannoverausführlich diskutiert wurde. Die Vorstellung von Synästhesien als ›archaischem‹ Erbteil vorkultureller Konditionen wird nun auch von neurowissenschaftlicher Seite in Frage gestellt: Größere Variationen in der Bahnung oder Hemmung von Hirnaktivitäten werden in Erwägung gezogen, weil offenbar Synästhesien auch bei ›normalen‹ Menschen infolge von Migräne oder Drogengebrauch auftreten. — Fazit: Synästhetiker sind keine Außenseiter; sie erleben vielmehr besonders intensiv und deutlich, was von der Mehrheit der Mitmenschen eher passiv erfahren und verstanden wird. Damit eröffnen sich Perspektiven, die schon einmal in der Synästhesie-Forschung tonangebend gewesen sind. Das Buch vermittelt Einblicke in die reiche Geschichte unserer von Synästhesien durchtränkten Kultur.

AB - Synästhesie-Forschung konzentriert sich in erster Linie auf klinische Fälle: auf die wenigen echten Synästhetiker, die zwangsläufig Farben hören, Töne schmecken und so weiter. Gleichwohl wird betont, daß synästhetisches Erleben Vorstufe und Voraussetzung für metaphorisches Denken und Sprechen ist. Doch bewußter, freier Gebrauch von Metaphern, von übertragenen Bildern, werde teuer erkauft: mit dem Verlust ursprünglicher Vielsinnigkeit.Der vorliegende Sammelband eröffnet mit seinen Beiträgen aus Medizin, Natur- und Geisteswissenschaften Ausblicke auf das historische Panorama mehrsinniger Erfahrungen — und ihnen geltender Theorien, die sich zwischen den Leitbegriffen Ausdruck und Aura ausspannen lassen. Freilich: »Ausdruck« und »Aura« benannten zunächst unterschiedliche Domänen der Erfahrung, die getrennt voneinander gehalten wurden. Doch gerade in der Gegenüberstellung und Verschränkung mit mehrsinnigen Erfahrungsweisen lassen sich ungewohnte Gesamtkonturen der Kultur- und Geistesgeschichte beleuchten und herausheben:Hamburger Warburg-Kreis und Frankfurter Schule, Benjamin und die Ausdrucksproblematik markieren einen Dreh- und Angelpunkt, auf den viele der hier zusammengestellten Beiträge aus verschiedenen Blickwinkeln sich beziehen oder bezogen werden können; sie liefern auch den »weichen« Verständnishintergrund für die »härteren« klinischen Aspekte, die ihrerseits immer schon zur Vorgeschichte von Ausdrucks- und Aura-Forschungen gehörten. Das Buch hat zum Ziel, diesen Brückenschlag zwischen geistes- und naturwissenschaftlichen Domänen der Kulturgeschichte als grundlegende Notwendigkeit einer »weiterführenden Rückversicherung« zum Bewußtsein zu bringen.Das auf der 2. Internationalen Fachkonferenz für Synästhesieforschung (1. – 3.12.2006; Leitung Prof. Hinderk Emrich) an der Medizinischen Hochschule Hannover vorgestellte Buch antizipierte und akzentuierte eine bemerkenswerte Wende: weg von rein klinisch isolierenden Untersuchungen, hin zu kulturhistorischen Einbettungen und Rückkopplungsprozessen. Es gibt nicht nur elementare Synästhesien – etwa im Sinne der audition colorée: je eine Farbe für einen Ton. Synästhesien erscheinen vielmehr eingebettet in komplexen Trägerformen, die kulturell geprägt laufender Veränderung unterliegen. Hinzu kommt nun eine nachhaltige Erweiterung neuronaler Erklärungsmodelle für mehrsinniges Empfinden, die in Hannoverausführlich diskutiert wurde. Die Vorstellung von Synästhesien als ›archaischem‹ Erbteil vorkultureller Konditionen wird nun auch von neurowissenschaftlicher Seite in Frage gestellt: Größere Variationen in der Bahnung oder Hemmung von Hirnaktivitäten werden in Erwägung gezogen, weil offenbar Synästhesien auch bei ›normalen‹ Menschen infolge von Migräne oder Drogengebrauch auftreten. — Fazit: Synästhetiker sind keine Außenseiter; sie erleben vielmehr besonders intensiv und deutlich, was von der Mehrheit der Mitmenschen eher passiv erfahren und verstanden wird. Damit eröffnen sich Perspektiven, die schon einmal in der Synästhesie-Forschung tonangebend gewesen sind. Das Buch vermittelt Einblicke in die reiche Geschichte unserer von Synästhesien durchtränkten Kultur.

KW - Kunstwissenschaft

UR - http://d-nb.info/982348681

M3 - Sammelwerke und Anthologien

SN - 978-3-936817-22-5

BT - Ausdruck, Ausstrahlung, Aura

PB - Hippocampus Verlag

CY - Bad Honnef

ER -

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